Der Mann mit dem roten Koffer

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Es hat Bumm gemacht: Warum ich einmal in der Woche Besuch von einem netten, aber hochexplosiven Nachbarn bekomme und dann die Wände wackeln. Eine neue Episode aus: Die Leiden des jungen Burgenbloggers

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Es hat Bumm gemacht: Udo Wirth kommt einmal in der Woche auf der Burg Sooneck vorbei, um die Sprengung nebenan im Steinbruch zu überwachen

Neben der Burg Sooneck steht ein Steinbruch. Der ist nicht zu klein und nicht zu leise. Aber sehr spannend. Dort wird Quarzit abgebaut. Einmal die Woche wird gesprengt. Dann kommt Herr Wirth rüber, der Mann mit dem roten Koffer. Er ist Bauleiter in den Sooneck Werken und damit der Herr der Steine.

Als es diese Woche wieder so weit war, kam Herr Wirth mit seinem roten Köfferchen vorbei, darin ein Messgerät. Er will sichergehen, dass er mit seinen Sprengungen meinem Domizil nicht schadet. Deshalb misst er die Erschütterung. Durch den Südturm der Burg Sooneck geht nämlich schon eine Weile lang ein Riss, klein, aber doch vorhanden. Und der soll sich bitte nicht vergrößern, damit hier noch lange Burgenblogger leben können.

Der Steinbruch der Hartsteinwerke Sooneck ist laut Herrn Wirth der einzige am ganzen Rhein, der eine Verladestelle direkt am Rhein hat. Das Gestein wird hier gesprengt, abgebaut, verladen und auf dem Schiffweg abtransportiert. So spart man sich den Weg über Lastwagen, die dann die Straßen verstopfen. Das Gestein, das hier abgebaut wird, wird andernorts zum Beispiel zur Uferbefestigung oder zum Flussausbau genutzt. Die Bestellmengen sind dabei gigantisch. 100 Tonnen sind für Herrn Wirth ein Kleinstauftrag.

Ich höre vom Steinbruch übrigens täglich, nicht nur bei Sprengungen. Immer wenn die großen gelben Laster, die aus der Distanz wie Spielzeugautos aussehen, den Rückwärtsgang einlegen, ertönt ein Piep, Piep, Piep. Das Dröhnen und Grollen der Steinpresse hat man als Bewohner der Sooneck immer im Ohr. Aber mich juckt das nicht. Der Steinbruch gehört hier einfach dazu, so erklärt es auch Burgverwalter Herr Collerius. Der Abbau gehört schon immer zur Industriegeschichte dieses Tals. Schon seit Jahrhunderten holt man hier die Schätze aus dem Boden. Seit 1650 ist die Gewinnungsstelle bekannt. Anders als bei der Diskussion um eine mögliche Rheinbrücke gefährdet der Steinbruch deshalb auch nicht den Status des Oberen Mittelrheintals als Weltkulturerbe. Ohne Steinbruch, keine Burg, und andersherum.

Dass beide miteinander zu tun haben, erkennt man schon an der Farbe. Da das Material oxidiert, bekommt es eine rötliche Farbe. Genau wie die Außenmauern meines Zuhauses. Und ich finde den Kontrast sogar optisch ganz schön. Wenn man von unten zur Burg aufsteigt, denkt man: „Oh, wie romantisch…“ Wenn man dann durchs Burgtor kommt, denkt man plötzlich: „Oh, was für ein Oschi!“ Die Besucher der Burgschänke fragen die wunderbare Wirtin Frau Collerius oft auch verrückte Sachen wie: „Was für ein Neubaugebiet entsteht denn da?“ Oder: „Warum lassen das Sie denn zu, da drüben diesen Schandfleck?“ Sie lacht dann immer freundlich. Ich als Burgenbloggerin habe dafür jetzt tägliches Fensterbrettkino. Wenn ich vom Schreibtisch aus den Blick schweifen lasse, wandern meine Blicke über die neun Solen des geheimen Reiches des Mannes mit dem roten Koffer. Der hat mich jetzt übrigens eingeladen, bald gemeinsam mit einer Schulklasse den Steinbruch zu erkunden. Da werden sich die Kleinen das ganze Große mal genauer anschauen. In der Zwischenzeit habe ich einen Sticker ans Fenster geklebt:

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Ausblick aus der Bloggerwohnung auf den Steinbruch, jetzt mit Fensterbild.

PS: Udo Wirth hat dazu die passende Visitenkarte. Adresse: Hartsteinwerke Sooneck, im Paradies.

4 Kommentare

  • Sandra T. says:

    Vielleicht geben wir alle der geschätzten Burgenbloggerin einmal mehr Zeit, um anzukommen, sich einzufinden und in Ruhe einen Blick hinter diverse Kulissen zu werfen. Dann kann sie sich ein eigenes Bild machen und auch einen Kommentar, eine Wertung abgeben und ihre eigene Meinung / Überzeugung einfließen lassen. Wir erinnern uns: sie ist erst seit Anfang Mai auf der Burg – trauen wir uns das zu, nach knapp drei Wochen über einen ganzen Landstrich zu urteilen? Ich finde es gut, dass die Burgenbloggerin erst einmal sachte an der Oberfläche kratzt, bevor es in die Tiefe(n) geht. Frau Schober, ich mag Ihren Blog und Ihre frische Art des Schreibens und bitte sie: weiter so! Wer sich bereits mit Ihrem Online-Tagebuch „wortwalz.de“ auseinander gesetzt hat, weiß ganz sicher: naiv sind Sie nicht !!! ;o) Dahinter steckt eine ganze Menge Arbeit, es so leicht aussehen zu lassen – das ist wie in der Musik.
    Herzlich, Sandra T.

  • Der Linke says:

    Ach herrje, was sind denn hier für Miesepeter unterwegs?

    Dazu fällt mir nur : Ein Nörgler allein, macht noch lange keinen guten Kommentar.

    Ich fand den Blick auf den Steinbruch informativ, auch wenn ich mir von der Explosion mehr versprochen hätte. Liegt aber vermutlich an meiner infantilität :-D

  • Thomas says:

    Schließe mich meiner Vorrednerin an:

    Ich muss gestehen, dass ich auch deutlich mehr erwartet hätte. Wenn man sich mal die Ausschreibung durchliest.

    „Wir suchen einen Menschen mit Erfahrung im digitalen Publizieren. “

    Hier merkt man sehr deutlich, dass diese Erfahrung nicht vorhanden ist.

    „täglich zumindest kurz, mindestens einmal in der Woche gerne lang, idealerweise begleitet durch Social Media, gerne auch bereichert durch eigene fotografische Notizen und Handy-Videos“

    Inhaltlich ist das auch eher sehr spärlich hier, auf Twitter und Co. Die Artikel sagen wenig aus, reißen nur Themen an, ohne tiefer auf sie einzugehen.

    Die meisten Twitter-Retweets und FB-Likes kommen gefühlt oft von Rhein-Zeitung und Entwicklungsagentur, samt Mitarbeitern. Damit überhaupt etwas Online-Kommunikation stattfindet.

    Ganz nüchtern betrachtet mutet dieser Burgenblogger-Blog bis dato eher wie ein Teenie-Tagebuch an. Viel Gossip, wenig ernsthafte und gute Mittelrhein-Inhalte. Schade um die Idee! Hoffe es wird noch besser und vor allem auch gehaltvoller und informativer.

    Ein Journalist alleine macht noch lange keinen guten Blogger. Ist leider so!

  • Ulrike says:

    Für meinen Geschmack etwas zu infantil geschrieben. Nun, sei’s drum.