Eichenwickler, Frostspanner, Schwammspinner

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Fährt man mit dem Zug linksrheinisch von Bingen nach Koblenz, entdeckt man am Berghang auf der anderen Seite kurz nach Assmannshausen ein vertrocknetes Waldstück.

Es scheint, als hätte der Teil des Berges den Frühling nicht wirklich mitbekommen und läge nun mitten im Sommer im Winterschlaf. Kein Blatt wächst an den Bäumen, kahle Stämme säumen sich nebeneinander. Der Berg ist braun und vertrocknet. Vereinzelt finden sich diese Bäume auch in den umliegenden Grünflächen, aber eben nur vereinzelt.

Hat der Borkenkäfer nun auch den Waldbestand im Mittelrheintal im Visier? Las ich doch in den letzten Tagen erst vom massiven Befall thüringischer Wälder. Dort zerfrisst der Borkenkäfer die Fichten und bewirkt neben einem aus Asien eingewanderten Pilz, Hymenoscyphus fraxineus, das Waldsterben immer größer werdender Flächen.

Ich machte mich auf die Suche und wendete mich an die zuständige Stelle bei Hessen-Forst in Rüdesheim. Auf meine Frage, was mit dem Waldstück zwischen Assmannshausen und Lorch sei, erhielt ich schneller als erwartet eine Antwort. „Ja, wir wissen wieso. Da sind Sie nicht die Erste, die sich darüber wundert.“

Drei Schmetterlingsarten sind für den Wald im vermeintlichen Winterschlaf verantwortlich. Eichenwickler, Frostspanner, Schwammspinner. Diese legen Eier an die Knospen. Die schlüpfenden Larven fressen nun das zarte Blattfleisch, bis die Bäume komplett kahl sind.

Aber für so einen immensen Befall müssen schon mehrere Ursachen zusammen kommen, so das Forstamt Rüdesheim. Das Klima spiele eine Rolle, unter anderem ein zu trockener Winter. Ein feuchter Winter würde dafür sorgen, dass die Eier der Schmetterlinge verpilzen. Die Larven müssen genau dann schlüpfen, wenn die ersten Blätter austreiben. Knospentriebe, Bodentemperatur, Sonne – ein „Perfect Match“, das alles müsse zusammenkommen.

Die gute Nachricht: Dem Waldstück mache dies erstmal nichts aus, so das Forstamt Rüdesheim. Erst wenn der Befall drei bis vier Jahre in Folge auftreten würde, müsse man sich sorgen. Aus diesem Grund wird der Wald auch nicht mit Insektiziden oder ähnlichem behandelt. „Das reguliert sich von alleine.“

Schön sehe das natürlich nicht aus und die Bäume gewinnen dieses Jahr keine Holzmasse, aber auch das sei nicht so schlimm. Denn es handelt sich um einen Bodenschutzwald, der vor einer möglichen Erosion schützt. Bei einem Forstwald wäre das natürlich ärgerlich.

Und dann gäbe es auch noch den Johannistrieb, sagt mir das Forstamt Rüdesheim. Der Johannistrieb ist nicht nur der zweite Frühling bei älteren Männern und Frauen, sondern auch der zweite Blattaustrieb einiger Laubbäume, wie der Eiche, der Rotbuche oder einiger Ahornarten. Vielleicht sieht man in diesem Jahr also doch noch einen grünen Berghang, wo derzeit alles braun ist.

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