Achtung, Servicepost für alle, die mit dem Auto nach Oberwesel wollen: Es gibt dort eine Tiefgarage. Jahrelang galt sie auch Einheimischen als echter Geheimtipp und nur wenige Eingeweihte wussten überhaupt von ihrer Existenz. Das soll sich mehr als fünf Jahre nach der Eröffnung nun ändern. Eine ganz und gar alltägliche Geschichte aus dem Leben am Mittelrhein.
Da ist man jetzt schon über drei Monate am Mittelrhein und entdeckt trotzdem immer neue Sachen. Zum Beispiel: In Oberwesel gibt es ein Parkhaus mitten im Zentrum. Darauf gekommen bin ich durch eine Diskussion auf Facebook. Auslöser war ein Text meiner lieben Kollegin Martina Koch von der Rhein-Zeitung (Achtung: Paywall!). Darin beschrieb sie eine Stadtratsdiskussion über den Oberweseler Marktplatz, der Sonntags autofrei ist. In der Mittelrhein-Facebook-Gruppe (wer noch nicht drin ist, schnell rein) wurde der Beitrag aufgegriffen und rege debattiert. Teil der Diskussion: Die schlechte Beschilderung der Tiefgarage am Schaarplatz im Zentrum von Oberwesel. Und ich so: Tiefgarage? Welche Tiefgarage?
Kleiner Exkurs in Burgenbloggers Alltag: Ich bin recht häufig in Oberwesel. Dort sind die nächsten Supermärkte, an der B9 kann ich tanken, und manchmal kehre ich noch schnell auf ein Baguette oder einen Cappuccino im Bistro Salamander (Empfehlung!) ein, bevor es für mich in Richtung Heimat nach Köln geht (btw: Versucht dort mal, einen Parkplatz in der Innenstadt zu finden…). Von allen Städten am Mittelrhein kenne ich Oberwesel wahrscheinlich am besten. Und ich bin auf der Suche nach einem Parkplatz durchaus das ein oder andere Mal auf und ab gefahren. Eine Tiefgarage ist mir in den nun fast 15 Wochen, die ich hier im Tal bin, noch NIE aufgefallen. Bis ich jetzt auf Facebook davon las.
Als ich einen entsprechenden Kommentar schrieb, antwortete eine Nutzerin, dass sie bereits seit acht (!) Jahren in Oberwesel wohnen würde und erst vor kurzem erfahren hatte, dass die Stellplätze unterhalb des “Hotel Augustin” öffentlich sind. Dabei existiert diese Anlage seit 2010. Wie kann denn das sein? Ich fahre nach Oberwesel zu einer Vor-Ort-Recherche. Erstmal das Parkhaus suchen. Tatsächlich sehe ich an der B9 ein Schild hängen, das auf ein Parkhaus im Zentrum hinweist (Ist das neu oder war ich einfach immer nur blind? Ich traue mir selbst nicht mehr.) Ich biege ab, fahre in den Ort rein, stehe auf der Kreuzung Schaarplatz – und bin schon zu weit. Direkt hinter der Stadtmauer ist die Einfahrt. Für Ortsfremde muss es außerdem so aussehen, als ginge es hier in die Tiefgarage des Hotels. Ich drehe noch eine Runde und bin im zweiten Versuch endlich drin.
25 Stellplätze gibt es hier, an einem Montagvormittag sind die meisten davon frei. Als ich mich umhöre, erfahre ich, dass nicht nur die unzureichende Beschilderung ein Grund dafür ist. Viele Einheimische mögen die unübersichtliche Lage nicht. Beim Ausfahren aus dem Parkhaus sieht man nur schlecht, was von oben vom verkehrstechnisch unübersichtlichen Schaarplatz kommt. Dann lieber gleich oben in der Liebfrauenstraße parken. Doch Besserung ist in Sicht. Zumindest, wenn es darum geht, das gut versteckte Parkhaus besser finden zu können. Monatelang haben zahlreiche Experten an einer tragfähigen Lösung gearbeitet. Nun ist sie da. Es sollen – Achtung – neue Schilder aufgehangen werden.
Beziehungsweise sind sie schon aufgehangen. Stadtbürgermeister Jürgen Port sagt mir, dass die Schilder an der B9 tatsächlich neu sind, ich bin also nicht völlig blind. Sie werden in den kommenden Tagen durch weitere im Stadtgebiet ergänzt. Was ich jetzt so banal-polemisch hier aufschreibe, ist in Wahrheit natürlich das erfolgreiche Ende eines hochkomplexen Verwaltungsvorgangs. Schließlich kann man nicht einfach ein Schild mit der Aufschrift “Öffentliches Parkhaus: Hier entlang” aufhängen. Orts- und Verbandsgemeinde, Polizei, Landesbetrieb Mobilität und die NASA haben gemeinsam ein ausführliches Parkleitkonzept für den 3.000-Seelen-Ort erarbeitet. Klingt alles furchtbar umständlich, hat aber den positiven Nebeneffekt, dass rund 50 überflüssige Verkehrsschilder aus dem Ort verschwinden. Dieses langwierige Verfahren ist auch deshalb nötig, weil in Deutschland natürlich genau vorgeschrieben ist, wo was für ein Schild hängen darf. Hinweise für Radfahrer und Wanderer, wie zum Beispiel die Infotafeln des Zweckverbandes, dürfen für Autofahrer gar nicht lesbar sein. Von wegen Ablenkungsgefahr und so.
Hätten wir das also auch geklärt. Ich hoffe, diese Informationen tragen ein wenig zum Verständnis der Sache bei; und helfen dem ein oder anderen, demnächst einen Parkplatz in Oberwesel zu finden.
3 Kommentare
Acht Jahre bin ich daran vorbeigefahren ….. Und da kommt so ein Burgerblogger und deckt das Geheimnis auf – Super, bis bald !
Guten Morgen allerseits!
Muss sagen es gibt tollere Dinge in Oberwesel,lach,doch dadurch bleibt Oberwesel sooooo bekannt (wenigstens bei mir).Meine juengste Schwester und ich ,da waren noch viele andere,wir haben als Kinder immer unterirdische Gaenge gesucht ,auch gefunden.
Es gruesst Maria Sch.
Moritz, das war en Dutt voll Mücke – aber ganz Dicke!!! Danke!