In den vergangenen Tagen habe ich zurückgeblättert, die Geschichten und Bilder im Blog einfach mal Revue passieren lassen. Die ersten Begegnungen und Erlebnisse, sie scheinen beinah unendlich weit zurückzuliegen. Dabei waren es gerade einmal 204 Tage, die ich als Burgenblogger im Mittelrheintal verbracht habe. 204 intensive Tage. Wieder mal so ein Fall von „Wahnsinn, wie schnell doch die Zeit vergeht“.
Ich möchte an dieser Stelle nicht aufzählen, was ich alles erlebt habe. Auch tue ich mich schwer damit, Highlights herauszupicken. Denn im Grunde waren der Job und das Tal als Ganzes das Highlight. Ein traumhafter Sommer mit Rekordtemperaturen, dazu über viele Wochen ein ebenso rekordverdächtiger Niedrigwasserpegel des Rheins. Und gegen Ende noch ein goldener und milder Herbst sowie ein einzelner Schneetag im Dezember.
„Won’t forget these days“, der wohl bekannteste Song der Band Fury in the Slaughterhouse, lief dieser Tage zufällig im Radio, als ich auf einer meiner letzten Fahrten im Tal unterwegs war. Ich drehte die Musik lauter und blickte nach links und rechts aus dem Fenster. Ich sah Felsen und Weinberge, den Rhein, die Burgen, die Schiffe. Und ich konnte nur zufrieden nicken.
(Wer den Film lieber nur mit Musik und ohne meine Moderation anschauen möchte, findet weiter unten die unkommentierte Version)
Bei all den Geschichten, die ich geschrieben habe, blieb natürlich einiges unerledigt. Dass das so kommen würde, habe ich bereits zu Beginn meiner Burgenbloggerzeit prophezeit. Und wahrscheinlich ging es auch meinen drei Vorgängern ganz ähnlich. Im Sommer wollte ich eigentlich den Bopparder Bikepark und das Team, das dahintersteckt, vorstellen. Auch wollte ich den Selbsttest wagen und mit dem Mountainbike den Steilhang hinunterdüsen. Okay, es wäre wohl weniger ein Düsen als vielmehr ein vorsichtiges Schleichen geworden. Aber denkt jetzt nicht, dass ich mich drücken wollte. Irgendwie ist mir das einfach durch die Lappen gegangen. Der Kontakt war sogar bereits hergestellt.
Ebenfalls bereits in Kontakt stand ich mit dem Pressesprecher der Hells Angels Deutschland. Der Motorradclub unterhält nämlich ein Clubhaus in Boppard-Buchholz. Dort gibt es zwar offene Clubabende, wo jeder vorbeischauen kann. Ich hielt es aber für keine gute Idee, dort einfach mal ohne Vorankündigung als Journalist aufzuschlagen. Schließlich eilt den Angels ein gewisser Ruf voraus. Leider habe ich vom Pressesprecher aber irgendwann nichts mehr gehört, es kam also trotz anfänglichem Angebot der Angels zu keinem Zusammentreffen.
Gern wäre ich auch mal mit an Bord eines Frachtschiffs auf dem Rhein gegangen. Auch hier blieben leider alle Anfragen unbeantwortet. Immerhin habe ich es für je eine Geschichte auf eines der vielen Flusskreuzfahrtschiffe und auf eine der Fähren geschafft. Das Tal aus der Flussperspektive, schließlich ist das für nicht wenige Menschen Alltag.
Alles was darüber hinaus unerledigt blieb, hole ich einfach in den kommenden Jahren nach. Ich bin ja nicht weit weg. Die Königsetappe des Rheinsteigs zum Beispiel bin ich noch gar nicht gewandert, sie führt von St. Goarshausen nach Kaub. Und auch Bernies Blues Bar unterhalb der Loreley habe ich nie besucht. Im kommenden Jahr soll außerdem das neu gestaltete Loreley-Plateau eröffnet werden. Auch das werde ich mir dann sicher mal anschauen. Und für das ein oder andere Konzert auf der Freilichtbühne werde ich sowieso immer wieder vorbeischauen.
Natürlich habe ich im Tal auch einige liebe Menschen getroffen, die ich in naher Zukunft wieder besuchen möchte. Und wenn mich der Weindurst packt, muss ich mich ja schließlich auch irgendwo eindecken. Denn im Westerwald ist’s um den Rebensaft bekanntermaßen nicht so gut bestellt. Seid also gewiss, ich komme wieder.
Ich möchte mich für die vielen Einladungen bedanken, die mich auf unterschiedlichsten Wegen erreicht haben. Und ich bitte um Nachsicht, dass ich nicht jeder Einladung folgen konnte. Gerade im Sommer gab es leider viele Überschneidungen. Und ich konnte schließlich immer nur auf einer Hochzeit tanzen.
Mein Dank gilt natürlich auch den drei Projektpartnern, der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz, der Generaldirektion Kulturelles Erbe und der Rhein-Zeitung. Ohne sie wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Ebenso wenig ohne all die Menschen, die mir begegnet sind, die bereit waren, ihre Geschichte mit mir und euch allen zu teilen. Mein Dank gilt auch den Fährbetrieben, die mich stets sicher auf die andere Rheinseite gebracht haben. Danke an Klaus, Klaus und Leo von der Burg Sooneck. Ich danke euch, den Lesern, die ihr mich immer wieder in meiner Arbeit bestätigt und bestärkt habt. Und vielen Dank an alle, die ich hier jetzt vergesse.
Ich kann mich nicht erinnern, innerhalb so weniger Monate mal so viel erlebt zu haben. Burgenblogger zu sein, das ist ein Privileg. Dessen war ich mir von Beginn an bewusst. Und ich habe stets versucht, euch alle an meinen Ausflügen, Begegnungen und kleinen Abenteuern teilhaben zu lassen. Das ist ja Sinn der Sache. Ich hoffe, das ist mir gelungen. Ich hoffe, ich konnte nach drei Vorgängern wieder eine neue Note reinbringen. Euch unterhalten, informieren, vielleicht sogar inspirieren.
Denn Burgenblogger Nummer vier zu sein, das war so eine Sache. Meine Vorgänger waren natürlich allesamt nicht untätig. Sie haben schon so einige Themen im Tal abgegrast. Dafür habe ich von einer gewissen Ruhe profitiert. Ich vermute, dass Jessica als erste Burgenbloggerin wesentlich stärker im Fokus stand. Immerhin war sie die Pionierin, das Projekt Burgenblogger sorgte mit ihr deutschlandweit für mediales Interesse. Ich will gar nicht wissen, wie viele E-Mails und Nachrichten sie damals erreicht haben. Mittlerweile hat sich das Projekt etabliert, ich blieb von einer riesigen Flut von Anfragen verschont und konnte somit mit einer gewissen Ruhe und Gelassenheit meiner Tätigkeit nachgehen.
Das heißt aber nun nicht, dass das Projekt Burgenblogger nicht immer noch für Interesse sorgt. Der SWR hat gleich mehrmals angeklopft, um mit mir zu drehen. Sogar eine Anfrage von Spiegel Online erreichte mich in der ersten Novemberwoche. Leider kam es allerdings zu keiner Geschichte, weil ich da bereits auf die Festung Ehrenbreitstein umgezogen war. Die „Spiegel“-Redakteurin jedoch interessierte sich vor allem für das Leben auf der Burg. All die Likes, Kommentare und Nachrichten in den Sozialen Medien zeigen mir auch, der Burgenblogger gehört nach gerade einmal vier Jahren anscheinend zum Mittelrhein fest dazu.
Von der gescheiterten „Spiegel“-Story mal abgesehen war der Umzug auf die Festung und der damit verbundene Tapetenwechsel gut. Auch wenn mir der Abschied von der Burg wirklich schwergefallen ist. Wer fünf Monate auf der Sooneck emotionslos hinter sich lassen kann, der hat irgendetwas falsch gemacht. Der war nie richtig Burg. Nun war Festung nicht gleich Burg. Und überhaupt bin ich nicht unbedingt ein Stadtmensch, da fühlte ich mich im wesentlich ruhigeren Niederheimbach doch irgendwie wohler. Aber der Umzug hat mir noch mal neue Möglichkeiten geboten, andere Ecken vom Tal unter die Lupe zu nehmen. Ich hoffe, ich konnte die Menschen und Orte im Oberen Mittelrheintal einigermaßen gleich halten. Ausgewogenheit reinbringen. Das war mir wichtig. Auch habe ich im Tal bewusst die schönen und weniger schönen Ecken aufgezeigt. Das war nur fair.
Jetzt bin ich einfach wieder nur ein Typ. Ohne Burg. Und ohne Festung. Aber um einen riesigen Sack Erfahrungen reicher. Und meine Heimat habe ich auch noch ein ganzes Stück besser kennengelernt. Jetzt geht’s nach zehn Jahren in Mainz, Dortmund, an der Mosel und am Rhein zurück in den Westerwald. So schrittweise hatte ich mich mit dem Umzug auf die Festung dem schon wieder angenähert. Und wenn man es geografisch ganz genau nimmt, liegt die Festung ja sogar schon im Westerwald.
Wer hier jetzt auf ein Fazit wartet, den muss ich leider enttäuschen. Auch wenn ich jetzt gegen Ende meiner Zeit so manches Mal danach gefragt wurde. Ich könnte ohnehin nichts berichten, dass nicht sowieso längst bekannt ist. Die Baustellen sind offensichtlich. Gedanken zum Tal und zu seinen Bewohnern hatte ich außerdem bereits in meiner ersten Abschiedsgeschichte geäußert. An dieser Position hat sich in den vergangenen Wochen nichts geändert.
„Du bist wie dafür gemacht“, bestärkten mich Freunde und Kollegen, als klar war, dass ich der nächste Burgenblogger werden würde. Sie sollten recht behalten. Schnell hatte ich mich in meine Rolle eingefunden, bis zum Schluss machte mir die Arbeit viel Spaß.
Bleibt mir am Ende eigentlich nur noch eines: Euch allen schöne Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen. Wir sehen uns wieder. Im Tal oder anderswo.
Mach’s gut, Mittelrhein.
Burgenbröder out.
Wer wäre ich, wenn ich bei meinem letzten Blogeintrag nicht auch wieder eine Bildergalerie hinzufügen würde. Hier also die Fotos zum Durchklicken. Unterwegs war ich zum Abschluss noch mal im gesamten Oberen Mittelrheintal.
10 Kommentare
Sehr schöne Videos, Dankeschön ???? …Alles Gute für die Zukunft.
Hallo Christoph, klasse gemacht, weiter so. Frohe Weihnachten und ein gesundes neues jahr aus dem schönen Kaub. die besten grüße benno guude
Es war schön mit dir, danke ❤️
PS: ich wohne als Schängel im Westerwald und sehe vom Fenster aus die Festung. Sie gehört definitiv zu beiden Welten.
Tolle Arbeit. Klasse umgesetzt. Wenn du mal wieder in der Nähe bist, dann schau dir mal ein ähnliches Projekt an. Im Sommer würde in unserem Altenheim in Neuwied eine Flurgestaltung vorgenommen. Von Andernach bis Bingen alle Burgen und Schlösser für unsere Senioren fotografisch festgehalten. Gehst du über unsere Flure, so findest du passend links wie rechtsrheinisch alle Gemäuer auf grosleinwänden. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch, Heiko Reinert , specialeye
Wir werden Dich vermissen, aufrichtigen Dank und schöne Weihnachten.
Sehr schöne Fotos und Videos, danke für die tollen Einblicke. Ein Frohes Fest und beste Grüße aus dem Mittelrheintal (Brey). David
Vielen Dank! Ein Wiedersehen mit dem Tal gibt es ganz bestimmt! Ich bin ja nicht weit weg. Ihnen auch ein frohes Fest und einen guten Rutsch. Liebe Grüße ins schöne Steeg!
Danke,noch mal für alles, und alles Gute für die Zukunft.vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen.Frohes Fest, und einen guten Rutsch in,s neue Jahr wünscht ein STEEGER.
Danke! Du hast das Jahr auf wunderbarste Weise bereichert! Alles Gute für die Zukunft – wo immer die stattfinden wird!
Vielen Dank, das freut mich!