Wie Vulkankegel im Rauchgewand

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Wie kleine Vulkankegel stehen sie da. Mitten auf dem alten Sportplatz in Damscheid. Aus allen Löchern steigt heller Qualm auf. Schon nach wenigen Minuten stinkt die gesamte Kleidung nach Rauch. Interessieren tut das aber niemanden. Wenn imkern, Brennholz machen, jagen oder angeln nichts Besonderes mehr ist, beginnt man eben damit, seine eigene Holzkohle herzustellen. Das dachten sich zumindest einige Damscheider. Holzkohle im Supermarkt kaufen, wie alle anderen auch? „Ist doch langweilig!“, sagt Timo Hans und lacht.

Was aussieht wie kleine Vulkane, sind in Wirklichkeit zwei Kohlenmeiler. Vor fünf Jahren hat die ehemalige Fußball-Freizeitmannschaft von Damscheid dieses uralte Verfahren zur Kohleherstellung zum ersten Mal wiederaufleben lassen. „Dann ist das Ganze ein bisschen eingeschlafen, aber in diesem Jahr dachten wir uns: Komm, wir machen nochmal Holzkohle“, erklärt Timo. Der 37-Jährige ist Förster im Revier Damscheid/Oberwesel. Grundkenntnisse in Köhlerei hat er bereits während seines Forststudiums gesammelt. Zudem hat die Truppe vom Knowhow Gleichgesinnter bei den Bopparder Köhlertagen profitiert. Dort gibt es einen eigenen Köhlerverein. „Der Rest sind Erfahrungswerte“, sagt Timo.

Schon die Kelten haben vor mehr als 2000 Jahren so Holzkohle hergestellt, erklärt der Förster. In der Nähe des alten Sportplatzes zeigt er mir eine alte Köhlerplatte. Dort steht jetzt der Nachbau einer Hütte, in der die Köhler früher mit ihren Familien gelebt haben. Sie ist Teil eines Naturerlebnispfades, der häufig von Schulklassen und Ferienfreizeiten besucht wird. Hier stehen unter anderem auch 70 verschiedene Baumarten aus aller Welt, darunter Mammutbäume.

Am Mittwochabend haben die Männer die beiden Kohlenmeiler aufgebaut, um sie am Donnerstagmorgen zu entzünden. Heute, am Samstag, soll gelöscht werden. Bis dahin müssen die Meiler rund um die Uhr bewacht werden. Falls etwas Unvorhersehbares passieren sollte, stehen 4000 Liter Wasser, Pumpen und ein Stromaggregat zum Löschen parat. Eine Tonne Holzkohle soll am Ende dabei rumkommen. „Beim letzten Mal hat jeder ein bis zwei große Jutesäcke mit nachhause genommen. Damit kann jeder von uns gut und gerne ein Jahr lang grillen“, erklärt Timo.

Neben dem Spaßfaktor und dem Gemeinschaftssinn spielt für die Männer bei der Köhlerei auch der Nachhaltigkeitsgedanke eine Rolle. „Hier wissen wir, wo das Holz herkommt. Bei Holzkohle aus dem Einzelhandel wird häufig Tropenholz verkohlt“, erklärt er. Zudem sei die Qualität ihrer Kohle hochwertiger.

Die Gruppe verwendet Buchenholz aus den umliegenden Wäldern. Zunächst wird ein Feuerschacht aufgebaut, auch Quandel genannt. Um ihn herum wird das Holz dann so dicht wie möglich gestapelt. Die Konstruktion wird anschließend mit Fichtenreisig und Erde abgedeckt. Der Schacht wird dann von unten angezündet, die Erde über den gesamten Zeitraum immer mal wieder gewässert. Sie muss feucht gehalten werden. „An der Farbe des Rauchs, der aus den Löchern austritt, erkennt man, wie weit das Holz schon verkohlt ist“, erklärt Timo. Irgendwann sackt der Meiler außerdem ein Stück in sich zusammen.

Eigentlich hätten ja nur zwei von ihnen Wachdienst, als ich abends am alten Sportplatz in Damscheid ankomme. Tatsächlich vor Ort sind allerdings acht Männer. Und weitere kommen im Laufe des Abends hinzu. Ob das vielleicht auch etwas damit zu tun hat, dass neben den Kohlemeilern ein großer Kessel mit Wildschweineintopf über offenem Feuer köchelt, bleibt reine Spekulation.

Hier die Fotos zum Durchklicken:

 

2 Kommentare

  • Magnus says:

    Super-Artikel, tolle Fotos. Danke!

  • Maria Schmelzeisen says:

    Das ist wirklich eine gute Idee selbst Holzkohle zu machen.Die Damscheider haben dadurch noch etwas Spass und ich kann mir sehr gut vorstellen das Fleisch und alles andere was damit gegrillt wird einen besseren Geschmack hat.Zudem die Bauern wissen schon was lecker ist.