Durch meine Weinaktion für das Flüchtlingscafé Oberwesel bin ich mit dem Weingut Lithos in Kontakt gekommen. Gerade ein Jahr alt, ist es eines der jüngsten Weingüter am Mittelrhein. Christian und Kristina Theodoropoulos haben mir erzählt, warum sie ausgerechnet in diese Region gezogen sind, wie Christian in die Fußstapfen des Großvaters getreten ist und welche Widerstände man als junger Winzer so überwinden muss.
Nein, der neue Winzer am Mittelrhein heißt nicht “Herr Lithos”. Auch wenn die Kunden Christian gerne so ansprechen. Ist ja auch einfacher als “Theodoropoulos”. Der Name ist zwar sehr klangvoll, leider aber auch recht sperrig auf Etiketten, umständlich für eine Webseite und, ach ja… Man kann sich seinen Namen halt nicht aussuchen. Aber den fürs Weingut schon. Also “Lithos”: Das ist griechisch und bedeutet Fels. Ein ebensolcher aus Schiefer ragt nämlich in den Weinkeller des Hauses hinein.
Vor ziemlich genau einem Jahr sind Christian und Kristina Theodoropoulos nach Oberwesel Weiler-Boppard gezogen. Im Seitental eines Seitentals gelegen, wohnen die beiden buchstäblich am hinterletzten Ende des Mittelrheintals. In der Ruhe und Abgeschiedenheit können sie sich voll und ganz auf den Aufbau ihres eigenen Betriebs konzentrieren. 2,5 Hektar Anbaufläche hat Christian von Vorgänger Walter Lahnert übernommen, den größten Anteil daran hat, wie soll es am Mittelrhein anders sein, der Riesling. Dazu kommen noch kleinere Flächen Spätburgunder und Müller-Thurgau.
Gelernt hat der gebürtige Uerdinger das Winzerhandwerk in Rheinhessen, arbeitete danach bei verschiedenen Betrieben als Kellermeister. Doch der Wunsch nach dem eigenen Weingut war immer da. Gemeinsam mit Kristina schaute er sich verschiedene Betriebe an, viele davon an der Mosel. Doch irgendwie fand sich dort nichts passendes. Und plötzlich bot sich die Chance, das Weingut Walter Lahnert zu übernehmen. Und so fanden sich die beiden Niederrheiner plötzlich am Mittelrhein wieder.
Nun ist Uerdingen nicht unbedingt als Hochburg des Weinbaus bekannt. Die Liebe zum Wein entdeckte Christian in der Heimat seiner Familie, einem kleinen Dorf im Westpeleponnes. Auf dem dortigen Bauernhof stellte Großvater Nikolaus Theodoropoulos Wein her, hauptsächlich für den Eigenbedarf. In den Sommerurlauben kam Christian so mit der Rebenverarbeitung in Kontakt. Schließlich beschloss er, selbst Winzer zu werden. Als er seine Ausbildung beendet hat, will er mit den griechischen Trauben seinen ersten eigenen Wein herstellen. Doch zunächst müssen ein paar Widerstände überwunden werden.
Der Großvater ist inzwischen gestorben, Onkel Pano führt den Bauernhof jetzt. Geblieben ist Opas einfache Weinrezeptur. Die Trauben der Rebsorte “Agiorgitiko” vergären nach wie vor im alten Holzfass. Aus dem wird der fertige Wein direkt ins Glas abgefüllt. “Und so schmeckte der dann irgendwann auch”, erinnert sich Christian mit leichtem Schaudern. Er weiß, dass er es besser machen kann. Doch das heißt, es anders machen. Familientraditionen können hart wie ein Lithos sein. Es braucht die ganze Überredungskunst des frisch ausgelernten Winzers, um Vater und Onkel davon zu überzeugen, es mal nach seiner Methode zu probieren. Der 2007er-Jahrgang wird sein “Gesellenstück”, wie er heute sagt. Und Christian tritt endgültig das Erbe des Großvaters an.
Inzwischen füllt Christians Vater Theodor Theodoropoulos pro Jahr rund 1000 Flaschen von dem heimischen Rotwein ab, ganz nach den Anweisungen des Sohnes. Als “Anonimo” verkauft Christian den Wein auch im eigenen Weingut, das er nun Schritt für Schritt nach seinen Vorstellungen auf- und umbauen will. Genau wie einst im Peleponnes gibt es auch hier Widerstände. “Muss man denn alles verändern?”, wurde Christian mehr als einmal von den Vorbesitzern gefragt. Wieder setzte er sich durch: Ja, man muss!
Denn auch wenn sie die Idylle und Ruhe ihrer neuen Heimat schätzen: Auf Beschaulichkeit haben die beiden Neu-Mittelrheiner keinen Bock. Wer, wie Christian und Kristina, in einer Metropolregion aufgewachsen ist, ist anderes Tempo gewohnt. Der Anfang ist gemacht, jetzt muss was gehen! Und so laden die beiden einfach mal so zum “Grillen, Chillen, Weine killen” ein, lassen einen DJ dazu coole Mucke auflegen; und drehen die Lautsprecher nach Anbruch der Dunkelheit erst recht noch mal auf. Ausgerechnet an dem Wochenende, an dem in Oberwesel eigentlich Dorfkirmes ist, ja gibt’s denn sowas!? Hört man sich um, kriegt man mit: Solche Aktionen gefallen nicht jedem Einheimischen. Müssen sie auch nicht. Die Hütte bei Lithos ist trotzdem so voll, dass Christian und Kristina hinterher erschöpft aber glücklich feststellen: Beim nächsten Mal brauchen wir mehr Personal.
Wann das sein wird, steht auch schon fest. Am 2. Oktober feiert das Weingut Lithos den Leseauftakt. Denn dieser Jahrgang wird ein ganz besonderer für Christian Theodoropoulos. Im vergangenen Jahr hatte Vorbesitzer Walter Lahnert die Pflege der Trauben im Frühjahr übernommen und somit noch einen kleinen Anteil am Jahrgang 2015 gehabt. In diesem Jahr werden die ersten Weine entstehen, die zu 100 Prozent aus der Hand des neuen Besitzers stammen. Ein weiterer Meilenstein in der noch jungen Geschichte von “Lithos”.
BURGENBLOGGERS WEINKISTE (V): Für den NeuanfangKris Tina und Christian Theodoropoulos vom Weingut Lithos haben sich direkt zum Start meiner Weinaktion gemeldet und gesagt, dass sie das Projekt unterstützen wollen. Die beiden sind nicht nur sehr nett, sondern auch sehr mutig: Sie sind an den Mittelrhein gezogen, um sich hier ihr Weingut aufzubauen. Tolle Geschichte! Gebt doch mal einen Daumen hoch, wenn ihr mehr über die beiden lesen wollt. Dann mache ich noch einen Blogpost :)
Posted by Burgenblogger on Donnerstag, 21. Juli 2016
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