Die Insel der Krähen

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Na gut, streng genommen gehört das Niederwerth vor der Küste Vallendars nicht mehr zum Oberen Mittelrheintal. Und damit fällt es eigentlich auch nicht in meinen „Zuständigkeitsbereich“. Zum Glück sehe ich es aber nicht ganz so eng mit territorialen Grenzen. Und weil ich von meiner Wohnung in der Pagerie am Fuße der Festung Ehrenbreitstein zum Werth herüberschauen kann, hab ich der kleinen Rheininsel mal einen Besuch abgestattet. Eine Oase der Ruhe, wie ich finde. Es gibt wohl Schlimmeres, als dort zu leben.

Nur einer hat diese Ruhe an diesem Tag gestört. Nein, nicht einer, viele. Ein ganzer Schwarm Krähen. Und einige Dohlen waren auch dabei, glaub ich. Nervös und laut kreischend, kreisten sie über mir. Ich hab damit gerechnet, jeden Moment ein kleines Präsent von oben abzubekommen. „Vertreibt den Eindringling, der gehört hier nicht her. Lasst es regnen Freunde!“, hörte ich den Krähenkommandanten in meinen Gedanken rufen. Zum Glück blieb ich trocken. Den Krieg hätte ich nicht gewinnen können. Wovon gibt es wohl mehr auf dem Niederwerth: Krähen oder Menschen? Nun, zumindest die Frage nach den Menschen kann ich beantworten. Laut Wikipedia leben 1295 Einwohner auf dem Niederwerth.

Krähen jedenfalls mögen die Insel im Rhein wohl deshalb so gern, weil die Menschen ihnen dort ein kleines Paradies geschaffen haben. Denn auf dem Niederwerth gibt es zu meiner Überraschung erstaunlich viele landwirtschaftliche Flächen. Erdbeeren, Kürbisse oder Spargel gedeihen hier prächtig. Die Fruchtbarkeit des Bodens hat sicherlich auch etwas mit dem Rhein zu tun. Falls die Felder bei Hochwasser überflutet werden, bringt das wahrscheinlich wertvolle Nährstoffe in den Boden. Was ich zuvor außerdem nicht wusste: Niederwerth ist eine selbständige Flussinselgemeinde. Das ist in Deutschland einzigartig.

Von oben bombardiert wurde ich am Ende dann übrigens doch noch. Eine Krähe ließ eine Walnuss hinter mir auf den asphaltierten Weg fallen. Dieses Verhalten hatte ich auch zuvor schon mal beobachtet. Krähenvögel sind nämlich ziemlich schlaue Flugakrobaten. Um an das Innere der Nuss heranzukommen, lassen sie die Früchte aus einigen Metern Höhe auf einen harten Untergrund fallen. Nussknacker mal anders. Ob die Krähe wirklich an die Nuss heranwollte oder ob es eine misslungene Attacke ihrerseits war, bleibt ein Rätsel. Ich jedenfalls habe verstanden und das Weite gesucht. Diese Insel gehört den Krähen.

 

Und hier sind die Fotos zum Durchklicken:

Ein Kommentar

  • Maria Schmelzeisen says:

    Gib den Kraehen nie etwas zu fressen ,dann wirst du sie sicher nicht mehr los.Hier wo ich wohne gib es auch so viele davon. Dazu Tauben ,bei schlechtem Wetter Moevenund noch einige von der groesseren Sorte. Singvoegel ,Spatzen und dergleichen sieht man hier noch kaum. Nun schoen ist anders.Es gruesst Maria Schmelzeisen.