Als ich in Boppard unterwegs bin, kehre ich zum Mittagessen im “Karmeliterhof” ein. “Auch vegan” steht auf der Tafel vor dem Lokal. Das macht mich neugierig. Vegane Küche am Mittelrhein, der vermeintlichen Hochburg von Schnitzel und deftigen Wurstplatten? Das muss ich ausprobieren und entdecke ein kulinarisches Kleinod, in dem traditionelle und moderne Küche auf wunderbare Weise eins werden.
“Gute-Laune-Käse” ist die Spezialzutat in der Gemüsequiche von Marion Hähn. Als ich mich mit der Köchin des Karmeliterhofs unterhalte, habe ich das Gefühl, dass sie selber jeden Tag ein ganzes Wagenrad dieser Käsespezialität verspeist. Ihre Fröhlichkeit ist ansteckend, ihre Lebenseinstellung beneidenswert. “Ich habe immer gesagt, wenn ich mal über 50 bin, mache ich nur noch das, was mich glücklich macht”, sagt sie. “Und das mache ich jetzt.” Glücklich macht sie zum Beispiel die Kiste mit frischem Gemüse, die sie jeden morgen in ihr Restaurant geliefert bekommt. Dann überlegt sie sich, was sie gerne kochen würde und stiefelt erstmal zu ihrer “Bio-Tante”, um fehlende Zutaten zu holen.
Die “Bio-Tante” heißt eigentlich Martina Nehring, die seit 18 Jahren einen kleinen Bioladen in Boppard führt. Bei ihr bekommt Hähn Chia-Samen, Reismilch, Lupinenmehl und Hafersahne. Woanders werden diese Lebensmittel inzwischen von cleveren Marketingstrategen zu “Superfood” verklärt. Marion Hähn kocht seit Jahren damit. Nicht, weil es im Trend liegt, sondern weil sie es so wollte. “Für mich ist das ein Steckenpferd geworden”, sagt Hähn. “Vegetarier und Veganer haben in der Regel ein viel höheres Bewusstsein für Lebensmittel. Die können auch mal drei verschiedene Olivenöle unterscheiden.” Und sind dementprechend bereit, auch den Preis für Qualität zu bezahlen. Eine Einstellung, die Schnitzeltouristen leider oft vermissen lassen. Was nicht heißen soll, das es im Karmeliterhof teuer ist. Ich zahle für meine Gemüsequiche mit Salat 8,90 Euro. Für ein schnelles, gesundes Mittagessen absolut in Ordnung.
Ja, vegane Küche liegt im Trend. In hippen Szenevierteln in deutschen Großstädten. Aber doch nicht am Mittelrhein, wo gutbürgerliche Speisegaststätten Schnitzel, Wurstplatte und Flammkuchen auf den Speisekarten stehen haben. Vegetarier können zwischen Käseigel und einem Salat mit Putenbruststreifen-aber-bitte-ohne-Putenbruststreifen wählen. Auch der Karmeliterhof ist kein ausschließlich veganes Restaurant. Es gibt Schnitzel mit Spargel und Sauce Hollandaise. Tatsächlich hat man aber eher das Gefühl, dass es hier zu den vegetarischen und veganen Gerichten auch eine Alternative mit Fleisch gibt, nicht umgekehrt.
Und wer davon nicht satt wird, dem sei zum Nachtisch ein Stück Kuchen oder Torte empfohlen. Hähns Mann Dirk ist gelernter Konditormeister und erster Bewunderer der veganen Küche seiner Frau. Mit einer Ausnahme: “Vegan Backen, das kann ich nicht. Das ist nichts für mich.” Er backt noch nach der Faustregel “Pfund auf Pfund”. Also, ein Pfund Butter auf ein Pfund Mehl und bloß kein Backpulver. Das Ergebnis sind zum Beispiel herrlich lockere Sandplätzchen, die es anstelle trockener, eingeschweißter Bröselkekse zum Kaffee gibt. Oder ein Apfelkuchen, der so saftig wie eine ganze Obstwiese schmeckt. Es ist nicht nur der Käse, der im Karmeliterhof gute Laune macht.
Der Karmeliterhof in Boppard, Karmeliterstr. 1, 56154 Boppard, Telefon +49 6742 4848.
3 Kommentare
Wir waren da, wirklich sehr lecker !
Danke für den netten Besuch und weiterhin viel Spass beim Traumjob als Burgherr………liebe Grüsse aus Boppard
Es war mir ein Fest :)