Total totes Tal?

von

Für alle, die hier – wie ich zuweilen – einen Rappel kriegen zwischen all den Premiumwanderwegen und Kulturdenkmälern: Das junge Mittelrheintal, elektronische Musik, neue Medien und so – alle wach?

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Elektro-Festival in Bingen? Ja, Tatsache, man zappelt vorm Mäusturm. Bisschen einsam, aber immerhin.

Seit dem #Siffgate ist dieser bescheidene Burgenblog ja plötzlich auf dem Radar ganz Rheinland-Pfalz’ (Yeah, noch ein Deppenapostroph). Das merke ich zum Beispiel daran, dass sich neuerdings sogar die stellvertretende Ministerpräsidentin Eveline Lemke eine halbe Stunde Zeit nimmt, um mit mir persönlich zu sprechen. Das freut mich. Nachdem ich mir nun sicher sein kann, dass die Junge Union meinen Blog „cool“ findet, ist es Zeit für eine Zumutung. Deshalb die Frage: Wie cool ist’s hier eigentlich? Alle reden vom Silicon Valley, warum nicht mal vom Middle Rhine Valley? Ich glaube: Weil keiner mehr da ist. Es gibt hier neben den Alteingesessenen zwar noch Schüler und einige junge Familien. Aber meine Generation zwischen 20 und 30 flieht systematisch das Tal.

Bisher habe ich das Mittelrheintal trutschig genannt, wandernde Senioren portraitiert und mich gefragt, wie die 18-Jährige neue Loreley das wohl aushält, zwei Jahre lang fremder Leute Haare zu kämmen… Irgendwann ertappte ich mich selber dabei zu glauben, das gesamte Mittelrheintal bestünde aus den drei Begriffen: Premiumwandern, Kulturlandschaft und Welterbe. Aber da muss doch noch mehr sein. Also, wie kann ich nun die Erwartungshaltung meiner Leserschaft möglichst rabiat brechen? Richtig: mit Techno. Deshalb bin ich am heutigen Sonntag spontan auf ein klitzekleines Bingener Open-Air-Festival gegangen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so etwas gibt. Es nannte sich recharge.im.park und ist wohl der Versuch einer versifften Jugend kalkulierten Ausbruch zu proben. Nein, im Ernst: Es gab dort feine Klänge, zappelnde Menschen, Jungs mit Turnbeuteln und Skinny Jeans, Mädchen mit Lennon-Brillen und Ethno-Jumpsuits. Und ich dachte: Aber Hallo Mittelrheintal!

Im Landtag sagte der Mister Welterbe Walter Schumacher neulich so schön: Auf diesem Burgenblog sei eine digitale Gemeinschaft entstanden. Nachdem die Abgeordnete der Grünen dann noch vom „Hasch-Tag“ redete und meinte, es gäbe zum #Siffgate genau neun Retweets (worüber einige herzhaft gelacht haben), stellte ich mir die Frage: Was muss passieren, damit aus der Generation meines Alters eines Tages Mittelrheiner werden, die ihre Region mit Liebe und Kraft schützen – und doch eigene Wege finden, dieses Tal aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken? Unter anderem deshalb habe ich ja neulich mit der Winzertochter Anne Kauer einen Brückentag eingelegt. Aber abseits von Weinlandschaften frage ich mich, welche Gründe es für junge Menschen gibt, sich fürs Mittelrheintal zu interessieren.

Wenn es also Leserinnen und Leser in meinem Alter gibt, die auf diesem Blog nicht ausgestiegen sind, als ich das erste Mal das Wort „Bundesgartenschau“ schrieb (Spoiler: Es tauchte noch nie auf!), dann sollen die sich jetzt bitte angesprochen fühlen: Meldet euch doch mal bei mir. Ich wüsste gerne, warum ihr noch hier seid.

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Foto von rhinestagram, aufgenommen in Oberwesel

Den Burgenblog soll es ja nun auch 2016 geben, weil die Landesregierung meinte, es sei so innovationsfördernd. Dabei gab es ja vorher schon einige Leute hier, die sowas machen. Kleine Blogparade: Zum Beispiel, den Inselblog. Ein Koblenzer, der im Stande ist gute Beats auszuwählen. Das aktuelle Set läuft laut, sehr laut auf der Burg Sooneck, während diese Zeilen entstehen (An alle Police-Fans älteren Semesters: Wenn Sie bis Minute 25 hören, werden Sie einen alten Bekannten wieder treffen…) Was zum Schauen gefällig, altes Welterbe durch junge Augen fotografiert? Dann weise ich gerne auf die Emmelshausener Kollegin rhinestagram hin. Sie hat das famose Foto oben von den reizenden Rentnerinnen in Oberwesel gemacht, das auch Ausschlag für diesen Beitrag gab. Noch mehr gefällig? Wie wäre es mit dem ansehbaren Fährmann der Kauber Fähre. Oder schauen Sie sich die wunderbaren Wohnideen von Soda Pop an. Die Frau wohnt nicht in Berlin, nicht in Hamburg, nein sie lebt in Koblenz!

Erlauben wir uns nun die Frage: Was ist übermorgen? Ich war am Freitag auf einer Party eingeladen; das Welterbe feierte Geburtstag. Seit 10 Jahren gehört das Obere Mittelrheintal dazu. Zu diesem Anlass galt der Dresscode grün, von der Loreley bis zur Ministerin changierte es zwischen Olive und Türkis. Ich trug rot, auf Ratschlag eines Lesers. Es gab Häppchen und nette, aber harmlose Reden. Was mich am meisten beschäftigte: Der T-Shirt-Aufdruck der hinreißenden Kindertruppe auf der Bühne, der besagte: „Ich erbe hier mal alles“. Der zweijährige Paul hat sich als Model bereitgestellt:

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„Ich erb hier mal alles“ – Und was?

Die Frage ist nur: Was erbt er denn? Hier gibt es irre viele Orte, an denen man toll Schabernack treiben könnte – warum werden die alle immer nur für die reichlich erwartbaren Ritterfestspiele genutzt? Wann merken die Gastronomen und Wirte: Die Kegelclubs kommen nicht mehr – wenn ihr die Jungen halten wollt, müsst ihr euch was einfallen lassen. Ich finde, die Leute, die jetzt zum zweiten Mal das recharge.im.park organisiert haben, schlagen da schon einen ganz guten Weg ein: Einfach machen! Denn vor der Kulisse der Burg Ehrenfels zu tanzen, ist tatsächlich nicht  das Schlimmste auf der Welt.

Und das geht auch raus an alle Winzer: Probiert mal was Neues! In Eltville im Rheingau gibt es zum Beispiel das grandiose Heimspiel Festival. Da bin ich mit meinen Freunden letztes Jahr sogar extra aus München hingefahren. Gibt es hier im Mittelrheintal etwas Vergleichbares? Nicht dass ich wüsste. Auf der Burg Sooneck brachte heute stattdessen ein Winzer ein ausgedrucktes Infoblatt über Sulfite im Wein vorbei… Darüber wird die diesjährige Burgenbloggerin sicher nichts schreiben, nein. Aber sie freut sich, wenn mal einer wirklich was wagt.

19 Kommentare

  • Zum Bingener Open Air:
    Ich finde es natürlich gut, das es solche Veranstaltungen gibt, allerdings meines Erachtens ist das LGS Gelände an einem Sonntag Mittag nicht die Premiumlösung. Ich selbst gehöre der Szene an, aber bei einem Brunch am Sonntag mit Mutter und Schwester ist Techno und zappelnde Jugendliche das allerletzte, worauf ich Lust habe. Ebenso das dumpfe wummern von Bässen in Bingerbrück. Ich habe dort gewohnt auf höhe der ehemaligen EDEKA, dort war ich öftere Male unfreiwillig Besucher von Veranstaltungen.

    Evtl. ist es hier vielen entgangen, aber es gab in Bingen mehrere Clubs in der Vergangenheit, z.Bsp. das Palazzo, später hieß es H1 usw. Befand sich in der Binger Stadthalle. Leider musste der Club schliessen, da er so „gut“ besucht war. Und über Jahre hinweg bestand eine Drogenproblematik, mehrere Razzien und ein Anstieg der BTM Funde sowie Verstösse gegen das BtmG im Strassenverkehr taten ihr übriges (lt. Polizeiberichten der PI Bingen der Jahre 1998-2001, im Jahr 2001 waren es ein Anstieg von 43% der Auffälligkeiten im Strassenverkehr gegenüber 2000). Die schlechten Besucherzahlen waren sicherlich nicht dem Programm geschuldet, eher lag es an der Veränderung in der Gesellschaft. Selbst unsere Bloggerin hier ist für Studium, Beruf, Karriere etc. aus Frankfurt / Oder weg. Ebenso ist es mit der Binger Jugend. Hierdurch ist nicht möglich, in Bingen eine Diskothek am Leben zu halten, die ca. 2500 zahlende Personen am Wochenende benötigt, um die Unkosten zu decken. Kleinere Clubs wie das Riehtberg können sich Publikumsmagnete nicht leisten, bzw. haben nicht die Kapazität um diese durch Eintritt und Ausschank bezahlen zu können.

    Ich bin nie geflüchtet, ich liebe den Binger Charme, die Landschaft, die Leute. Im Gegenteil: Ich bin 2008 wieder nach Bingen im Alter von 29 Jahren. Hier hat man Ruhe, nicht weit bis zur nächsten Großstadt und das es im Umkreis keine Clubs gäbe ist völliger Blödsinn. Mainz und Bad Kreuznach bieten genügend Möglichkeiten in den verschiedensten Musikgenre. Bingen ist Heimat. Und soll so bleiben, wie es ist. Jeder, dem Bingen zu wenig Action bietet, hat ja die Möglichkeit, den Wohnort zu wechseln. Und ändern wird man es in naher Zukunft keiner können, auch nicht dieser Blog.

  • Ben says:

    Hallo Jessica,

    ich bin über den FAZ Artikel auf deinem Blog gelandet und muss sagen, dass dein Blog einen Blick wert ist und hoffentlich nur der Anfang einer Bewegung in die richtige Richtung.
    Das Rheintal wieder mit jungen Menschen zu füllen ist wahrscheinlich die einzige Rettung.
    Ich selbst bin 21 und auf das Gymnasium in St Goarshausen gegangen, woraufhin ich aber dann nach meinem Abschluss schnellstmöglich nach Köln geflüchtet bin.
    Eigentlich sind die Gründe offensichtlich, warum es die jungen Leute dort nicht mehr aushalten, man läuft praktisch in Gefahr vor Langeweile aus den Latschen zu fallen.
    In den jungen Teenagerjahren fängt die Vergraulung bereits an. Nach Schulschluss ist die extrem überteuerte öffentliche Verkehrsanbindung ohnehin tot. Was mit Freunden auf eigene Faust zu unternehmen, die nicht im gleichen Kuhdorf leben, ist praktisch unmöglich gewesen, am Wochenende muss man sogar 2h vorher einen Busersatz bestellen, welcher ebenfalls am Nachmittag nicht mehr fährt.
    Dementsprechend ist dann auch die Situation, wenn man älter wird, die einzige Location die Unterhaltung bietet ist Koblenz, von St Goarshausen kann man für knapp 15Euro hin und zurück, was ein ordentliches Sümmchen für einen Abend ist, nur um von A nach B zu kommen.
    Nur da bleibt selbst am Wochenende der Zug nach 12 aus, also entweder erbarmt sich ein Freund sich der Nüchternheit zu widmen und zu fahren oder man feiert bis morgens um 7 und nimmt den ersten Zug nach Hause.
    Große Alternativen bleiben nicht, Clubs gibt es keine in der näheren Umgebung und die Bars sind mit unfreundlichen alten Menschen „gefüllt“.
    Selbst ein Grillabend mit den Freunden von der anderen Rheinseite kann kaum entspannend sein, denn der Abend muss ein frühes Ende finden, da auch die Fähre nach 0Uhr (Herbst bis Frühling sogar schon um 21Uhr) dicht macht, zu der eine 100km lange Fahrt über Koblenz als Alternative steht.
    Und dazu kommt eben noch der Zuglärm, die hässlichen Gebäude, die engstirnigen konservativen Menschen, was will man da also überhaupt noch? Lohnt es sich überhaupt dortzubleiben und sich für eine Besserung einzusetzen oder sollte man lieber das Weite suchen?
    An dem Zuglärm wird sich niemals etwas ändern, für St Goarshausen vorallem ist es längst gelaufen, es wäre viel zu teuer und zu neumodisch für die Ansässigen, diesen Loreley-Ort interessant und schön zu gestalten, selbst die Schule hatte kaum Geld für einen neuen Sportplatz, welcher sowieso alle paar Jahre von dem Hochwasser überflutet wird.
    Stattdessen wird in eine überteuerte Rodelbahn investiert, für die überhaupt kein Bedarf bestand.
    Es fehlt der Region an Voraussicht, Offenheit und Engagement, letzteres besonders bei den Gastwirten, Restaurants, Bäckereien etc, schon oft habe ich gehört und mitbekommen wie intolerant diese Menschen ihr Geschäft führen, daran muss sich noch viel ändern und es ist auch kaum verwunderlich, wenn man nicht bereit ist sich für den Gast/Kunden mal eine „Extrawurst“ einzulegen, dass diese ausbleiben, dies macht sich dann bei den steigenden Preisen bemerkbar, welche sich leider halten, da keine Konkurrenz vorhanden ist.
    Also weder für Touristen, noch für junge Erwachsene eine attraktive Region, ich für meinen Teil bin froh geflüchtet zu sein und weiß die Mobilität sowie das Unterhaltungsangebot der Stadt zu schätzen.

    Liebe Grüße aus Köln :)

  • sunny says:

    Hier spricht eine, die es eigentlich gar nicht geben kann, ich bin jung (25) und aus einer Millionenstadt zurück hier her gezogen, und warum?
    Weil ich genau dass hier finde was ich am liebsten habe, wundervolle Natur, Naherholung direkt vor der Haustür, Ruhe (zu mindest wenn man nicht direkt vom Bahnlärm betroffen ist).
    Ich verstehe auch nicht wieso man jetzt hier unbedingt tolle Sachen machen muss um junge Menschen anzulocken, ich bin gerade froh darum dass hier nicht ständig irgendwelche Massenevents sind wo sich Menschen dicht an dicht drängeln und man vor lauter Reizüberflutung nicht mehr atmen kann. Ein Wald, eine Burg ein Fluss oder ein Feld vor der Haustür sind für mich persönlich und meine Lebensqualität wertvoller als hippe Events.
    Und wenn man wirklich was erleben will liegen Frankfurt und Köln jetzt auch nicht in unerreichbarer Nähe.

  • Jessica Schober says:

    Liebe Leserschaft,

    toll, wie viel Rückmeldungen ich zu diesem Text bekomme. Das Thema scheint hier viele zu bewegen. Es haben sich auch tatsächlich einige junge Menschen bei mir gemeldet. Einige, die sehr gern hier wohnen. Einige, die was vermissen.

    Und ein Leser erzählte mir vom MOA – dem Mittelrhein Open-Air-Festival, das es nun 2015 nicht mehr in Kamp-Bornhofen geben wird. Die Worte in seiner Mail: „Da hat eine unglaublich aktive Gruppe junger Menschen eine Idee, setzt sie mit viel Engagement und Einsatz ehrenamtlich um. Doch wenn es ein paar Ewiggestrigen nicht passt, ist die Idee nach drei Veranstaltungen gestorben. Und nur deshalb, weil man das Open-Air näher ins Dorf holen wollte. Verdammt traurig, denn das Mittelrhein-Openair war eine Veranstaltung, die ihres Gleichen suchte.“

    Dazu zwei Links:
    http://www.mittelrhein-openair.de/
    http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/bad-ems_artikel,-Aus-fuer-das-Mittelrhein-Open-Air-Festival-_arid,1236833.html#.VW7GSGTtmko

    Und zum Schluss noch ein Schlückchen gute Laune: Auf Facebook hat mir eine Winzerinitiative geschrieben. Vier Männer mit Mission. Die wollen die Steilhänge retten und probieren mal was Neues: http://www.gipfelstuermer-mittelrhein.de/die-initiative/

  • Sven says:

    Gerne würde ich mich mehr in die Diskussion einbringen, allerdings lebe ich einer Filterblase. Meine Filterblase besteht hauptsächlich aus Koblenz und Köln, alles dazwischen ist nur 45 min. „S-Bahn“ fahren.

  • Dietmar Muscheid says:

    Lesenswert! Und jetzt nicht weiter lamentieren, sondern macht was aus dem Mittelrheintal…..

    • Katrin says:

      Huch! Ein schneidiger Appell vom Gewerkschaftsboss. Also: Hacken zusammenschlagen und: „Jawoll!“
      (Meine Güte, wem man auf diesem Blog alles begegnet …)

  • Wichtiger Beitrag, richtiger Zungenschlag, trefflicher Blickwinkel – weil er den Mittelrhein mal nicht nur als touristische und wirtschaftliche Entwicklungslandschaft betrachtet, sondern auch als ureigenen Lebens- und Kulturraum mehrerer Generationen Einheimischer, nicht zuletzt junger Einheimischer. Dieser Aspekt müsste in der beginnenden Buga-2031-Debatte über die rein ökonomischen Erwägungen hinaus eine gewichtige Rolle spielen.
    Die heutigen Planer/Entscheider der Generation 50+ sollten an den Umstand denken, dass das von ihnen jetzt und in den nächsten Jahren aufs Gleis gesetzte Buga-Projekt die Lebenswelt ihrer Kinder und Enkel gestaltet. Weshalb jede Vorstellung, man könne für eine Mittelrhein-Buga 2031 einfach Geist, Machart, Stilistik der Buga 2011 Koblenz reanimieren, abwegig ist.
    Zwischen 2011 und 2031 liegt ein Generationenbruch. Es wäre demnach fatal, blieben heutige Weichenstellungen für eine Mittelrhein-Buga in 16 Jahren mit Nachwirkungen auf 30, 40 und mehr Jahre allein den Vorstellungen und Vorlieben von Menschen anheim gestellt, die 2031 im fortgeschrittenen Rentenalter stecken.

  • Vielen Dank nochmal auch hier an dieser Stelle, für die Erwähnung unserer Veranstaltung in Ihrem Artikel. Unsere Idee die hinter recharge steckt: Unkompliziert und familiär unsere Leidenschaft zur Musik, mit einem zauberhaften Ambiente zu kombinieren. Einfach mal relaxen und den Akku aufladen, in dem man mit seinen liebsten einen Tag im Park verbringt – recharge eben.

    Auch sei die Stadt Bingen wirklich lobend erwähnt, die uns in unserem Tun immer offen gegenübergestanden hat. Hier kann ich persönlich nur sagen, es fühlt sich so an, als wär es sehr wohl erwünscht das etwas im Park passiert. Das beste daran ist, dass wir nicht nur die Jugend ansprechen, sondern alle Altersklassen vertreten sind. So gehören zu den jungen wilden, ebenso Familien mit Ihrem Nachwuchs zu unseren Gästen.

  • Ich selbst habe jahrelang versucht, im Rockbereich etwas auf die Beine zu stellen. Vor ca. 10 Jahren hatten wir auch noch „volles Haus“, als wir im Posthofkeller Bacharach und im Weißen Ross in Trechtingshausen Konzerte organisiert haben. In Bingen gab es auch Zeiten, in denen im Kulturzentrum 1. Konzerte möglich und 2. die Besucherzahlen hoch waren.
    Es gab damals Zusammenschlüsse von diversen lokalen Musikern, die auch ein Festival am Rhein hochziehen wollten. Wir hätten alles zusammen bekommen. Gescheitert ist es – wie immer – an weißhaarigen Anwohnern, die zwar bei Uffta-Uffta-Klängen der ansässigen Blaskapellen gern die Köpfe aus den Fenstern stecken, aber bei einem Drumset die Polizei wegen Lärmbelästigung alamieren – sowie an den Leuten aus Stadtverwaltung etc., die das Ganze hätten unterstützen müssen, und natürlich auch – bei Indoor-Veranstaltungen – an der Unterstützungsverweigerung der Leute, die entsprechende Lokalitäten zur Verfügung gehabt hätten.
    Heutzutage hat sich das Thema insoweit von selbst erledigt, weil ein Großteil der Jugend ohnehin nur ihrem hedonistischen Dasein vor Handybildschirm und Facebook fröhnt und für Lokalkultur nichts mehr übrig hat.
    Alles in Allem ist das natürlich gerade für die Region Mittelrheintal absolutes Gift!
    Denn den im Grunde genommen genügend vorhandenen aktionsbereiten und kreativen Menschen vor Ort wird systematisch die Möglichkeit und Motivation zur Tat genommen.

  • Es ist sehe gerade wie wichtig es ist, dass die Burgenbloggerin jung ist.Die Bandbreite deiner Sichtweise ist so viel größer,du hast eine gewisse freche Unbekümmertheit gepaart mit Neugier.Genau die richtige Mischung für diesen Job.Grundproblem:wie erreiche ich die jungen Menschen ? Habe drei Kinder 14-18.Bei denen ist z.B.Facebook ziemlich out.In dem Moment,wo die Elterngeneration fb für sich entdeckt hat, wurde das uncool und peinlich für die Jugend.Austausch in der Generation findet ja hauptsächlich über Whatsapp statt.
    Ich kenne aber auch viele junge Leute incl.meiner Kinder die sich hier auch engagieren ( Jugendarbeit,Fasnacht etc).Sie fühlen sich hier schon wohl,aber es muss eindeutig mehr geboten werden. Wobei auch ich als Ü50 z.B. gerne öfter wild tanzen möchte :-D. Habe mit meiner Freundin schon zweimal in Bingen eine öffentliche Tanzfete organisiert. Wir suchen für eine Neuauflage unserer ‚Ohrgasmus‘ Fete noch einen passenden Raum incl.Bewirtung,wir machen Musik und Organisation.Oder eine Location,wo man abwechselnd für verschiedene Altersklassen Partymachen kann.

  • die Hälfte+X der Generation 20-25 geht Studieren -> wo? in die großen Städte -> danach arbeiten, wo? -> in den großen Städten oder nahe dran. Kaum einer der „zurückkehrt“……so einfach ist das meiner Meinung nach. Kann man das ändern? Ich glaube nicht. Man wird das Leben auf dem Land danach einrichten müssen.

  • Mary-Ann says:

    Ich denke auch, dass sich viele Gemeinden zu sehr auf Senioren bzw Tagesausflügler aus dem fernen fernen Osten konzentrieren und darüber den Blick auf das Wesentliche verlieren: Familien mit Kindern bzw. Jugendlichen.

    Vor ein paar Jahren gab es im Mäuseturmpark ein tolles Open Air mit Stanfour und Die Happy. Witterungsbedingt hat sich alles nach hinten verschoben und so rockte man noch nach Mitternacht…was habe sich die Anwohner tagelang bitterböse beschwert. Wehe es wird mal etwas lauter oder ausgelassener gefeiert.

    Spielplätze sollen doch besser Parkplätzen weichen….noch vorhandene werden nicht gepfelgt usw.
    Betreuungszeiten der KiTas müssten überdacht werden. Fast jeder muss das Tal zum Arbeiten verlassen. Da reicht es nicht,wenn die KiTa erst um 8 öffnet.

    Naja…kleine Fortschritte sind erkennbar. Wir sind kürzlich nach Urbar gezogen und mir scheint, hier können Kinder noch frei und unbeschwert aufwachsen.

    • Tim says:

      „Wir sind kürzlich nach Urbar gezogen und mir scheint, hier können Kinder noch frei und unbeschwert aufwachsen.“ Genau aus dem Grund wohnen wir in Steeg! Mir ist es wichtiger das meine Kinder unbeschwert aufwachsen können als ein Supermarkt vor der Haustür zu haben.

  • 2016 sind Sie dann aber hoffentlich nicht mehr Burgenbloggerin, sondern bei uns, Odenwaldbloggerin, und stören hierzulande mal digital den tiefen Frieden. Das wäre hilfreich. Denn die Fragen und die Themen sind die „allergleichen“, wie man hier zu sagen pflegt.

  • Beatrice Weiskircher says:

    Techno bzw. elektronische Musik ist doch dermaßen mainstream – und so verbreitet wie Rock-Cover-Bands. ;-)

  • Pascal says:

    „Einfach machen!“ und „Probiert mal was Neues“ umschreibt es ganz gut. Die Gemeinden, Vereine und Gastronomen sind hier in der Region leider sehr unkreativ und denken zu konservativ. Für junge Menschen wird nahezu nichts getan. Beispiel Trechtingshausen, der letzte bleibende Platz für Jugendliche soll einem Parkplatz weichen…
    Ich bin 29 Jahre und bleibe trotzdem hier, denn wer flieht kann nichts ändern und hilft dabei eine der schönsten Regionen Deutschlands kaputt zu mache.

  • S. H. says:

    Ich gehöre zu der Generation 40+ und habe das Mittelrheintal nie verlassen. Vor 13 Jahren habe ich mit meinem Mann den letzten Neubau in der Kernstadt gekauft und habe es nur in der Zeit bereut, als die Kinder noch klein waren (das waren ca. 3 Jahre).
    Ich glaube, dass viele junge Leute gerne hier wohnen bleiben würden, wenn es bezahlbaren Wohnraum gäbe, der ihren Vorstellungen entspricht. Gehen Sie mal durch die Städte, wieviele Häuser stehen leer und welche Preise sollen die jungen Leute dafür bezahlen.

  • Frauen_vor_Flusslandschaft says:

    >>Aber meine Generation zwischen 20 und 30 flieht systematisch das Tal.
    Der zweifellos bisher wichtigste und damit beste Beitrag bis jetzt. Das ist nun wirklich ein Thema, das in den Landtag gehört – und zwar nicht nur für 1 aktuelle Stunde.
    Und hoffentlich melden sich hier einige aus der angesprochenen Zielgruppe mal deutlich zu Wort.