Wunsch erfüllt: Ich wollte immer schon mal Hubschrauber fliegen. Jetzt durfte ich sogar Spritzhubschrauber fliegen. Das ist in Sachen Adrenalinausschüttung der James Bond unter den Helikoptern. Und nebenbei habe ich noch was über Weinbau am Mittelrhein gelernt.
Vor einigen Wochen machte ich eine Radtour am Rhein entlang und sah plötzlich auf der Höhe von Oberwesel einen Hubschrauber über den Weinhängen kreisen. Nanu? Ich hatte das noch nie gesehen und twitterte: Macht man hier Landwirtschaft mit dem Hubschrauber? Offensichtlich ein Fauxpas, denn jeder, der am Rhein lebt, kennt die Dinger. Sie sind berühmt und berüchtigt. Manche ärgern sich, dass überhaupt Pestizide gespritzt werden; anderen spotten, dass die Dinger gern mal abstürzen. Nur ich als Zugezogene hatte davon keine Ahnung.
Das erweckte Mitleid. Ein paar Tage später schrieb mir ein Schreibwarenhändler aus Oberwesel, dass er den Hubschrauberpiloten ausfindig gemacht hätte und ich beim nächsten Mal eine Runde mitfliegen dürfe. Himmel, hab ich nette Leser! Und dann entpuppte sich dieser Pilot, namens Wolfgang Folger, auch noch als Perle.
Um 4:30 beginnt die Arbeit. Dann trifft sich Folger mit seinen Auftraggebern, zwei Winzern, auf einem Acker hinter Medenscheid. Sie mischen das Spritzmittel in großen Behältern und betanken den amerikanischen Arbeitshubschrauber. Folger fliegt seit 35 Jahren. Der Pilot aus Hockenheim ist Profi und Präzisionsarbeiter. Er muss extrem niedrig über den Reben fliegen, damit jedes Blatt mit der chemischen Substanz bedeckt wird. Bis auf ein, zwei Meter Flughöhe kann Wolfgang Folger runtergehen. Fliegen kann Folger an diesen heißen Tagen nur früh am Morgen, wegen der Thermik. Jedes Mal beim Abheben und Landen drücken sich die Grashälmchen tapfer auf den Boden.
Zwischendurch schnacke ich mit den Winzern. Die erzählen mir, was für ein mühsames Geschäft der Weinbau hier ist. Die Steilhänge machen den Wein besonders im Geschmack – und besonders arbeitsintensiv. Diese Art von Landwirtschaft rechnet sich für manche kaum noch. Die Preise entsprechen nicht dem Aufwand. Einer der Winzer erzählt:
„Als ich 1994 das Weingut übernommen habe, hat die Flasche 3,50 D-Mark gekostet. Das war Irrsinn. Eigentlich müsste auch heute eine Flasche Mittelrheinwein über 10 Euro kosten, aber das machen die Kunden nicht mit. Jetzt bin ich im Schnitt bei sieben Euro. Den kleineren Winzern mit zwei, drei Hektar Fläche bricht es aber bald das Genick. Das Geschäft und das Kaufverhalten hat sich radikal gewandelt. Früher kamen die Leute einmal im Jahr und haben sich das Auto vollgeladen mit Wein. Jetzt wollen die Menschen persönlichen Kontakt zu ihrem Winzer. Man hat nicht mehr einen festen Stammwinzer, sondern probiert querbeet. Wenn man die Leute mit in die Wingert, in den Weinberg, nimmt und ihnen das alles erklärt, dann verstehen sie das. Die Einsicht der Einheimischen, dass man auch mal lokalen Wein trinken sollte, kommt jetzt erst langsam. Das haben viele hier verschlafen.“
Das Gespräch wird jäh vom erneuten Knattern des Hubschraubers unterbrochen. Auch Pilot Folger hat beobachtet, wie in den Jahrzehnten die Weinanbauflächen zurückgingen. Er fliegt ja jedes Jahr über das Tal und schätzt: Vor 20 Jahren waren zehn Mal so viele Hänge bewirtschaftet. Wenn er heute die verstaubten und verödeten Rebstöcke sieht, blutet ihm das Herz.
Als die Spritzflüge für heute beendet sind, ist es endlich so weit. Ich darf eine Runde mitfliegen. Ich bin aufgekratzt. Mit Panik im Blick sehe ich, dass Wolfgang Folger die Seitentür ausbaut. Damit ich besser filmen kann. Lediglich ein schmaler Gurt bindet mich an den Sitz. Neben mir rast das Mittelrheintal vorbei. Wir fliegen über den Rhein, der aus dieser Perspektive episch schön ist. Wir drehen eine Runde über der Sooneck. Als wir nach gut zehn Minuten wieder landen, bin ich völlig aus dem Häuschen. Ich komme nur sehr langsam wieder auf dem Boden der Tatsachen an. Aber seht selbst:
PS: Warum heißt dieser Beitrag Rundflug mit Rundfunk? An diesem herrlichen Arbeitstag der Burgenbloggerin hat mich auch ein Filmteam des SWR begleitet. Am Samstag, 11. Juli läuft der Beitrag. Von 18:45 Uhr bis 19:15 Uhr geht in der„Landesart“ insgesamt um das Thema: „Loreley heute – oder wie man einen Mythos verkauft“
15 Kommentare
he, das hat mir echt den Bodenkontakt geraubt!
Ganz großes Kino, Jessica!!!
Touchiert der da bei 2.48 die Burg???? :)
90 % von der Protagonistin zu sehen und zu lesen, statt der angedachten Berichterstattung über die Region, die Menschen. Ist es nun ein bezahltes Ego – Urlaubsblog? In der Ausschreibung stand was anderes! Täglich kleine Berichte, einmal die Woche größer. Thema war Mittelrhein, nich Jessica hat Spaß und filmt sich dabei.
Sorry, aber ich muss sagen ich finde deinen Kommentar Blödsinn.
Jessica hat schon mehr in Bewegung gebracht als irgendjemand im Voraus gedacht hätte – und wahrscheinlich mehr kritische Diskussionen als manschen Politikern lieb.
Ich fand das Projekt im Vorfeld eine interessante Idee aber jetzt finde ich es ein geniales Forum für das Mittelrheintal.
Also ich finde Jessica erfüllt die Aufgabe über das Maß.
Das Video hat halt als Thema primär den Flug selbst. Dieser wurde schon vor langem angekündigt.
Und dennoch ist das Thema Weinbau behandelt wurden und der SWR erstellt einen Fernsehbeitrag.
Aber selbst wenn das alles nicht wäre. Das Video ist total toll und die Bilder machen Lust auf unsere Region. Das alleine rechtfertigt den Artikel. Solche Medien sind es doch die das Projekt verfolgenswert machen.
Jessica, weiter so!
Die „Ausschreibung Burgenblogger(in) ist wahrscheinlich nur wenigen tatsächlich bekannt. Ich vermute bei Frank daher Insiderwissen… Spricht da eventuell der Neid?
Lieber Herr/Frau „Frank“,
das „Projekt Burgenblogger“ hat in nur 2 Monaten erreicht, was es sollte: hohe Aufmerksamkeit für die Region, regelmäßige, authentische Berichte, Diskussionen und neue Verbindungen zwischen den Bewohnern. Das alles dank Jessica Schober.
Gibt es in der gleichen Zeit auch einen Beitrag von „Frank“ (hier leider ohne Angabe zur Identität) für die Region oder nur Ihren Quengel-Kommentar?
Mit besten Grüßen, Rainer Zeimentz
Leute, vertragt ihr keine Kritik?
Das sich Rainer nun davor wirft ist klar! Er ist einer der Veranstalter. Aber mir fällt schon auf, dass hier gerne kritische Worte schnell mal abgewatscht werden, als Blödsinn und Quengelei, Neid und dergleichen abgetan werden. Darum geht es aber nicht.
@Marc. Die Ausschreibung ist öffentlich für jeden einsehbar.
Natürlich macht Jessica das alles schön und putzig und charmant. Aber auch mir fehlt etwas mehr Mittelrhein und die Menschen, statt sehr omnipräsent „Jessica Burgenblogger Schober“. ist hier, macht dies und jenes. Nur meine persönliche Meinung.
Also langsam übersteigt das immer mal wieder in diesem Blog aufblitzende Sockenpuppentheater das normale Maß der im Internet üblichen Trollerei.
In diesem Sinne für alle, die das Projekt schon länger verfolgen: Der vorangegangene Kommentar stammt nicht von mir.
Nach all dem, was die Burgenbloggerin an medialer Aufmerksamkeit für die Region bereits erreicht hat, ist ein solcher neiderfüllter Kommentar wie der von „Frank“ leider sehr peinlich.
Und mit an sich begrüßenswerter „Kritik“ hat Franks Beitrag schon deshalb nichts zu tun, weil seine eingangs erwähnten „90 %“, an denen er seine Mäkelei aufhängt, schlicht und ergreifend falsch sind – was jeder weiß, der die vielfältigen Aktivitäten der Burgenbloggerin interessiert verfolgt.
Ich finde Kritik darf sein und ist nicht peinlich, besonders wenn man die Ausschreibung kennt. Warum lässt Jessica uns nicht mehr an ihren vielfältigen Aktivitäten teilhaben ? Und zwar hier im Blog ? Was nutzten die Aktivitäten, wenn sie so wenig davon weiter gibt.
So ein toller Beitrag löst Begeisterung aus, danke Jessika. Die bearbeiteten Aufnahmen sind so professionell, als hättest du das ganze Dreh-Team bei dir gehabt. So viel Platz kann in dem kleinen Helikopter gar nicht sein. Und jetzt wird auch noch im SWR darüber berichtet. Für diesen Beitrag hättest du ein extra Honorar verdient. Liebe Grüße an den Rhein und das Rheintal im Dornröschenschlaf. Du bist der Prinz (Prinzessin) der das Rheintal wachküsst.
Mit Kicks bedankt und leicht errötet. Aber: Ich hatte ja ein ganzes Drehteam bei mir. Die SWR-Kollegen waren super.
Alpha Golf Romeo – alles klar.
Wahnsinn! Dieser Flug von Borks Hütte über die Ruine Stahlberg und dann über Steeg und Bacharach ist einfach nur der Hammer! Trotzdem würde ich nie freiwillig da einsteigen. Ich beobachte diesen Hubschrauber immer wenn er am Spritzen ist und bewundere diesen Piloten!
Vor kurzem war ich bei Oppenheim und hab dort eine Weinbergs Tour mitgemacht. Natürlich gab es dort auch die Weine des Winzers zum Probieren, und die waren einfach nur lecker! Ein Blick in die Karte zeigte mir das deren Wein sogar noch günstig ist. Zum Beispiel kostet dort eine Flasche Spätburgunder Weißherbst 3,80€. Bei einem Winzer in Bacharach-Steeg kostet der 5,- €. Eiswein kostet dort 11,- € und bei uns 24,- €! Also der Wein war sehr gut und der Preis war auch gut und so habe ich mir direkt einen Kasten dort gekauft. Man könnte jetzt sogar sagen ich habe Tauben nach Athen getragen. :-) Das war aber eine Ausnahme.
Aber jetzt zu Deiner Frage auf Facebook „Wieviel darf ein Wein vom Mittelrhein für Euch kosten?“: Sehr schwierige Frage ist das! An meinem Beispiel Oppenheim und Bacharach ist Oppenheim ganz klar der Gewinner weil er günstiger ist! Vom Geschmack sind beide Top! ABER: In Oppenheim kann doch sehr viel mit Maschinen gearbeitet werden, hier bei uns geht das nicht. Hier bei uns ist alles Handarbeit und jeder der mal bei einer Weinlese dabei war wird dir bestätigen welche harte Arbeit es ist. Was das angeht müsste die Flasche Wein wirklich 10,-€ kosten! Aber wer bezahlt das wenn es ein paar Kilometer weiter günstigere Weine gibt? Und von Preisen die bei Lidl, Aldi und Co erhoben werden will ich erst gar nicht reden. Aber ich kaufe mir trotzdem Wein hier und bezahle gerne mehr als wo anders, weil ich eben weiß welche Arbeit dahinter steckt. Vielleicht gehst Du auch mal mit in den Herbst? ;-)