Auf runden Sohlen durch den Wingert

von

Ein wenig genervt schauen die Autofahrer herüber, als ein Segway nach dem anderen aus der Halle hinausgebraust kommt. Nützt aber nichts, denn um ein Gefühl für das neuartige Gefährt zu bekommen, soll jeder mal einige Runden auf dem Parkplatz in Rhens drehen. Wer hier nicht zum ersten Mal auf einem Segway steht, ist schnell zu erkennen. Spätestens nach einigen Kilometern auf der Tour sind aber fast alle der 17 Gruppenteilnehmer etwa auf dem gleichen Stand. Erstaunlich intuitiv und leicht zu bedienen, so ein Segway.

Für neue Erfahrungen bin ich immer zu haben. Deswegen war ich auch gleich von der Idee angetan, eine solche Tour mal mitzumachen. Karl-Heinz Vaßen aus Rhens hatte mich Anfang Juni eingeladen, als wir uns für die „Wir in Rhens“-Geschichte getroffen hatten. Allein die Terminfindung gestaltete sich meinerseits ein bisschen schwierig. Jetzt hat‘s aber endlich mal geklappt.

Nach einer kurzen Einweisung und einigen Runden auf dem Parkplatz geht’s auch schon los. Das Ziel: Der Bopparder Hamm. Die „Riesling-Genuss-Tour“ führt uns am Rheinufer von Brey und Spay entlang, bevor es durch etwas raueres Terrain hinauf in den Weinberg geht. Rund 18 Kilometer in zweieinhalb Stunden. Vorbei an Marksburg, Braubacher Grund und den Schornsteinen der „Weinbergheizung“. Gemeint sind die drei markanten Schornsteine der Blei- und Silberhütte Braubach oberhalb der Burg.

Neben Karl-Heinz Vaßen ist Matthias Schmidt als Guide dabei. Er führt die Gruppe an, Vaßen übernimmt die Nachhut, um denen zu helfen, die während der Fahrt Probleme mit ihrem Segway haben. Ab und an bleibt mal ein Fahrer am Wegesrand stecken. Sogar zwei Stürze bekomme ich mit. Außer kleinen Schürfwunden bleibt aber alles heile. Die Fahrer tragen Helme, um Kopfverletzungen bei bis zu 20 Kilometern pro Stunde zu vermeiden.

Auf der einen Rheinseite der Rheinsteig, auf der anderen der Rheinburgenweg. Dazu unzählige Rundtouren wie Traumpfade, Traumpfädchen oder Traumschleifen. Kein Zweifel, wandern kann man im Mittelrheintal zur Genüge. Auch mit dem Fahrrad und mit dem Ausflugsschiff lässt sich das Tal gut erkunden. Per Segway ist mal was anderes. In größeren Städten sind sie seit einigen Jahren öfter zu sehen, im Mittelrheintal sind sie doch eher selten anzutreffen. Wohl auch deshalb bleiben Wanderer und Radfahrer, die uns unterwegs begegnen, neugierig stehen. Sieht ja schon irgendwie ulkig aus, wenn jemand stehend an einem vorbeirollt.

Nach einigen Kilometern spüre ich ein ungewohntes Gefühl in meinen Füßen. „Das ist normal“, sagt Vaßen. Der Körper ist es eben nicht gewohnt, zu stehen und dabei den Vibrationen der Fahrt ausgesetzt zu sein. Auch stehe ich die ersten Kilometer noch ziemlich verkrampft auf dem Segway. Mit jedem Kilometer kommt aber mehr Dynamik rein. Irgendwann wage ich es sogar, während der Fahrt zu filmen und zu fotografieren. Natürlich nicht zur Nachahmung empfohlen, die Hände sollten beide am Lenker bleiben. Nur irgendwie musste ich ja schließlich zu Bildmaterial kommen.

Am Ziel im Hamm angekommen, gibt’s eine Runde Wein für alle. Natürlich vom Mittelrhein, versteht sich. Gegenüber leuchtet Osterspai in der Abendsonne, der Rhein glitzert grell in den Weinberg hinauf. Über die Rheinschleife hinaus ist in der Ferne Boppard zu sehen. Ein schönes Plätzchen für eine Rast.

Zurück geht’s schließlich über den Jakobsberg, ja sogar direkt über den Golfplatz. „Deswegen habt ihr auch die Helme auf, damit euch kein Golfball am Kopf verletzt“, scherzt Vaßen. Stattdessen drückt er mir einen Ball vom Wegesrand in die Hand. Als wir an einem Grün vorbeifahren, versuche ich mein Glück: Während der Fahrt werfe ich den Golfball in Richtung Flagge. Er rollt knapp am Loch vorbei. Hole-in-one, das wär‘s ja zum Abschluss noch gewesen. Auf jeden Fall bringt mich das aber auf eine Idee: Vielleicht gründe ich nach der Burg einfach mein eigenes Segway-Golf-Team. MSS. Middlerhine Segway Satans. Oder so ähnlich. Wird auf jeden Fall olympisch. Ihr werdet ja sehen.

 

Und hier die Bilder zum Durchklicken:

Kommentare sind geschlossen.