Burg oder nicht Burg…

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Burg Sooneck, klar, die kennt in der Region wohl jeder. Sie präsentiert sich auch Touristen schon von Weitem im Steilhang oberhalb des Rheins. Dass es in Niederheimbach aber auch noch die Heimburg gibt, das wissen wohl schon weniger Menschen. Sie ist von der Bundesstraße nicht so leicht zu erkennen. Auch von der anderen Rheinseite nicht. Lediglich Wanderern oberhalb von Niederheimbach zeigt sich die Burg in voller Pracht.

Seit einigen Monaten jedoch sorgt noch eine dritte Burg in Niederheimbach für Aufsehen: die „Hans Burg“. Vor allem vom Fluss aus ist sie gut zu erkennen. Im Felshang oberhalb der Rheinstraße 29. Ihr Erbauer und Besitzer ist Hans Henn. Der 59-Jährige ist vor rund zehn Jahren von Wiesbaden nach Niederheimbach gezogen. Seitdem sorgt er dort für ordentlich Furore. Mehrere marode Häuser hat er über die Jahre gekauft, saniert und vermietet. Als Mitglied des Verkehrsvereins treibt er immer wieder Projekte voran. Ja sogar als Bürgermeister wollte ihn der ein oder andere im Ort schon sehen. Das aber möchte Henn nicht.

Mit seiner Firma Henn & Hahn, die nach wie vor in Wiesbaden beheimatet ist und mit der Henn Haushaltsauflösungen, Umzüge und Renovierungen organisiert, mit seinen Immobilien und mit vielen kleinen oder größeren Projekten in der Gemeinde hat Henn bereits genug zu tun. Und die „Hans Burg“ ist schließlich auch noch nicht vollendet. Okay, eine richtige Burg ist die „Hans Burg“ natürlich nicht. Das ist aber vom Rhein aus erstmal gar nicht so richtig zu erkennen. Eigentlich hat Henn nur einige Mauern auf den Terrassen oberhalb seines Hauses hochgezogen. Und ein Modell des Binger Mäuseturms steht dort auch. Den hat er von der Freiwilligen Feuerwehr Bingerbrück bei einer Versteigerung erworben.

Dass es überhaupt möglich war, die „Hans Burg“ dort zu errichten, ist eher dem Zufall geschuldet. Von einer älteren Dame aus der Nachbarschaft erfuhr Henn, dass im Hang hinter seinem Haus mehrere Terrassen liegen. Zu sehen waren die längst nicht mehr, so sehr war das Areal zugewachsen. Nicht einmal der Vorbesitzer des Hauses wusste davon. Eine kleine Luke auf dem Speicher des Hauses führte Henn schließlich in den Hang. Nachdem alles freigeschnitten war, offenbarte sich dort ein kleines Idyll mitten in Niederheimbach. Von hier schweift der Blick über die Dächer der Häuser hinweg auf den Rhein. Ein Ort der Ruhe für Henn. Außer, wenn der Güterzug durchdonnert.

Während Sooneck und Heimburg mit der Abenddämmerung im Dunkel verschwinden, wird die „Hans Burg“ illuminiert. Solarstrom und mehrere Leuchten machen es möglich. Und sogar für den Verteidigungsfall ist Henns Burg mittlerweile gerüstet. Freunde schenkten ihm zum letzten Geburtstag eine kleine Kanone. Na ja gut, abfeuern lässt die sich zwar nicht, macht sich aber trotzdem gut auf der „Hans Burg“. Dabei hatte Henn diesbezüglich wieder mal eine seiner Ideen. „Ich hätte ja gern, dass die Kanone einen Knall abgeben kann und dann auf dem Rhein eine Vorrichtung dazu passend eine kleine Wasserfontäne aufsteigen lässt“, erzählt Henn und lacht. Ein simulierter Kanonenschuss sozusagen. Würde sicher was hermachen und die Aufmerksamkeit mal wieder mehr auf Niederheimbach lenken. Der Gemeinde täte das gut.

Henn jedenfalls gibt sich Mühe, den Ort wieder ein bisschen mehr ins Licht zu rücken. Sei es mit einfachen Schildern im Ort, die auf den Märchenweg hinweisen. Mit Schaukästen, die über Aktivitäten oder die Geschichte von Niederheimbach aufklären. Oder mit der Erneuerung des Niederheimbach-Schriftzugs an der Mauer des Bahndamms am Rheinufer. Allein an der Bürgerbeteiligung hapert es häufig, sagt Henn. „Es sind immer dieselben, die mit anpacken. Gäbe es mehr aktive Leute, könnten wir hier viel mehr bewegen“, ist er sicher.

Ideen habe er viele, sagt Henn, er sei froh, wenn von zwanzig eine umgesetzt würde. Er geht dabei ganz pragmatisch vor. Als ein Schaukasten für die Ortsmitte angeschafft werden sollte, gab es Bedenken von einigen Seiten. Dafür sei kein Geld da, das koste ja einige Tausend Euro. Henn aber suchte bei ebay-Kleinanzeigen und erwarb dort einen Kasten für wenige Hundert Euro. Seit zwei Jahren fragt Henn in der Gemeinde nach weiteren Hinweisschildern für den Märchenweg. „Man sagte mir, dass auf den Schildern das Welterbelogo drauf sein müsse. Das koste dann mehrere Hundert Euro“, erklärt Henn. Er hält das für Unsinn, solche Schilder könne man ganz einfach selbst anfertigen oder viel günstiger erwerben. Und wenn unbedingt das Welterbelogo drauf sein müsse, soll das Land die Schilder eben bezahlen.

Henn geht die Dinge eben einfach an. Im Ort nennt man ihn daher auch mal den „Zugezogenen Zores“, erzählt der 59-Jährige und lacht. Ihm ist das egal. Davon lässt er sich nicht abschrecken. Auch nicht von der Tatsache, dass er im Ort nicht nur Freunde hat. Und falls die Luft für ihn irgendwann doch mal zu dünn wird in Niederheimbach, kann er sich ja einfach auf seine „Hans-Burg“ zurückziehen. Da ist er sicher vor Neidern und notorischen Nörglern.

 

Und hier die Fotos zum Durchklicken. Hans Henn ist auf einem der Fotos gemeinsam mit Daniel Leimner zu sehen, der ihn beim Bau der „Hans Burg“ und bei einigen anderen Projekten unterstützt hat.

 

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