Wie ich eine Einladung nicht ablehnen konnte, eine alte und eine neue Mittelrheinweinkönigin traf und Ben Becker barfuß sah.

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Endlich habe ich die Schlüssel zur Sooneck erhalten und ein paar erste Sachen dort untergebracht. So langsam fühle ich mich angekommen im Mittelrheintal. Zeit, die Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten. Denn die Vorwoche zum Burgenblogger war schon mal ein guter Vorgeschmack auf das, was ich mich in den kommenden Wochen und Monaten (hoffentlich) erwartet. Viel Spaß, viele nette Leute, aber auch eine große Herausforderung.

Rückblende: “Pling!” landet eine Nachricht für den Burgenblogger im Postfach bei Facebook. Birgit “Biggi” Hörnchen lädt mich zum Auftakt des Mittelrhein Musikfestivals am 29. April nach Koblenz ein. Ben Becker in der Herz-Jesu-Kirche. Eigentlich habe ich es nicht sooo mit Kirchen, die Einladung finde ich trotzdem nett. Aber ob ich es wirklich dorthin schaffe? Es ist der 8. April, also noch drei Wochen bis zum Start und in meinem Kopf ist das Burgenblog noch ein ziemliches Durcheinander. “Ist vorgemerkt”, antworte ich also unverbindlich. Ein paar Tage später plingt es erneut in meinem Postfach:

“Lieber Burgenblogger, Sie stehen auf der Gästeliste für Ben Becker.”

Das ist unmissverständlich. Ich gucke nochmal in meinen Kalender und sehe, dass am gleichen Tag das Barcamp-Tourismus in Boppard stattfindet. Da wollte ich doch auch hin.  Kann ich auch gleich die neue Burgenblogger-Wohnung an der Festung Ehrenbreitstein testen. Der Prolog für den Burgenblogger 2016 ist damit gesetzt.

Die Sooneck auf dem Burgenblogger-Auto.

Doch zunächst mal muss ich ein wenig jonglieren. Mit den Projektpartnern des Burgenblogs ist ein Vortreffen kurz vor dem Start in Koblenz vereinbart, gleichzeitig leite ich in Köln an einem Institut noch ein dreitägiges Seminar. Irgendwo dazwischen muss ich noch das Burgenblogger-Auto abholen. Und dann kommt auch noch der Streik im Öffentlichen Dienst dazwischen. Unser Kindergarten macht einen Tag dicht. Perfektes Timing! Zum Glück kriegen wir in der Familie alles organisiert und auch die anderen Termine gehen sich wundersamerweise problemlos aus. So komme ich am Donnerstagnachmittag wie geplant in Boppard an, um beim “Barcamp Tourismus Rheinland-Pfalz” das erste Mal richtig Mittelrheinluft zu schnuppern. Kaum bin ich zur Tür rein, begrüßt mich Patrick Federhen von “Mittelrhein.de” mit “Hallo, Burgenblogger”. Wenig später sind wir schon mitten im Gespräch.

Weinprobe beim Barcamp Tourismus.

So geht es munter weiter. Ich treffe interessante Leute (manche sind sogar aus Berlin angereist, was ich für ein regionales Barcamp sehr bemerkenswert finde), sitze in spannenden Sessions und erfahre viel Neues über den Mittelrhein und seine Bewohner. Wie vor 20 Jahren eine Weinkönigin am Mittelrhein von allen Jungwinzern im heiratsfähigen Alter umworben wurde und sich genau den richtigen herauspickte. Wie sich die aktuelle Weinkönigin auf die Wahl zur Deutschen Weinkönigin vorbereitet. Warum die Mittelrheinkirsche was ganz Besonderes ist, es aber trotzdem schwer hat. Dass ich nicht der einzige Burgenbewohner im Tal bin. Dass es gar nicht so einfach ist, mit einer Kameradrohne über die Sooneck zu fliegen, man es ja aber mal machen kann. Meine Liste an spannenden Themen wird lang und länger. Und ich komme kaum hinterher, alle neuen Kontakte in mein Smartphone zu tippen. Dabei hatte ich doch so schon so viel vor…

Als ich Freitagnachmittag ins Burgenblogger-Quartier an der Festung zurückkehre, schwirrt mir der Kopf. Ich nutze die Zeit bis zum Auftritt von Ben Becker, um meine Gedanken zu sortieren, dann mache ich mich auf den Weg zur Herz-Jesu-Kirche mitten in Koblenz. Wie gesagt, ich habe es nicht sooo mit Kirche und Religion. Ben Beckers barfüßigen Parforceritt als Jesusverräter Judas finde ich trotzdem mitreißend. Er raunt, dröhnt, schreit, springt, greint durch die Kirche, als dürfte er danach nie wieder irgendwo auftreten und wollte noch mal all seine Kraft in eine letzte Performance legen (eine gute Kritik zu dem Stück gibt es hier). Toll, dass es ein solches Kulturangebot am Mittelrhein gibt. Aber während Dunkelheit und Kälte durch die alten Kirchenmauern kriechen und mich frösteln lassen, frage ich mich, ob es etwas Vergleichbares auch für junge Menschen gibt. Auf einem Empfang nach dem Auftritt – übrigens begleitet von einer Ausstellung von Jutta Reiss, die treuen Lesern dieses Blogs noch aus dem letzten Jahr bekannt sein dürfte – sagt mir jemand, dass es die Popkulturszene in Koblenz und Umgebung eher schwer hat. Ich nehme mir vor, dem als Burgenblogger noch nachzugehen.

Ankunft auf der Burg.

Den kommenden Samstag verbringe ich mit Sachen packen und ein wenig letzter Orga. Am Nachmittag ist dann noch Familienzeit angesagt. Auch die Kinder haben inzwischen mitbekommen, dass ich in den nächsten Monaten nicht mehr so häufig zu Hause sein werde. Am Einzugstag begleiten sie mich aber und sind sofort begeistert von der Sooneck. Familie Collerius gibt sich große Mühe und bereitet uns einen sehr warmherzigen Empfang. In der Burgschänke gibt es Waffeln und Kakao, dann entdecken die Kinder zwischen Mauerritzen ein paar Eidechsen, was Herr Collerius zum Anlass nimmt über das tierische Burgleben zwischen Siebenschläfern und Schlingnattern zu berichten (sehr schön beschrieben im Text von RZ-Kollege Volker Boch). Noch ein Thema, das in meinem Notizblock landet.

Zeit, das alles abzuarbeiten, habe ich ja jetzt. Das Abenteuer Burg hat begonnen!

2 Kommentare

  • Sandra T. says:

    Erst einmal ein herzliches Willkommen!

  • Dirk says:

    Na das fangt ja gut an bzw. geht wohl nahtlos so weiter wie bei Jessica. „Ich bin“, „ich mache“ etc. :-) . Die Fotos sind auch viel zu klein. Nächstes Mal größer bitte.