Zurückkehren

von

Mit einer Liebesanalogie zu beginnen, wäre einfach: Es war uns beiden klar, das hier wird nur eine Beziehung auf Zeit. Intensiv, schön, zerreißend, mit Wehmut und Schmerz am Ende.
Die Zeit war intensiv, weil das Ende von Anfang an feststand: Wir kannten das Datum, den Moment, an dem sich unsere Wege trennen würden. Das klare Wissen um die Vergänglichkeit machte das Erlebte so kostbar, so einzigartig, so stark.

In den Wochen, Monaten danach haben wir gelitten, und uns die Beziehung und die Nähe mehr als alles andere zurück gewünscht. Jede Erinnerung haben wir mystifiziert, verklärt. Wir wollten wieder zurück, zueinander, verzehrten uns gar sehnend nach vergangenen Tagen.

Und nun passiert eben das – das wonach wir uns sehnten, wird wahr: Ich kehre zurück. Die Beziehung, die doch ganz sicher als beendet schien, ist es doch nicht. Die Sehnsucht nach der aufregenden, intensiven Zeit wird gestillt. Endlich.

In Wirklichkeit, abseits dieser mir noch nicht so gefallenden Burgen-Liebesanalogie, endet so etwas meist im Desaster. Denn: Vergangenes sollte Vergangenes bleiben. Ex bleibt Ex. Und: Die Sehnsucht, das innig Gewünschte, das herbeigesehnte Gefühl, sollte nicht gestillt, nicht erfüllt werden. Dieses Gefühl lebt – gar nährt sich davon, niemals zu enden. Es braucht mystische Verklärung, das Wissen um die Nichterfüllung, der Unerreichbarkeit, sonst schwindet es ganz schnell im Alltag, verblasst, wird grau und vergeht. Naja, so irgendwie.

Aber wie schon erwähnt, diese Liebesanalogie wäre zu naheliegend und sie passt auch nicht so wirklich, wie ich finde. Denn zur Burg Sooneck zurückzukommen, ist nicht wie das Beleben einer schönen Romanze. Es ist irgendwie ganz anders:

Als ich Anfang der Woche das Zimmer betrat, in dem ich den letzten Sommer verbrachte, war es wie eine Heimkehr, aber gleichzeitig war es doch fremd. Überall kleben Erinnerungen. Diesmal sind es meine, die vom Gemäuer aufgesogen wurden und nun sichtbar werden. Mein Blick wandert über die Wand und sie wird zur Projektionsfläche des Erlebten, Gesichter, Gesprächsfetzen tauchen auf. Der Ort lässt mich intensiver erinnern. Mein Kopf wird quasi nur eingeladen, Momente abzuspielen. Das ist schön und gleichzeitig bewegend, vielleicht auch ein wenig traurig. Weil mir mal wieder bewusst wird, wie Zeit und vor allem wie schnell sie vergeht.

Gleichzeitig frage ich mich, was genau anders, was das Fremde ist: Ich hatte nicht damit gerechnet, wiederzukommen. Das war nicht der Plan. Jetzt bin ich da, nur weniger als Burgenbloggerin, sondern als Mareike Knevels. Die nun in dem Burgzimmer schreibt und arbeitet – ein Refugium, einen Rückzugsort hat. Meine Perspektive ist ein wenig anders. Wie genau, wird sich noch herausstellen.

Vor einem Jahr standen über dem Burgzimmer Besucher, denke ich. Die Schritte konnte ich durch die Holzdecke wunderbar hören. Diesmal ist alles still. Schon mehrmals habe ich mich gefragt, ob das Vogelgezwitscher im letzten Jahr auch so laut war. Wahrscheinlich nicht. Aber genau kann ich es nicht sagen. Es ist schön, wieder hier zu sein. Auf den Rhein zu sehen und das Mittelrheintal zu erleben. Ein wenig wie Heimkehr, ein woher, ein wohin, sein und ankommen. Und eigentlich sollte nun ein anderer hier sein und nicht ich. Auch das fühlt sich ein wenig seltsam an.

Aber das ist jetzt erstmal in Ordnung, zumindest für mich. Ich weiß noch nicht, wie viel ich auf dem Blog schreiben werde, möchte keine Versprechungen machen. Die ein oder andere Geschichte wird es sein. Momente, die ich teilen möchte. Mit Zeichnungen, Illustrationen von mir. Ansonsten werde ich an meinem Buch schreiben. Recherchieren, sammeln, zeichnen und etwas produzieren, auf das man gespannt sein darf.

Jetzt freue ich mich erst einmal wieder hier zu sein. Und ein wenig ist es doch wie mit der Liebe, aber nur ein wenig.

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