Am Pfingstsonntag habe ich das Spectaculum in Oberwesel besucht. Wie ich die Veranstaltung fand, erzähle ich im Video. Außerdem interessiert mich: Könnte das Mittelrheintal mehr dieser Veranstaltungen vertragen? Die Gegebenheiten wären ja ideal, um noch mehr Mittelalter zu inszenieren. Aber braucht es das? Ich freue mich auf Kommentare dazu.
Vlog: Was kann das Spectaculum Oberwesel?
Neues Video: Was kann das Spectaculum in Oberwesel? Außerdem stelle ich die Frage, ob es mehr Mittelalter am Mittelrhein geben sollte.
Posted by Burgenblogger on Dienstag, 17. Mai 2016
8 Kommentare
Leider muss ich Squaredance zustimmen. Diese ‚Mittelalter-Spektakel‘ sind doch so authentisch wie Disneyland. Wie z. Bsp. auch der ‚Hamburger Fischmarkt‘ oder jetzt die Landpartie auf der Festung Ehrenbreitstein handelt es sich um reisende Schausteller oder Messeevents, die kommerziell gebucht werden können. Da bleibe ich lieber fern.
Vielleicht hier und da kleine Veranstaltungen, ja, sei es nur der Wochenmarkt im colorit der Zeit, ohne Tam Tam.
Ganz stark kann ich mir vorstellen generell soviel erlebbare Geschichte anzubieten wie es geht,auf eine leise, ständig präsente Weise. Zb ein Netzwerk an Bluetooth oder NFC Stationen wo Besucher Geschichte erlebbar am Ort auf ihren Handy oder Tablet mittels Text in verschiedenen Sprachen und Bilder und Video Audio können. Über die Minne zb im allgemeinen, und die Geschichte einer Burg und Dorf im besonderen, Berichte über Zölle, Feden, Landadel, Kurfürstenen, Kanonenkugeln und nicht zu vergessen die Legenden und Sagen und die schimmernden Einwohner bis hin zu den bekannten Meuchelmördern.
Da ist ganz viel Stoff der auf ruhige Weise Anziehungskraft hat, ohne den Alltag stärker zu belasten
Das Spectaculum ist Oberwesel zu gönnen! Ist es doch eine Veranstaltung die in neuerer Zeit mit Erfolg implementiert wurde. Ein Spectaculum in Oberwesel in 2 Jahren, meinetwegen auch jedes Jahr, kann man der Mittelrhein verkraften.
Betrachtet man des Ereignis an sich, sieht es schon weniger gut aus. Es ist eine Massenveranstaltung für deren Bewältigung keine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist. Angefangen mit den Parkplätzen. Aus alter Gewohnheit und wie selbstverständlich, wird da der Grünstreifen entlang der B9 und die Grünanlagen entlang des Rheins platt gefahren. Weiterhin ist es eine Veranstaltung die wiederum, wie so oft, ihren Bezug in der Vergangenheit hat. Ja, was dann einmal hier erfolgreich ist, kann man ja dann gleiche nebenan wieder kopieren.
So haben wir hier jedes Jahr eine Massenveranstaltung, den „Rein in Flammen“. Von Koblenz bis St. Goar und Oberwesel wiederholt sich das jedes Jahr.
Das ist auch eine Veranstaltung aus der Klamottenkiste, aus der Zeit als der Massentourismus am Mittelrhein grassierte und jedes Jahr an Wochenenden Sonderschiffe und Sonderzüge die Kumpels aus dem Pott ausspuckten.
Dieser „Erfolg“ täuscht dann darüber hinweg, dass man sich in die falsche Richtung bewegt und kein Konzept hat welches eine Perspektive für die Zukunft bietet.
Überhaupt werden gerne Anleihen genommen bei anderen Erfolgskonzepten. So findet man jetzt „Oktoberfest“ und „Biergarten“ gelegentlich am Mittelrhein.
Oktoberfest, Biergarten? Ein Bayer würde sagen, wenn er das sähe:“ Do draht* s dir die Zehennagel aufi – oder so ähnlich.
Bis 2001 fand auch auf der Marksburg, die bereits in den 80er-Jahren mit derlei Veranstaltungen angefangen hatte, alle zwei Jahre ein Mittelalterlicher Handwerkermarkt mit Großem Burgfest statt. Wegen der Inflation solcher Mittelalterfeste in Deutschland (an manchen Sommerwochenenden bis zu 30 Termine gleichzeitig!) und dem dadurch entstandenen Konkurrenzdruck hat die Marksburgverwaltung das Fest aus dem Programm nehmen müssen.
Stattdessen findet seitdem auf der Marksburg im zweijährigen Rhythmus ein „Living History“-Wochenende statt, das aber nicht mit einem Markt verwechselt werden darf. Bei der Veranstaltung geht es nun nicht um Ritterklamauk und Schwertgeklirr, es können auch keine Schnabelschuhe und selbstgesiedete Seife gekauft werden, sondern es werden möglichst authentisch verschiedene Aspekte des Alltagslebens im späten Mittelalter auf einer Burg gezeigt und erklärt. Von rund 50 Mitwirkenden wird die gesamte Marksburg belebt; vom Tor über die Kanonenbatterien bis zu Küche, Kemenate und Kapelle wird demonstriert, wie das Leben auf einer spätmittelalterlichen Burganlage ausgesehen haben mag. Am ersten Septemberwochenende 2016 wird diese „belebte Burg“ wieder stattfinden. Grundsätzlich ist aber auch zu sagen: Ein Besuch auf der Marksburg und den anderen Rheinburgen lohnt sich auch ohne „fahrend‘ Volk“ und „Gauklerey“!
..schön Dich heute auf Sooneck spontan kennengelernt zu haben – Danke für den leckeren Burgen-Kuchen und good luck Fabian
Es gibt auch ein „zu viel des Guten“. ;) Neben den o. g. Märkten gibt es ja noch Weitere. Ausserdem darf man den Aufwand solcher Veranstaltungen, die Verkehrsbehinderungen im ohnehin engen Tal und die Einschränkungen, mit denen die Anwohner dann leben müssten, nicht unterschätzen.
Den Markt in Oberwesel besuche ich immer wieder gerne und hoffe, dass er uns noch viele Jahre erhalten bleibt.
Die Mittelalterspektakel nehmen überhand. Jeder Ort, der ein paar 200 Jahre alte Fachwerkhäuser hat und etwas „originelles“ bieten will, bucht Mittelalterspektakel. Um den Bedarf zu decken, haben mittlerweile gewerbliche Schausteller übernommen. Und die nehmen es nicht so genau, ganz nach dem Motto „Hauptsache sieht alt aus, oder klingt alt“. Die historische Genauigkeit bleibt voll auf der Strecke. Typisch ist die Verwendung einer verschrobenen Sprache, die mittelalterlich klingen soll z.B. Verwendung des „y“ statt „i“ (Allerley) und inflationärer Verwendung des Diminutivs aber immer mit der Silbe „lein“! Es entstehen so bizarre sprachliche Kreationen. Genauso wie beim Warenangebot. Ein Elsässer Flammkuchen oder Pfälzer Zwiebelkuchen wird nicht durch Verwendung von dunklem Mehl zur mittelalterlichen „Speyse“. In China gefertigtes sich mittelalterlich gebendes Spielzeug wie Holzschwerter, Papphelme, etc. waren auch keine typischen Produkte, die im Mittelalter verkauft wurden.
Vor allem war das Mittelalter nicht so grobschlächtig, wie es vorzugsweise dargestellt wird. Einfach heißt nicht primitiv!
Für mich sind die sogenannten Mittelalterspektakel so originell und authentisch wie die sogenannten „Hamburger“ Marktschreiergruppen, oder Weihnachtsmärkte, die nur noch beliebiges jahreszeitunabhängiges Kunsthandwerk unter Tannenzweigen anbieten. Diese werden gerne von Gemeinden, denen nichts anderes einfällt, aber ein der Event bieten wollen, gebucht.
Fazit für das Mittelrheintal: Nur zu! Mehr Mittelaltermärkte, die Leute akzeptieren alles. Hauptsache man wird irgendwie beim Feiern unterhalten, die Inhalte sind nebensächlich.
Da gibt es schon noch mehr: jährlich an Ostern ein Mittelaltermarkt auf der Loreley und alle zwei Jahre den Vierthälermarkt in Bacharach, nächstes Mal 2017. Die Marktlücke wurde schon erkannt. Das Spektakulum ist allerdings das Original.