Gar nicht blöd: Wie „Bunneswear“ aus klassischen Sehenswürdigkeiten coole T-Shirt-Motive macht

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Michael "Mick" Noll ist der Erfinder von "Bunneswear".

Vor kurzem hatte ich mich darüber amüsiert, dass in Sankt Goar Hofbräuhauspullover als Souvenirs verkauft werden. Hinter der Satire steckte die Frage, wo denn die coolen Mittelrheinsouvenirs sind. Nun, es gibt sie durchaus. Als ich am Wochenende zum Sommerfest in Koblenz war, traf ich dort einen Mann, der eine gute Vorstellung davon hat, wie man die Region auch mal anders präsentieren kann. Dabei ist seine Idee schon mehr als 16 Jahre alt.

Ich treffe Michael Noll am Görresplatz mitten in Koblenz. Wir kamen in Kontakt, nachdem er auf Facebook meine “Hofbräuhaus-Satire” kommentiert hatte. Ich wollte wissen, wer und was hinter “Bunneswear” steckt, und was er anders macht. Natürlich trägt Michael bei unserer Begegnung eins seiner Shirts: Auf seiner Brust prangt der Grundriss des Fort Konstantin. Mir als Burgenblogger überreicht er den Grundriss der Marksburg. “Ich wollte den Blick auf die Stadt verändern”, erklärt Michael mir seine Motividee. Vogelperspektive statt Postkartenansicht. Reduzierter Grundriss statt  idealisierte Historiendarstellung. “Moment”, falle ich ihm ins Wort. “Erstmal will ich wissen, wofür Bunneswear steht.” Also.

Angefangen hat alles mit einem dummen Spruch. Michael “Mick” Noll saß mit ein paar Schulfreunden zusammen, als einer erzählte, er müsse demnächst zur Musterung. Micks spontane Antwort: “Dann trägst du ja bald nur noch Bunnes-Wear.” Das Wortspiel aus Bundeswehr und “Bunnes”, einer Koblenzer Bezeichnung für einen nicht so hellen Kopf, blieb hängen. Irgendwie wusste Mick immer, dass man da was draus machen könnte. Zum Beispiel eine Art Streetwearlabel für Koblenz. Die Jahre vergingen, einem Kommunikationsstudium folgte der Einstieg ins Berufsleben in einer Werbeagentur.  Damit einher gingen private Veränderungen. Hochzeit. Erstes Kind.

Wo ist denn der Kaiser hin? Das deutsche Eck im simplen Bunneswear-Design.
Wo ist denn der Kaiser hin? Das deutsche Eck im simplen Bunneswear-Design.

Und während das Leben plötzlich rasant voranschritt, wurde Mick klar: Da gibt es ja noch ein anderes Baby, das seit Jahren auf seine Geburt wartet. Und er wusste auch, je länger er wartet, desto unwahrscheinlicher, dass es je das Licht der Welt erblicken würde. Eines Morgens wach werden und raffen, dass er es nie versucht hatte, das wollte Mick nicht. Bloß nicht selbst zum “Bunnes” werden. Also startete er sein Klamottenprojekt. “Bunneswear” war geboren.

Aufgewachsen ist Mick in Braubach im Schatten der Marksburg. Seit einigen Jahren lebt er in Koblenz. Mit seinen Motiven will er den hier lebenden Menschen die Möglichkeit geben, sich auf ungewöhnliche Weise zu ihrer Heimat zu bekennen. “Ich wollte eine Alternative zum Trikot der TuS Koblenz bieten”, sagt er. Dabei war es ihm wichtig, keinen übertriebenen Heimatkult zu zelebrieren. Seine Grundrissmotive, die er mit Hilfe von Google Maps selbst erstellt, setzen eher auf Understatement. So bleibt etwa vom kaiserlich-pompösen Reiterstandbild am Deutschen Eck in Micks Darstellung nur ein weißes Quadrat auf dunkler Fläche übrig.

Bei der Auswahl der Motive ließ er sich von den Wahrzeichen der Stadt und persönlichen Vorlieben leiten. Die Marksburg steht für seine Heimat Braubach. Auch zur Festung Ehrenbreitstein und dem Fort Konstantin hat Mick persönliche Verbindungen; neben ihrer Bedeutung für Koblenz. Und ganz ohne TuS geht’s dann doch nicht. Das Stadion am Oberwerth ist ebenfalls als Grundriss erhältlich.

Seit 2013 gibt es Bunneswear im Online-Shop auf bunneswear.de zu kaufen. Auf den großen Durchbruch in der Streetwear-Szene wartet Mick indes noch. Derzeit produziert er seine Koblenz-Klamotten ausschließlich auf Bestellung. Aber wie das mit Babys so ist: Es braucht halt seine Zeit, bis sie groß sind.

6 Kommentare

  • Mechthild Roth says:

    Guten Morgen!
    Eine tolle Idee. Werde mir umgehend ein Shirt zulegen. Ich freue mich schon jetzt darauf, besonders als waschechte Koblenzerin….

  • ly7o9 says:

    vielleicht kann man die abstrakt wirkenden Grundrisse mit den Konturen von Ländern und Inseln vergleichen welche man auf Autoaufklebern aber auch Shirts findet, dieses sind ein Statement, und Insider, also aufmerksame Besucher, Nachbarn und Bewohner, wissen sofort welches Land oder Insel oder Gemeinde gemeint ist.

    Ich würde sogar lieber auf die Beschriftung verzichten. Wenn dann Leute fragen, was ist denn das auf dem Shirt, auf dem Aufkleber, auf der Tasche, dann haben wir etwas zu erzählen. zB DAS ist der Grundriss einer mittelalterlichen Burg bei uns Zuhause, die nie zerstört wurde, und HIER haben die Leute früher geschlafen, und DA ist der Kräutergarten, und DORT war das Loch zum Abhang wo wir alle täglich hin müssten hätten wir dort gelebt damals.

    Ich kann mir vorstellen das insbesondere Kinder das interessanter finden als ein Foto oder eine übliche Zeichnung der Bauten welche die Realität abbilden die wir sonst sehen.

    So kann man oben auf der Festung am Aussichtspunkt, dort wo die Fernrohre stehen, eine vergleichbare grafische Darstellung der Festung Koblenz mit den über die ganze Stadt und früher darüber hinaus finden. Wenn es denn mal geschieht dass diese Darstellung nicht übersehen wird, dann regt die Darstellung die Phantasie an, und bildet die Realität greifbarer ab als Fotos der einzelnen Gebäude. Man schaut mal genauer hin.

  • Jens says:

    Klasse Idee!!! Finde alle Motive sehr cool, endlich mal etwas anderes als diese heimat-bezogenen Textilien die man in jeder Stadt bekommt! Habe auch ein Shirt mit dem deutschem Eck.

  • Mona Jung says:

    Über coole T-Shirts aus Koblenz würde ich mich freuen. Diese Grundriss- T-Shirts finde ich eher ziemlich spezielle und nicht soo cool.

  • Mich persönlich sprechen die Shirts nicht an, aber ich würde einen Aufkleber für mein Auto sofort kaufen, wie wäre es denn, die Grafiken in mehreren Farben auf transparenter Folie anzubieten? Das hätte was!

  • Ruth Perras says:

    Da faellt mir ein, dass ich in Koblenz (vor 3-4 Jahren) ‚Unabuxen‘ sah. Und laut lachte. ‚Unabux‘ – herrlich! Und als meine (amerikanische) Tochter fragte, warum ich lachte, sagte ich es ihr. Sie fand es nicht komisch. Es stellte sich bei Nachfrage raus, dass sie nur ‚unnerbux‘ fuer Unterhose kannte, ein Ueberbleibsel meiner Hunsruecker Schwaegerin, die noch ganz reines Hunsruecker Platt spricht. Und erst als ich ihr sagte, dass ‚Unterhose‘, oder ‚-hoeschen‘, oder evtl. Schluepfer korrektes deutsch ist, wurde ihr der Witz klar.
    Meine amerikanischen erwachsenen Kinder sprechen alle deutsch, nur ab und zu kommt mal ein Ausdruck aus dem Dialekt mit dazu.