Nur noch wenige Wochen, dann endet meine Zeit als Burgenblogger 2016. Für ein Fazit ist es aber noch zu früh. Dafür habe ich in den verbleibenden Wochen noch zu viel vor. Aber ich dachte, ich gebe mal ein paar Einblicke, wie ich die letzten Wochen und Monate erlebt habe, als Reisender zwischen den zwei Welten Köln und Mittelrhein.
Vor kurzem habe ich das erste Mal wieder die kleine Elektroheizung angeschaltet. Das musste ich zum letzten Mal irgendwann im Juni machen, als es nach einem der heftigen Regenfälle doch recht kühl geworden war auf der Burg. Aber jetzt gehen die Temperaturen nachts schon runter bis auf 10 Grad. Und dann kriecht die kühle, nächtliche Herbstluft so ganz langsam durch die Burgfenster und erinnert mich daran, dass die Sooneck eben doch kein ganz normaler Wohnsitz ist. Aber nicht nur für die Natur, auch für den Burgenblogger kommt der Herbst. Das Projekt neigt sich für dieses Jahr langsam aber sicher dem Ende zu.
Ich starte in die letzte Phase meiner Zeit am Mittelrhein. Zuletzt musste ich es hier etwas ruhiger angehen lassen. Kindergeburtstage, Schulanfang, neuer Kindergarten: Bei Familie Burgenblogger war viel los in den vergangenen Wochen. Und wie es so ist: Wenn es kommt, kommt natürlich alles auf einmal. Zwischendrin dann noch die große Paddeltour, die auch nicht mal eben so nebenbei passiert ist. Insgesamt führte das in den ersten Septemberwochen zu einer kleinen, unfreiwilligen Burgen-Auszeit bei mir. Es wird auch nicht die letzte sein, aber dazu später mehr.
Was ich aber jetzt schon sagen kann: Ich werde bis zum Ende bleiben. Es geht also. Man kann sechs Monate alleine auf der Burg leben. Also mehr oder weniger alleine. Aber gerade abends eben doch eher mehr alleine. Wie ist es denn so, alleine auf der Burg zu leben?, lautet eine der Fragen, die mir am häufigsten gestellt wird. Ich sage dann immer: Ich persönlich finde es gar nicht so krass. Wenn ich die Tür meiner Wohnung hinter mir geschlossen habe, bin ich halt da. Ich bin zwar ein geselliger Mensch. Aber Alleinsein kann ich auch ganz gut. Schon als Student in Mainz habe ich nie in einer WG gewohnt. In meinen eigenen vier Wänden brauche ich nicht ständig Leute um mich, Familie mal ausgenommen. Aber: Ich glaube, dass es ein unglaublicher Vorteil ist, dass ich den Rückzugsort mit Familie und Freunden in Köln habe.
Genauso, wie es jetzt eine Phase gab, in der ich länger nicht auf der Burg war, gab es auch schon das Gegenteil. Zeiten, in denen ich für viele Tage am Stück kaum zu Hause war. Dann war ich auch froh, wenn ich mal wieder in Köln auftanken konnte. Ein paar Tage später habe ich dann meistens auch wieder richtig Bock auf Burg und freue mich drauf, wieder zurückzukommen. Und das ist dann doch immer was Besonderes.
Die letzten Meter durch den Wald, wenn der Weg immer schmaler und schlaglöchriger wird. Dann über den Parkplatz, auf dem häufig zwei, drei Autos stehen. Ich fahre natürlich einfach weiter, ein paar Passanten gucken mir komisch hinterher. “Ja, ich darf das. Ich wohne hier”, denke ich dann manchmal laut und muss jedesmal aufpassen, die schmale Durchfahrt mit meinem Opel-Dickschiff genau zu treffen. Dann geht es durch einen Tunnel aus Bäumen und Blättern rauf zur Burg. Je nach Uhrzeit und Lichtverhältnissen sieht sie immer anders aus. Tagsüber steht sie natürlich offen und heißt mich direkt willkommen. Wieder gibt es komische “Was macht der denn da?”-Blicke von Besuchern, wenn ich Koffer, Rucksack und vielleicht noch ein paar Einkäufe aus dem Kofferraum hole und damit die letzten Meter zum Burgtor stapfe.
Komme ich spät an und es ist schon dunkel, ist es unheimlich und schaurig schön zugleich: Dann ist die Burg in dunkelblaues Licht getaucht, hebt sich markant vom Wald und dem Sternenhimmel ab. Außerhalb erleuchten ein paar Strahler den Weg, aber kaum habe ich das Tor hinter mir zugezogen, ist es für einen Augenblick stockfinster, bis meine Augen sich an das Restlicht gewöhnt haben. Aber am schönsten ist es eigentlich in der Dämmerung, wenn die letzten paar Sonnenstrahlen ein mystisches Licht verbreiten. Ein paar Fledermäuse flattern um die Burgtürme. Irgendwo raschelt immer irgendein Tier in den Büschen. Ansonsten ist es völlig ruhig. Dann sieht die Sooneck wirklich ein bisschen wie Märchenschloss aus und ich denke mir: “Dass du hier wohnen darfst, ist schon irgendwie unglaublich.”
Wegen dieser Momente werde ich sicher mit ein bisschen Wehmut gehen, wenn meine Zeit hier rum ist. Zum Glück habe ich noch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn es steht noch eine ganze Menge an, bis ich hier fertig bin. Ganz vorne natürlich der Maus-Türöffnertag am 3. Oktober, an dem ich fast 40 Kinder auf die Burg einlade, die sich angucken, wie ich hier so lebe und was ich mache. Leider ist die Veranstaltung komplett ausgebucht.
Dann gilt es, die Weinkisten-Aktion abzuschließen. Am 17. Oktober werden wir die Versteigerung live im Flüchtlingscafé in Oberwesel starten. Details folgen noch, aber wer dazu kommen will, ist herzlich eingeladen. Ich hätte es gerne eher gemacht, aber es klappt zeitlich nicht, da ich in den Herbstferien noch eine Woche auf eine Jugendfreizeit von meinem Kanuverein in Köln mitfahre. Das wird die nächste, längere Burgenauszeit.
Wer von mir hören will, wie ich meine Zeit am Mittelrhein hier erlebt habe: Ich werde nicht nur hier im Blog, sondern auch im TV ein Fazit von meiner Zeit hier am Rhein ziehen. Am 20. Oktober bin ich beim SWR in der Sendung “Kaffee oder Tee” zu Gast, eine Woche später schaue ich dann noch bei der Landesschau am 27. Oktober rein.
Und dann will ich auch gerne einen kleinen Ausstand als Burgenblogger geben. Wann, wo und wie genau ich das machen werde, kann ich noch nicht sagen, aber sicher irgendwann am letzten Wochenende im Oktober. Es tut sich also noch viel, bis das Projekt in die Winterpause geht. Und ich dauerhaft nach Köln zurück kehre.
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