Der Blogger und die Brücke – Wie ich die Diskussion um die Mittelrheinbrücke erlebt habe

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Näher als bei meiner Paddeltour bin ich einer Brücke nicht gekommen. Foto: Norbert Bretschneider, CONCEPTDESIGN

Jetzt soll sie also doch kommen, die Mittelrheinbrücke. Nach dem Wunsch der Landesregierung sogar schon in zehn Jahren. Das ist ehrgeizig, angesichts einer möglicherweise bevorstehenden Bundesgartenschau in der Region aber sicher eine vernünftige Strategie. Die Frage ist also nicht mehr, ob die Brücke kommt. Sondern wie schnell. Und ob eine überhaupt genug ist.

Ich weiß gar nicht mehr genau wer, aber schon am ersten Tag als Burgenblogger hat mich jemand gefragt, wie ich es denn mit der Brücke halte. Es ist eines der Megathemen der Region. Auch mich hat diese Diskussion von Anfang bis Ende begleitet. Ich wollte mir in Ruhe eine Meinung dazu bilden und habe während meiner ganzen Zeit immer wieder mit unterschiedlichen Beteiligten gesprochen und meine eigenen Erfahrungen im noch brückenlosen Tal gemacht.

Die Brückenfans

Treffen mit der BI Pro Brücke im Juni. Foto: Jens Güllering
Treffen mit der BI Pro Brücke im Juni. Foto: Jens Güllering

Ich bin kaum angekommen am Mittelrhein, da nimmt Bernd Zorn Kontakt mit mir auf. Der Vorsitzende der BI Pro Brücke lädt mich zu einem Treffen der Bürgerinitiative zu sich nach Hause ein. Anfang Juni ist es soweit. Es ist einer der wenigen sonnigen Juni-Tage, so dass wir  gemütlich im Garten sitzen. Ich kriege einen Crashkurs in Sachen Brückendiskussion und höre alle Argumente der Brückenbefürworter. In den kommenden Wochen und Monaten werde ich die Geschichten von den Handwerkern, die keine Aufträge auf der anderen Rheinseite annehmen können, und den Krankenschwestern, die in der  Oberweseler Klinik nicht im Schichtdienst arbeiten können, immer wieder hören. Ich frage, ob die Arbeit der BI nicht getan sei, jetzt, da eine Brücke wieder im Koalitionsvertrag steht: “Auf keinen Fall!”, entgegnet mir Zorn. “Die Arbeit fängt jetzt erst an. Wir sind erst am Ende, wenn die Brücke wirklich steht.”

Auf dem Rückweg nehme ich natürlich die Fähre, um zur Burg zu kommen, welche Ironie. Ich kann die Argumente gut nachvollziehen. Eine Verbindung über den Rhein wäre nicht nur wirtschaftlich wichtig, um Logistik und Infrastruktur zu vereinfachen. Sie würde auch in den Köpfen etwas verändern. Einfach das Gefühl, sich im Tal freier bewegen zu können, nicht auf Fahrpläne und Fährzeiten achten zu müssen, wird viele Menschen dazu bringen, öfter mal die andere Rheinseite zu besuchen. Bewegung, Freiheit, Austausch, das sind alles Dinge, die der Mittelrhein gut gebrauchen kann.

Wie ich einmal die Brücke vermisste

Ein einziges Mal ärgere ich mich wirklich, dass es weder eine Brücke noch längere Fährzeiten gibt. Es ist der Abend in Kaub, als ich mit ein paar netten, jungen Wanderern bei Wein (für die Wanderer) und Wasser (für den Blogger) zusammensitze. Es ist eine wirklich nette Runde. Aber ich muss sie vorzeitig verlassen, um rechtzeitig über den Rhein zu kommen. Ansonsten hätte ich eben den gigantischen Umweg über Koblenz oder Mainz fahren müssen. Es ist die typische Mittelrhein-Situation, über die vor allem die stöhnen, die kleine Veranstaltungen am Wochenende anbieten. Bernie in Bernie’s Blues Bar in Sankt Goarshausen zum Beispiel, bei dem viele Blues-Fans von drüben immer während der Konzerte aufbrechen müssen, um zeitig nach Hause zu kommen.

Aber ich will ganz ehrlich sein: Natürlich bin ich im Alltag wunderbar mit den Fähren klar gekommen. Insgesamt 37 mal habe ich sie als Burgenblogger bis jetzt genutzt. Wie viele Fahrten weniger wären es wohl gewesen, wenn die Brücke schon da wäre? Vielleicht zehn? Vielleicht zwölf? Auf jeden Fall wäre ich auch weiter Fähre gefahren. Denn ganz ehrlich:

Eine Brücke reicht nicht

Die Umwege werden natürlich hier und da kürzer. Aber sie bleiben Umwege. Kein Wunder also, dass die bemerkenswert agile Binger Bürgerinitiative für eine Rheinquerung viele Unterstützer findet. Anfang August besuche ich die Initiatoren in Bingen bei einem ihrer Treffen. Parteiübergreifend haben sich Unterstützer für die Initiative von Kommunikationsprofi Hasso Mansfeld zusammengefunden. An diesem Tag wird der Auftakt zur Unterschriftenaktion geplant. 8.324 sind für ein Bürgerbegehren nötig. So wollen die Brückenbefürworter erreichen, dass der Kreistag von Mainz-Bingen eine Machbarkeitsstudie für eine Rheinquerung zwischen Rheinhessen und dem Rheingau in Auftrag gibt. In der Diskussion fällt ein Wort besonders häufig: “Absurd”. Die Zustände auf der Schiersteiner Brücke. Die Kosten für die Fähren. Dass es nirgendwo so wenige Rheinüberquerungen gibt wie zwischen Mainz und Koblenz.

Mir wird klar: Eine Brücke in Sankt Goar würde schon was bringen. Aber nicht in Bingen und Rüdesheim. Und wer in Kaub die Wahl zwischen einem mindestens 15 Kilometer langen Umweg oder einer Fahrt mit der Fähre hat, nimmt vermutlich trotzdem die Fähre. Solange nicht alle 15 Kilometer eine Brücke über den Rhein geht, haben Fähren ihren Platz. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit eines solchen Fährbetriebs ist natürlich eine andere. Zeit, sich mal mit denen zu treffen, die von der Mittelrheinbrücke am stärksten betroffen wären.  

Die andere Seite

Im Fährhaus von Volker Ulrich, seit acht Jahren Schiffsführer auf der "Loreley VI".
Im Fährhaus von Volker Ulrich, seit acht Jahren Schiffsführer auf der „Loreley VI“.

Es ist schon nicht einfach, Familie Hammerl überhaupt zum Gespräch zu treffen. Bei einem ersten Telefonat mit Anne Hammerl spüre ich deutlich: Die Brücke ist ein Reizthema für die Fährfamilie, die Lust, sich dazu zu äußern, ist nicht besonders groß. Schließlich stimmt Anne Hammerl einem Treffen zu. Es ist ein heißer Sommertag als ich auf die Loreley VI gehe. Über eine Stunde lang fahre ich zwischen Sankt Goarshausen und Sankt Goar hin und her, hin und her, immer wieder und wieder. In die eine Richtung scheint uns die Sonne unbarmherzig ins Gesicht, auf dem Rückweg sitzen wir angenehm im Schatten, während der Fahrtwind uns zusätzliche Abkühlung verschafft. Das passt irgendwie zu der ganzen Diskussion, die oft ganz schön überhitzt geführt wird. Ein wenig Abkühlung würde da auch mal gut tun.

De Brückenbefürworter schimpfen auf die Fähren: Würden die Region „in Geiselhaft“ nehmen, seien „Abzocker“. Und das sind noch die harmlos formulierten Vorwürfe. In sozialen Netzwerken artet es auch gerne mal in wüste Beschimpfungen aus. Das hat nichts mehr mit sachlicher Diskussion zu tun, das ist Cyber-Mobbing. Und die Fährbetreiber und ihre Familien leiden darunter. Dabei ist ihr Standpunkt gar nicht absurd, sondern sehr verständlich: Ein Privatunternehmer muss seine Firma nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten betreiben. Um zu verstehen, dass ein Nachtbetrieb für vielleicht ein paar Dutzend Autofahrer zwischen 23 und fünf Uhr nicht wirklich rentabel ist, brauche ich kein BWL-Studium. Dass ein erweiterter Fährbetrieb eine erhebliche Mehrbelastung für die Maschinen des Schiffs ist, sehe ich auch ein.

Aber rechnet sich eine Straßenbahn in Köln, die Mittwochnacht fünf betrunkene Studenten in Richtung Wohnheim gondelt? Rechnet sich der Pendelbus in den hinterletzten Stadtteil, der jeden Morgen nur eine alte Frau und ihren Hund drei Stationen zum Einkaufen fährt? Natürlich nicht. Die Gesellschaft wünscht sich aber diese Mobilität. Deswegen gibt es einen ÖPNV. Ich finde: Wenn die Menschen am Mittelrhein sich einen längeren Fährbetrieb wünschen, nehmt die Fähren in den Nahverkehr mit auf. Dann hätten die Betriebe mehr Planungssicherheit. Dafür müssten sie aber mal Fakten auf den Tisch legen. .

Mehr Transparenz

Denn auch wenn ich die Position der Fährbetreiber in vielen Punkten nachvollziehen kann, verstehe ich nicht, warum sie sich so hartnäckig weigern, konkrete Zahlen und Fakten in die Diskussion einzubringen. Ich wollte wissen, wie hoch der Zuschuss war, den die Fähre in Sankt Goarshausen für fünf Jahre erweiterten Fährbetrieb von der rot-grünen Landesregierung erhalten hat. Inoffiziell wurde mir immer wieder eine Zahl von 600.000 Euro genannt. Offiziell wollte aber weder der Fährbetreiber noch das nun dafür zuständige Verkehrsministerium etwas dazu sagen.

Genauso wenig war es möglich, mal konkrete Fahrgastzahlen herauszubekommen. Stattdessen wird mit der seltsamen Größe von “Verkehrseinheiten” gerechnet. Eine Verkehrseinheit entspricht dabei  einem  PKW oder zwei Motorrädern oder drei Passagieren oder einem halben LKW oder einem drittel Bus. 650 dieser Einheiten befördert die Fähre Loreley nach eigenen Angaben täglich, Tendenz rückläufig. Nur: Wie soll man einschätzen können, wie sich eine mögliche Brücke auf den Fährbetrieb auswirken würde, wenn man nicht weiß, wie viele Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer wirklich die Fähre benutzen? 

Ohne Transparenz wird die Diskussion emotional bleiben. Wenn keine Sachargumente ausgetauscht werden, spekuliert man rum, beschimpft sich, weil kaum etwas anderes übrig bleibt. Erst recht, wenn eine Debatte schon über Jahrzehnte andauert und alle anderen Argumente erschöpfend behandelt worden sind. Und sich jetzt noch mindestens zehn Jahre in verhärteten Fronten gegenüber zu stehen, diese Perspektive finde ich wenig verlockend. Und zwar für keinen der Beteiligten. 

16 Kommentare

  • Heinrich H. says:

    Touristen finden heute im oberen Mittelrheintal einfach nur selten ein freundliches, liebevolles und ruhiges Angebot der Gastgeber, wie ich es bei mehreren Besuchen an der Mosel und der Eifel vorfand. Meine Gäste hier, sind nach einer Nacht in einem Hotel auf der rechten Rheinseite, wegen des Bahnlärmes in der Nacht geflüchtet, obwohl sie eigentlich eine Woche bleiben wollten.
    Mit einer Brücke, die natürlich beide Seiten näher zusammen bringt, ist aber weiterer neuer Verkehr zu erwarten, z.B. durch die Wirtschaft, die ihre LKW’s dann von der A61 quer über den Taunus in Richtung Limburg fahren läßt ( natürlich unter Umgehung der Maut auf der Autobahn) Ich glaube nicht, daß die Touristen, die im Tal gerne übernachten würden, durch zusätzlichen LKW-Verkehr dann Interesse haben hier mehrere Tage zu verweilen – an der Mosel gibt es alle 10-15km eine Brücke, wodurch es keine Konzentration an nur einer Querung gibt. Aber auf der Mosel gibt es keine Berufsschiffahrt, die Brücken mit 15m Durchfahrtshöhe benötigt
    ( bezogen auf den noch schiffbaren Hochwasserstand – enrspricht der Höhe des Gymnasiums in St.Goarshausen). Also das schöne kleine „Brücklein“ wie es immer dargestellt wird, wird es nicht sein, wenn die Brücke dann fertig ist.
    Und das Argument, mittels der Brücke könnten die Handwerksbetriebe sich auf der anderen Seite neue Kunden suchen, bedeutet doch wohl, daß da jemand glaubt, auf der anderen Seite gäbe es keine guten Handwerker, oder? Letztlich wird ein gnadenloser Konkurrenzkampf auch einige Verlierer unter den Betrieben erzeugen.
    Wer sich ein wenig umschaut sieht in ganz Europa Leerstand immer dort, wo die Kommunalpolitik keine Ideen entwickelt, die die Grundvorausetzungen für die Infrastruktur, für die Ansiedlung neuer moderner z.B. IT-Betriebe und das Freizeitangebot für die Menschen und Touristen bedeuten. Wie hier gehandelt wird, ist daran erkennbar, daß mehrere Freibäder ( angebl. aus Geldmangel) geschlossen wurden und dafür aber Geld für teure „Prestigeprojekte“ ausgegeben wurde ( z.B. „Stehlen“). Es fehlt eine Arbeitsgruppe, die sich öffentlich ( so daß die Bürger mitwirken können) und ausschließlich nur damit beschäftigt womit man die Situation im oberen Mittelrheintal kontinuierlich verbessern kann.

  • Rob R says:

    Obwohl ich fernab vom Mittelrhein wohne, bin ich immer wieder auf das Brückenthema gestoßen, und habe mich damit auch etwas beschäftigt. Ich sehe voll und ganz ein, dass es bessere Verbindungen im Tal braucht. Ob man das mit Brücken machen muss, ist die Frage.

    Kann sich Goar/Goarshausen wirklich darüber freuen, den gesamten flusskreuzenden Verkehr auf sich zu ziehen? Eine zweite Brücke wird bald darauf gefordert werden. Außerdem sehe ich die Gefahr, dass man durch Brücken Fernverkehr anzieht: Mainz und Koblenz würden sich über eine Umgehungsstraße freuen. Der Ausbau z.B. der A66 mit Anbindung an die A61 (ob über Bingen oder St. Goar) könnte außerdem die A3 (Frankfurt-Köln) entlasten. Statt eines verschlafenen Tals gibt es dann die Autobahnraststätte Loreley.

    Wenn die Fährbetreiber die Alternative „Fähre im ÖPNV“ aber nicht offensiv mitgestalten, wird die Brücke (oder mehrere) kommen. Der Fährbetrieb kann dann eingestellt werden.

  • Jürgen Grothof says:

    Schön an dem Artikel ist, dass er mal klar aufzeigt – Wer mehr Touristen und mehr Flexibilität z.B. bei Veranstaltungen will, der muss auch die Nachteile in Kauf nehmen. Und nur 1 Brücke wird das Problem nicht für jeden lösen.
    Und mehr Menschen. (sprich Gäste) die die Region besuchen sollen, bedeutet eben mehr Verkehr. Und auch eine BuGa wird deutlich mehr Verkehr beinhalten und für 1 Sommer lang für verstopfte Straßen sorgen. Und wenn man zur BuGa den Individualverkehr großflächig ausschließen möchte, dann geht dies nur mit einem ganzheitlichen Konzept, dessen Kosten nicht nur auf die Besucher umgewälzt werden können. Wer die täglich sehr vollen Parkplätze zur BuGa in Koblenz beobachtet hat, der erkennt, dass der überwiegende Teil der Besucher im Privat-PKW angereist ist.
    Wenn es geht möglichst nahe heran an die Hauptattraktionen – sprich direkt auf das Festungsareal.
    Auch ich werde dann wohl Abstriche machen müssen, denn ich gehöre auch zu den „Verpestern“ im Rheintal. :(
    Statt die A61 (A3) nehme ich so oft es geht bei Fahrten nach Mainz oder Wiesbaden/Frankfurt die B9 oder B42. Es macht mir einfach Spaß durch diese Landschaft zu fahren. Und dies auch jeden Tag erneut.
    Und die (höchstens) 20-30 min, die ich länger benötige um langsam durch das Tal zu gondeln, statt auf der BAB zu rasen, nehme ich für die schönen Eindrücke von Landschaft und Fluss gerne in Kauf. Immer wieder.
    Es ist Abends nach einem (anstrengenden) Tag eben schöner die hell erleuchtete Marksburg vor Augen zu haben, als hunderte Rücklichtern von LKA auf der BAB. ;-).
    Wenn noch der Zugverkehr minimiert werden könnte… aber…
    Sollte es die BuGa geben, wird es dann wohl von Baustellen und Sperrungen „wimmeln“ und die Ruhe ist vorbei. Aber wie gesagt, Ruhe kann auch Stillstand bedeuten und schnell zu einer „Grabesruhe für die Region“ werden.
    Aber auch eine BuGA als Wachstumsmotor muss gerade in einer großen Region perfekt und unter vielen Gesichtspunkten geplant werden, soll sie nicht nachhaltig zu einem Flop werden. Hier sehe ich bisher auch noch nicht den Ansatz eines Konzeptes. (mir ist klar dass es erst eine Idee ist)
    Und dass die BuGa in Koblenz mit 3,5 Mio Besucher wohl eher einzigartig war, zeigt die BuGa 2015 im Havelland, wo es etwas über 1 Mio Besucher gab. Wohl auch, weil die Attraktionen weit gestreut waren und 1 Tag eben nicht zu einem Besuch ausreichte. Würde am Mittelrhein ähnlich aussehen.

    Deshalb erst mal ohne BuGa: Den Vorschlag, mehrere Fähren in den ÖPNV aufzunehmen und rund um die Uhr fahren zu lassen finde ich absolut unterstützenswert. Und es gibt doch in RL ein schönes mit viel Trara in die Welt gesetztes Transparenzgesetz. Da müsst es doch leicht möglich sein die benötigten Zahlen zu bekommen, oder?

  • Karl says:

    Ein altbekanntes, grundlegendes Problem im Rheintal: politisch gesehen ist die ganze Region zersplittert in ‚Duodez-Fürstentümer‘, wo jeder Politiker argwöhnisch darüber wacht, dass der Nachbar nur ja nicht bevorteilt wird. Es gibt zwischen den Städten, Gemeinden und Landkreisen einfach kaum ein ‚Wir-Gefühl‘. Man sieht dies beispielhaft ja auch an dem Projekt Buga 2031, wo sich das nördliche Mittelrheintal benachteiligt sieht, wenn die Buga nur im südlichen Mittelrheintal stattfindet. Statt miteinander wird eher gegeneinander gearbeitet. Hier tät die Devise ‚Man muss auch gönnen können‘ dringend Not.

    • Moritz Meyer says:

      Sie haben Recht, dass es diese Denke gibt. Aber jetzt haben sich ja alle Gemeinden einstimmig für die Machbarkeitsstudie ausgesprochen. Das ist doch schon mal ein Signal zu mehr Geschlossenheit.

  • Lichtenthäler says:

    Lieber Herr Meyer,

    der Mittelrhein und mehr Verkehr! Schlimmer geht es nicht. Der „Verkehr“ hat das Tal schon fast kaputt gemacht. Ja, Eisenbahn und Schiffe sind auch Verkehr. Jetzt befürworten Sie diesen Verkehr noch zu toppen!.
    Die Brücke ist für mich so eine Art Ersatzhandlung: Alles wir schlechter………., Einwohnerzahlen gehen zurück. Ja, da ist eine Brücke eine Hoffnung. Das ist ein Trugschluss.

    Es gibt kein Verkehrsaufkommen was nicht mit den Fähren erledigt werden könnte. Meinetwegen sollen Sie auch in der Nach fahren, das ist allemal billiger als eine Brücke mit ca. € 100 Gestehungskosten und über die Zeit Unterhalts- und Kapitalkosten von ca. 5 Mio. / Jahr.

    Es krankt an ganz anderen Dingen: Nehmen wir an ich möchte als Tourist 1 Woche im Rheintal und auf den Rheinhöhen verbringen. Ich bin mit Fahrrad zwischen Koblenz und Rüdesheim unterwegs. Für die Distanzen nehme ich die Mittelrheinbah und / oder das Pendant auf der rechten Rheinseit. Da habe ich Fährkosten, Tickets für die Bahnen etc. Das lepptert sich zusammen, vor allem wenn es eine Familie mit Kindern wäre. Ja, dann fahre ich nach Koblenz mit dem Rad und Zug,€ 8,00 / Person. Dann fahre ich mit der Seilbahn und Fahrrad auf die Ehrenbreitstein. Kosten ca. € 10,00. Dann Besuche ich die Festung. Kommen nachmals 6 bis 7 Euro dazu. Herunter fahre ich mit dem Rad nach Stadtteil Ehrenbreitstein, schiebe mein Fahrrad hinauf zum Fort Asterstein. Herunter nach Pfaffendort über die Rheinbrücke. Fahre zu Deutschen Eck und anschließend mit dem Zug zurück.
    Da kommend dann für eine Person rund € 35,00 bis 40 für diesen Tag zusammen.
    Jede Stadt, Berchtesgaden, Zermatt, St. Ulrich, Garmisch, Mittenwald, etc. bieten den Gästen einen Tages / Wochenpass an. Damit kann man alle Lifte, Busse, etc. nutzen, ebenso die Museen

    Vor einigen Monaten wurde in Erwägung gezogen auch einen solchen Pass für das Rheintal einzuführen. Eine sehr, sehr gute Idee!
    Wurde die Idee realisiert? Nein, wurde nicht.
    Ich sage es jetzt mal polemisch: Warum sollte man das machen und mit dieser Mühsal beschäftigen? warten wir doch lieber auf die Brücke und die BUGA.
    Der Teufel steckt im Detail. Das kann man auch nicht mit Großprojekten erledigen

  • Karl says:

    Ich stelle mir da allerdings auch immer die Alternative vor: die Brücke wird gebaut, aber damit werden sehr viele Fähren unrentabel und werden eingestellt. Also eine Brücke in St. Goar und keine Fähre mehr zwischen Koblenz und Bingen? Wer z. Bsp. von Filsen zum Arzt in Boppard will, dem bleibt dann nur noch der lange Umweg über die Brücke in Koblenz oder St. Goar. Ist das wirklich so erstrebenswert? Letztendlich profitieren da doch nur die Anwohner in relativ nahen Umfeld der neuen Brücke. Und das ist eine begrenzte Gruppe. Eine Brücke alle 20 km (wie an der Mosel) wird es kaum geben, da aufgrund der geographischen Gegebenheiten Rheinbrücken erhablich teurer sind als Moselbrücken.

  • Tim says:

    Sehr guter Blogg!
    Das mit dem Verkehrsverbund bzw Nahverkehr für Fähren finde ich vor allem eine gute Idee, aber dabei solltest Du nicht vergessen das es derzeit kein einheitliches Nahverkehrssystem gibt! Linksrheinisch hast du z.B. schon 2 Verbände (Grenze Oberwesel richtung Koblenz und Bacharach richtung Mainz), und wie es rechtsrheinisch ist weiß ich gar nicht. Da wird es schon schwierig.
    Ungeachtet einer möglichen Brücke verstehe ich nicht, warum es nicht längst einen kostenfreien 24h Betrieb der Fähren gibt. Das könnte die Landesregierung längst umgesetzt haben. Genauso wenig verstehe ich aber auch nicht warum die Fährbetreiber nicht ihre Zahlen auf den Tisch legen.
    Klar, wenn wir am Mittelrhein überleben wollen brauchen wir mehr Touristen. Aber muss es auch mehr Verkehr werden? Du bist doch auch schon ein paar Touren im Tal gewandert, und jetzt sei mal ehrlich: Hat dich der PKW Lärm nicht auch etwas gestört? Und damit dieser Lärm nicht noch mehr wird ist es wichtig das endlich eine Gästekarte kommt mit der man kostenfrei Nahverkehr nutzen kann. Egal ob im Allgäu oder im Schwarzwald, überall bekommt es hin, nur bei uns nicht.

    • Moritz Meyer says:

      Mehr Touristen ohne mehr Verkehr wird es halt nicht geben. Das ist einfach ein Fakt. Das ist sonst nach dem Prinzip: „Ich will ins Wasser, aber nicht nass werden.“ Und in einem engen Tal wie hier ist es natürlich wahnsinnig schwer, intelligente Lösungen zu finden, weil der Platz begrenzt ist. Aus diesem Dilemma kommt man aber sicher nur raus, wenn man für das ganze Tal in einer großen Lösung denkt. Gästekarte mit Nahverkehrsnutzung ist eine Sache, die helfen kann. Gerne auch in Verbindung mit E-Bike-Angeboten und Schiffen. Wenn man unterschiedliczhe Konzepte derart vernetzt, kann evtl. was gehen. Und auch wenn viele das nicht glauben wollen: Mit einem Großprojekt wie der Buga als Anschub findet man solche Lösungen leichter.
      Und was Pkw-Lärm angeht: Ich bin im Ruhrgebiet direkt an der A42 aufgewachsen. Für mich ist das wie für andere Meeresrauschen ;)

  • Diese Fixierung auf die Brücke kommt mir so vor, als würde manche damit völlig überzogene Erwartungen verknüpfen. Man erhofft sich vor allem wirtschaftliche Vorteile und geht dabei von dem Idealzustand aus, dass eine solche Rheinquerung grundsätzlich befahrbar wäre. So, als würden Auffahrten und Teile der tief gelegenen Straßen, die zu ihr führen, bei Hochwasser nicht überflutet. Sperrungen aufgrund von Reparaturarbeiten wird es sicher auch geben. Hinzu kommt, dass viele der Straßen entlang des Tals bereits mit dem jetzigen Verkehrsaufkommen überfordert sind.

    • Eva says:

      Und daraus folgern Sie, dass es sich nicht lohnt, eine Brücke zu bauen?

    • Moritz Meyer says:

      Lieber Herr Edelmayer, danke für ihren Kommentar. Sie haben Recht damit, wenn sie auf die insgesamt schlechte Infrastruktur hinweisen. Eine Brücke macht sicher nur dann Sinn, wenn auch die Zuwege entsprechend ausgebaut werden. Auch die von den Höhen runter.

  • Eva says:

    In der Tat ein emotionales Thema. Ich bin ein Brückenbefürworter, aber mit der Zeit bin ich es leid geworden und habe die Hoffnung auf Veränderung (fast) aufgegeben. Dabei täte Veränderung und Bewegung dem Tal wirklich gut. Sonst wird es in 25 Jahren ein Museumstal sein, in dass morgens Leute zu ihrer Arbeit als „Bewohner“ fahren und abends nach Hause in lebendswertere Regionen.

  • Eva says:

    Hä? Was ist denn das für eine Logik? Brücken kann man auch zu Fuß überqueren.

  • Lichtenthäler says:

    Die Brücke an der vorgesehenen Stelle bei St. Goar ist so unnötig wie ein Kropf. Das Mittelrheintal braucht, wenn es eine touristische Zukunft haben soll, weniger Verkehr. Eine Brücke bringt mehr Verkehr, abgesehen von diesem Großbauwerk, mit Zu- und Abfahrten, mitten über den „Romantischen Rhein“.
    Die Argumente weg. der Fähre etc. sind Scheinargumente. Den notwendigen und sinnvollen Verkehr kann man mit den vorhandenen Fähren abarbeiten.
    Eine Brücke kostet schätzungsweise 100 Mio. Jährliche Folgekosten incl. Kapitaltdienst und Instandhaltung minestens 5 Mio. / Jahr.
    Für diese 5 Mio könnte man die Fähren z. B. subventionieren um einen Tag / Nacht Betrieb zu ermöglichen.
    Der Hintergrund für den Wunsch nach dieser Brücke ist dahingehend zu suchen das man den Wunsch hat, dass sich etwas bewegen müsste, sollte. Der Wunsch ist berechtigt und verständlich angesichts der allgemeinen Lage.
    Da wartet man gerne auf „externe“ Lösungen wie Brücke und BUGA. Auf den Gedanken, dass die Lösung immer mit einem selbst anfängt, davon ist man weit entfernt.

    Ja, die Betrunkenen und die Straßenbahn, die in der Nacht fahren muss um 5 bis 6 Betrunkene nach Hause zu bringen. Das passt sehr gut!

    Mit der Fähre könnten die Herrn ja noch heimkommen. Mit dem Auto über die Brücke?

    Dann, nicht mehr der Fähre, wäre nach der Strassebahnlogik zu teuer und aufwendig.Aber die Brücke, die besoffen ja ohnehin nicht zu benutzen wäre, das wäre eine sinnvolle Alternative.

    • Moritz Meyer says:

      Vielen Dank für ihren Kommenta, Herr Lichtenthäler. Eine Brücke im Tal würde meiner Meinung nach auch eine Brücke in den Köpfen entstehen lassen. Momentan scheuen Menschen die andere Seite, weil es gefühlt mit Umständen verbunden ist. Vor allem, wenn es um den Besuch von Veranstaltungen oder Restaurants am Abend geht. Gibt es eine Brücke, ist die Hemmschwelle, mal „rüberzumachen“ geringer. Natürlich sollte die Rückfahrt dann trotzdem im nüchternen Zustand erfolgen ;)

      Ich glaube übrigens, dass der Mittelrhein im Grundsatz mehr Verkehr braucht, um zu überleben. Egal, ob es um Tagesgäste oder Touristen geht, die länger übernachten: Es müssen wieder mehr Besucher ins Tal kommen. Die momentane Infrastruktur gibt das nicht unbedingt her. Aber der Bau der Brücke ist ja ein guter Anlass, das ganze Verkehrskonzept im Tal mal zu überdenken.