Der Mittelrhein nutzt sein Alleinstellungsmerkmal als Bierregion auch im Touristenmarketing. Doch Nachahmer machen der Welterbe-Region Konkurrenz. Könnte der Wein ein zweites Standbein werden? Eine (Real)-Satire.
Wer kennt ihn nicht, den Bierzeltklassiker „In Sankt Goar steht ein Hofbräuhaus“? Kein Wunder, dass der Mittelrhein auch bei den Souvenirs auf seine Tradition als Bierregion setzt. Schließlich will sich nahezu jeder Tourist seine persönliche Erinnerung an einen krachledernen Abend bei zumft’ger Bloasmusik mit nach Hause nehmen. Neuester Exportschlager ist ein Original Hofbräuhaus-Pullover, den es in Sankt Goar käuflich zu erwerben gibt. Er erweitert das Sortiment der Souvenirs um eine neue Facette. Bis jetzt waren vor allem die mit historischen Motiven bemalten Bierkrüge echte Renner bei den auswärtigen Gästen.
Der Erfolg der Bierregion Mittelrhein ruft allerdings bereits Nachahmer auf den Plan. So hat nun auch in München ein Hofbräuhaus geöffnet. Kritiker wehren sich gegen diese „Disneylandisierung“ des Tourismus. Doch die malzhaltige Masche zieht: München erlebt inzwischen einen echten Boom und setzt voll auf die für Bayern eigentlich untypische Bierkultur. Dem Mittelrhein droht damit, ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal im Kampf um Touristen verloren zu gehen. Ein Ausweg tut sich allerdings auf: In letzter Zeit machen ein paar verwegene Einheimische mit Versuchen als Winzer von sich reden. Noch hat sich die Weinkultur am Mittelrhein nicht wirklich durchgesetzt. Doch vielleicht ändert sich das ja bald. Womöglich steht auf den Pullovern in ein paar Jahren dann „Weinstube“ statt Hofbräuhaus. Doch bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg.
5 Kommentare
Ach herrlich, dieser Beitrag! Sind wir nicht alle ein bisschen Bayern? Oder hieß der Werbespot nicht anders? Und ab morgen tragen wir Krachlederne und Dirndl, damit sich die Besucher so richtig heimisch fühlen. ;-)
Echt lustig! Weiter so!
Danke für das Lob :)
In der Tat schade, da die Region nicht nur Wein, sondern auch noch einiges andere hat, was sich regional typisch viel stärker im Souvenirbereich vermarkten ließe. Souvenirs sind ja oft nicht nur Gegenstände, die mit nach Hause genommen werden und dort verstauben, sondern als Kleidung werden sie getragen, sie stehen auf dem Regal und werden jeweils von Familie, Freunde und anderen Menschen wahrgenommen. Sie sind also auch immer Werbeträger der Region. Blöd, wenn man dann vom Mittelrhein mit einem Pullover des Hofbrauhauses wieder nach Hause fährt. Besonders gute Werbeträger sind übrigens Spiele, da sie von Hand zu Hand gehen und nicht nur vielleicht zufällig wahrgenommen werden, sondern mit anderen Menschen gespielt werden und damit dann auch eine Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet: Idealerweise regt ein Spiel dann zur eigenen Reise: Wow, da gibts ja einiges zu sehen, da müssen wir auch mal hin! In den Souvenirläden gibt’s bislang aber allenfalls nur langweilige Puzzles… die wohl dann auch eher im Schrank verstauben. Wie so ein Spiel als Werbeträger aussehen könnte, habe ich hier mal online gestellt zum Runterladen und Spielen, vielleicht findet sich ja ein Grafiker aus der Region, der das Spiel auch noch optisch ein wenig aufhübscht: https://spielewerkstatt.wordpress.com/2016/03/27/romantische-rheinreise/
Die Idee gefällt mir. Und ich bin ja großer Brettspielfan. Treffen wir uns mal zum Testspiel?