Sterne sind nicht seine Welt

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Eigentlich sollte Christoph Johanns Kochtruck nur vorübergehend am Rheinufer in Osterspai stehen. Das daraus mal zweieinhalb Jahre werden würden, hat der 31-Jährige damals nicht geahnt. Das mit der Baugenehmigung hat sich lange hingezogen, man könne da fast schon von Schikane sprechen, sagt Christoph. „Man bekommt hier keine Steine, sondern gleich ganze Berge in den Weg gelegt. Mich wundert es nicht, dass hier im Tal kaum jemand etwas bewegen kann.“

Christoph hat dennoch den längeren Atem bewiesen, vor Kurzem hat der Bopparder seinen Imbiss an der B42 auf neue Beine gestellt. Mehr Sitzplätze, größere Küche, erweiterte Speisekarte. Und: eine Sonnenterrasse. Der Truck und der dazu passende Trailer sind passe, auch wenn sich einige Stammkunden wohl erstmal an den neuen Bau gewöhnen müssen. Der Name Kochtruck zumindest bleibt erhalten. Auch ohne Truck.

2012 hat Christoph mit seinen Eltern den Truck angeschafft. Das war noch vor dem großen Food-Truck-Boom etwa zwei Jahre später. Initialzündung für die Johanns, die bis vor einigen Jahren noch eine Metzgerei in Koblenz-Rübenach hatten, war der Amazon-Neubau an der A61. Sie wollten während der Bauphase ein Catering vor Ort anbieten. Auch bei Rock am Ring war der Truck bereits im Einsatz, der ursprünglich mal einen ganz anderen Zweck hatte. Bevor die Johanns ihn zum Food-Truck umbauen ließen, war er nämlich ein Promotion-Truck des Bayrischen Rundfunks.

Als Globus sein großes SB-Warenhaus an der Koblenzer B9 eröffnet, setzt das der Metzgerei der Familie, die der Großvater begründete, so zu, dass sich die Johanns entschließen, neue Wege zu gehen. Zwar produzieren sie noch heute ihre eigenen Produkte, Christophs Eltern sind beide Metzgermeister, im eignen Laden werden die aber nicht mehr verkauft. Den haben sie vor einigen Jahren geschlossen. Stattdessen setzen sie heute auf Catering. Und eben auf den Imbiss in Osterspai. Zudem haben sie noch einen zweiten, kleineren Food-Truck gekauft, der für Veranstaltungen gebucht werden kann.

Bei Street-Food-Festivals, die seit einigen Jahren überall aus dem Boden sprießen, machen die Johanns nicht mit. „Da verdienen vor allem die Veranstalter“, sagt Christoph. Das scheint auch gar nicht nötig zu sein, denn der Imbiss in Osterspai läuft gut. Sonst hätten die Johanns mit dem Neubau nicht einen höheren sechsstelligen Betrag investiert. Insgesamt sechs Containerelemente stehen nun am Ufer, eine Spezialanfertigung der Westerwälder Firma Roka.

Sieben Tage die Woche hat Christoph während der Hauptsaison geöffnet. Das ist zwar anstrengend, wie er sagt, sei aber notwendig, um die Wintermonate, wo weniger los ist, aufzufangen. Der Imbiss ist ein knallhartes Saisongeschäft. Eine festangestellte Mitarbeiterin und zwei Aushilfen unterstützen ihn. Seine Eltern helfen im Hintergrund mit, stehen aber auch mal hinterm Tresen, wenn es nötig ist. Im Januar wird Christoph den Imbiss schließen, irgendwann braucht schließlich auch er mal eine Pause und Zeit für Urlaub. „Meiner Freundin sage ich im Moment fast nur noch ,Guten Morgen‘ und ,Gute Nacht‘, das würde auch nicht jede Frau mitmachen“, sagt der Bopparder.

Seine Lehre als Koch hat der 31-Jährige übrigens ganz in der Nähe gemacht, im Romantik Hotel Schloss Rheinfels in St. Goar. Anschließend ging er für zwei Jahre nach Österreich, um dort in zwei Hotels zu arbeiten. Wie aber kommt jemand dazu, der in Sterneküchen gearbeitet hat, einen Imbiss zu eröffnen? „Ich wusste, dass diese Frage jetzt kommt“, sagt Christoph und lacht. „Sternekochen ist nicht meins, ich möchte gutes und bodenständiges Essen machen.“ Mit Currywurst und Pommes begnügt er sich da aber nicht, er probiert gern neue Sachen aus. Wie die Spargelwurst mit Mango-Curry-Sauce. Oder den Oktoberfest-Burger mit Weißwurst und süßem Senf, den er passend zur Wiesn gerade auf der Karte hat.

Was mit dem Truck nun passieren wird, da ist sich Christoph noch nicht so sicher. Erstmal wird der Pickup noch einige Wochen neben den Containern stehen, damit die Umstellung für die Kunden nicht ganz so groß ist. Wiedererkennungswert und so. Danach kann Christoph den Truck sicher guten Gewissens wegfahren. Der Weg sollte jetzt ja nicht mehr so holprig sein, die Steine sind hoffentlich alle aus dem Weg geräumt.

 

Und hier sind die Fotos zum Durchklicken. Christoph war so nett mir einige Fotos vom Aufbau zu schicken. Da konnte ich leider zeitlich nicht dabei sein.

Ein Kommentar

  • Peter Hofmann says:

    Wenn es vom Wetter her klappt werde ich dieses Jahr nochmal vorbei schauen wenn nicht sehen wir uns im nächsten Jahr grüße aus Dautphetal macht weiter so