Ich bin voll der Instagram-Noob (Internetsprech für: “Anfänger”). Das ist meine größte Erkenntnis aus dem Instagram-Treffen in Koblenz vom vergangenen Wochenende. Der Tag hat mir aber auch gezeigt: Hier liegt unendlich viel Potenzial für die ganze Region. Wer die kreativen Web-Fotografen machen lässt, kriegt beste Werbung für das Mittelrheintal. Und muss gar nicht viel dafür tun. Außer, die Plattform richtig zu verstehen.
“Filter? Moritz, die benutzt doch niemand mehr!” Als wäre sie meine Mathelehrerin und ich ein Sechstklässler, der mal wieder Punkt-vor-Strichrechnung nicht beachtet hat, weist mich Sandra Bruns beim Instagrammertreffen in Koblenz zurecht. Sandra, auf Instagram “rhinestagram”, hatte das Treffen in Koblenz mit der Kölnerin Michaela Kruse (“lailie”) organisiert. Aus meiner YouTube-Erfahrung weiß ich: Professionalität ist das A und O, für alle, die mit Inhalten im Netz Reichweite schaffen und vielleicht sogar Geld verdienen wollen. Das gilt auch für Instagram. Heute lerne ich: Die eigenen Aufnahmen mit den angebotenen Filtern der Fotoplattform zu verändern, gilt als veraltet. “Das mindert nur die Qualität der Bilder”, klärt mich Nutzerin Kirsten_Swiss in der Nachmittagspause auf. Mit Programmen wie Photoshop zu arbeiten, sei aber in Ordnung.
Die wenigsten Instagrammer sind darum auch nur mit dem Smartphone unterwegs. Damit geschossene Bilder zu veröffentlichen, ist keineswegs verpönt. Aber für die richtig guten Aufnahmen werden eben auch richtig gute Kameras verwendet. Einige der angereisten Instagrammer und Instagrammerinnen kommen auf 50.000 und mehr Follower auf der Plattform. Die erwarten einen gewissen Standard. Und Originalität bei den Motiven. Die klassischen Touristenansichten in Koblenz bieten das gewiss nicht.
Auf der Festung Ehrenbreitstein, wo ich die Gruppe eigentlich ein wenig zu sehenswerten Ecken herumführen will, bröselt es darum schnell auseinander. Sehr zum Ärger des SWR-Teams, das uns begleitet. Die hatten genau auf solche Bilder gehofft hatten: Ansammlungen von Instagrammern, die mit dem Handy Schnappschüsse machen und ihre Ergebnisse gemeinsam im Web bestaunen. Stattdessen machen sich die meisten Fotografen alleine oder in kleinen Gruppen auf die Pirsch nach ungewöhnlichen Motiven und versteckten Ecken. Darauf zu reagieren, so flexibel ist das Fernsehen heutzutage natürlich nicht. Der vorgeplante Beitrag muss stehen, und so werden ein paar Szenen nachgestellt. Was nun wiederum einige der Instagrammer nervt. So ist das, wenn alte und neue Medienwelten kollidieren.
Die Ergebnisse der Bilderhatz fallen höchst unterschiedlich aus. Manche posten schnell zahlreiche Bilder auf ihren Profilen und dokumentieren so auch ihren Tag. Anders Johanna alias “beautelicieuse” aus Köln: Sie zeigt ihren mehr als 50.500 Followern nur ein einziges Bild aus Koblenz, verbunden mit einer kurzen, persönlichen Geschichte dazu. Stand Montagnachmittag haben 2009 Menschen dieses Bild “geliked”.
Ich nehme Johanna nach dem Treffen im Burgenblogger-Auto nach Köln mit. Natürlich sprechen wir viel über Social Media und Instagram. Sie erzählt mir, wie Burg Eltz inzwischen eine Art Mekka für Instagrammer geworden ist, nachdem einige reichweitenstarke Nutzer Bilder von dort gepostet haben. Auch Teilnehmer des Koblenzer Treffs waren am Vormittag noch an den Eifelrand gepilgert, um ihr „Eltz-Foto“ zu machen. Rund 5.500 Bilder findet man auf Instagram unter dem Hashtag #BurgEltz. Das sind 5.500 Gratisbilder, die von Nutzern auf der ganzen Welt gesehen, kommentiert und geliked werden. Zum Vergleich mal ein paar Zahlen von den Mittelrheinburgen: Unter #Pfalzgrafenstein finden sich 293 Bilder. #Stolzenfels, 692 Beiträge. #Rheinfels und #Rheinfelscastle, zusammen 972 Beiträge. #Schönburg, 660 Beiträge. #Ehrenbreitstein: Immerhin 4.242 Beiträge. Aber die haben auch 700.000 Gäste im Jahr. Burg Eltz kommt auf etwa 250.000.
Diese Zahlen wecken hoffentlich den Ehrgeiz in Sachen Instagram am Mittelrhein. Denn da gibt es noch reichlich Potenzial. Die Plattform hat neun Millionen Nutzer in Deutschland, weltweit mehr als 400 Millionen. Ich denke, hier lässt sich noch mehr für die Region rausholen. Deswegen bin ich auch schon mit ein paar Leuten in der Planung für das nächste Instagram-Event am Mittelrhein bin. Ich will noch nicht zu viel verraten, dafür ist es noch zu früh. Aber diesmal soll es ans andere Ende vom Tal gehen. Seid gespannt.
Ein Kommentar
Dass man keine Filter mehr nutzt wusste ich auch nicht ;) ich mache das nach wie vor. Außerdem gibt es da bei Instagram auch Verfechter verschiedener „Nutzungsmodelle“. Es gibt die mit den richtigen Kameras, denen du begegnet bist und die anderen, die sagen, Instagram ist eigentlich mit der Handyfotografie entstanden, nur Smartphone Fotos sind true. Mir ist das mit dem hin- und herdingsen der Fotos von der Kamera ins Handy ja viel zu viel Act.
Ein schöner Artikel und ein wichtiger Tipp – wenn man die sozialen Medien geschickt nutzt, dann bekommt man auch Reichweite und Bekanntheit. Denn ausreichend schöne Motive bietet das Mittelrheintal ja nun wirklich! Zum Beispiel mal einen Instawalk anbieten auf einer der Burgen oder in einer Stadt oder dem Rheinhöhenweg. Oder das schönste Burgenfoto suchen & prämieren.
Liebe Grüße & weiter so, ich lese hier sehr gern!