Streifzüge durch mittelalterliche Gemäuer

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Ich gebe es zu: Bevor ich Burggenbloggerin wurde, kannte ich von der Burg Sooneck nicht mehr als ihren Namen. Obwohl im Hunsrück aufgewachsen, wusste ich weder, dass die Burg in Niederheimbach liegt, noch dass sich über ihr der Sieben-Burgen-Blick befindet.

Ich will nicht behaupten, dass ich noch nie auf der Burg Sooneck war. Das kann durchaus möglich sein. Als Kind durfte ich allerlei Burgen durchforsten. Doch irgendwann beschloss ich, dass es genug sei und habe seit dem keine Burg mehr betreten. Aus einer leichten Patina über meinen Burgerinnerungen ist mittlerweile eine dicke Staubschicht geworden. Und so kann ich nicht mehr sicher sagen, ob ich schon einmal hier war oder nicht.

Apropos Staubschicht: Das Turmzimmer ist eingerichtet, der Staub der letzten Monate ist entfernt, und im Kühlschrank steht schon die Milch für den Kaffee. Nur der Spinne unter meinem Bett habe ich ihren Platz gelassen.

Im Irrgarten der Burg bin ich für meinen ersten Streifzug gewesen. Habe die vielen kleinen Wege rund um das Gemäuer erkundet, mich verlaufen, vermeintlich zurück gefunden, mich in den Rotmoos-Mauerpfeffer verliebt und den voll geladenen Frachtern auf dem Rhein zugesehen, wie sie den Fluss durcheilen.

Und dann kam die erste Nacht. Eigentlich wollte ich schreiben: „In einem Burgzimmer zu schlafen, ist relativ unspektakulär.“ Doch das stimmt nicht. Auf eine bestimme Art ist es das eben doch. Mitten in der Nacht wurde ich von einem grellen Lichtstrahl geweckt. Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, dass es nicht der Bagger aus dem Steinbruch nebenan war, sondern der Mond.

Wenn man in einer Stadt lebt, sind der Sternenhimmel und der Mond aufgrund der Lichtverschmutzung nicht besonders gut zu sehen. Die Stadt leuchtet nachts zu stark, und der Sternenhimmel wird dagegen blass. Das vergisst man irgendwann. Und so war der schlaftrunkene Blick aus meinem Burgfenster mit viel Pathos einfach wunderschön.

 

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