Die Anti-Loreley – Erste Eindrücke von Maria Ruh

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Blick von Maria Ruh zur Loreley.

Kürzlich verschlug es mich erstmals auf Maria Ruh. Der gute Ruf der lauschigen Location mit bestem Loreleyblick war bereits zu mir durchgedrungen. Vor Ort wurden meine Erwartungen sogar noch übertroffen. Dort oben wird die große weite Welt ein bisschen kleiner. Auch, weil ich jemandem begegne, mit dem ich mehr als nur die Herkunft aus dem Kölner Süden teile.

Hoch nach Maria Ruh schleift mich Mechthild Roth, eine resolute Seniorin aus Biebernheim. Warum sie mich unbedingt kennen lernen wollte, ist Teil einer anderen Geschichte (die ich bald erzählen werde). Aber als sie erfuhr, dass ich noch nie oben auf dem bekannten Aussichtspunkt war, reagierte sie entrüstet: “Na, da musst du aber gewesen sein!”. Hat sie ja auch recht. Also ab auf die Höhe nach Urbar. Oben angekommen frage ich mich direkt, warum ich nicht schon viel früher hier hoch gekommen bin. Hier werden alle Mittelrheinklischees über die Hangkante getreten, auf dass sie vor der Loreley auf ewig versinken mögen. Drei Dinge, die mir besonders gut gefallen haben.

  1. Zwei Männer mit Kapp'. Der Burgenblogger und Gerd Brengmann.
    Zwei Männer mit Kapp‘. Der Burgenblogger und Gerd Brengmann.

    Der erste Eindruck. Schon bei der Ankunft hat man das Gefühl, eine kleine, verträumte Oase erreicht zu haben. Keine Schranken, die einem die Durchfahrt versperren. Stattdessen wartet ein gemütlicher Biergarten, in dem man sofort Platz nehmen möchte. Dahinter eine gepflegte Parkanlage, die schon von der Straße den Blick in Richtung Loreleyfelsen frei gibt. Essen und Trinken: Hier entlang. Aussicht genießen: Da entlang. Ich habe das Gefühl, mich sofort zurechtzufinden. Der zweite Blick gilt der Speisekarte im Schaukasten. Hier wartet die nächste Überraschung: “Himmel un Ääd”? “Kölsche Krüstchen”? Kommt etwa gleich der Köbes um die Ecke und serviert Kölsch statt Riesling? Naja, fast. Mich empfängt Gerd Brengmann. “Der Mann mit der Kapp’” steht auf seiner Visitenkarte. “Da haben wir ja was gemeinsam”, sage ich nicht zum letzten Mal in unserem Gespräch.

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    Gerd Brengmann und Petra Hönes kümmern sich um die Gastronomie auf Maria Ruh.

    Positive Energie. Gerd Brengmann und seine Geschäfts- und Lebenspartnerin Petra Hönes tragen die Verantwortung auf Maria Ruh, im Auftrag von Pächter Gerd Ripp. Schnell klärt sich auf, wie die rheinischen Spezialitäten auf die Karte kommen: Das Paar ist aus Köln an den Mittelrhein gekommen. “Ach? Woher genau?”, frage ich. “Aus der Nähe von Brühl”, antwortet Gerd Brengmann und ergänzt, gewohnheitsmäßig der Nachfrage vorbeugend: “Da, wo das Phantasialand ist.” “Ich weiß”, sage ich. “Ungefähr da lebe ich auch.” Bei so vielen Gemeinsamkeiten ist es kein Wunder, dass wir uns direkt gut verstehen. Aber sowohl “Der Mann mit der Kapp’” als auch Betriebsleiterin Petra Hönes gehören zu den Menschen, die es schaffen, jedem Gast ein Willkommensgefühl zu vermitteln. Und sollten sie tatsächlich mal scheitern, gibt es ja noch Hundedame “Happy”. Die Australian Shepherd döst am heutigen Hitzetag allerdings nur träge in der Ecke. “Klar, geht hier auch mal was schief”, sagt Brengmann. “Aber dann geben wir ein Schnäpschen aus und dann geht’s auch meistens wieder”, sagt er mit einem Schmunzeln. Rheinische Lebensart halt.

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    Die Kaffeeröstmaschine ist ein echter Hingucker.

    Einfallsreichtum. Top-Locations gibt es am Mittelrhein viele. Tolle Landschaften, herrschaftliche Burgen, die Lage am Wasser, das sind beste Vorrausetzungen. Aber das reicht nicht: Man muss auch was draus machen. Maria Ruh zeigt, wie man einen Ort mit guten Ideen wirklich beleben kann. Die hauseigene Röstmaschine verbreitet heimeligen Kaffeduft, ist ein echter Hingucker und liefert den Gästen Gesprächsstoff. An der Wand hängt eine Skulptur von Künstlerin Jutta Reiss, die an die Treidler erinnert. Ganz unkitschig schafft das eine Verbindung zur Historie des Mittelrheins. Eine Besonderheit auf Maria Ruh sind ein paar alte Quittenbäume. Warum die nicht zum Markenzeichen des Lokals machen und Quittenprodukte anbieten, dachten sich Pächter und Betreiber. Ist mal was anderes als der allgegenwärtige Wein. Jetzt muss man nur dafür sorgen, dass die Obstbäume auch Früchte tragen. Also holte man sich von einem Imker aus Oberwesel ein Bienenvolk. Und hat urplötzlich auch noch hauseigenen Honig, den man verkaufen kann. Viele kleine Ideen sind das, die sich zu einem großen Ganzen verbinden. Kein Wunder, dass Maria Ruh innerhalb kurzer Zeit zu einer der angesagtesten Locations am Mittelrhein geworden ist, zum Schauplatz von Konzerten, Weinproben und mehr. Das darf sich die ein oder andere, nicht so ferne Sehenswürdigkeit gerne zum Vorbild nehmen.

P.S. Just for the record: Ja, es gibt Internet hier oben. Und: Creditcards are welcome. Geht doch ;)

3 Kommentare

  • Stefan Buch says:

    Meine Großmutter väterlicherseits und deren Geschwister sind alle schon oft auf Maria Ruh gewesen! Auch schon als Kinder, denn sie stammen alle aus dem benachbarten Urbar! :)
    Und ich habe den Ausblick von dort auf das Rheintal schon oft genossen!

  • Mona Jung says:

    Letztes Jahr, angeregt durch ein Kommentar auf dieser Seite, bin ich gemeinsam mit meinem Mann hoch nach Maria Ruh gewandert. Ich war auch total angetan von dieser Location und den sensationellen Blick auf die Loreley. Letztes Jahr war mein beliebtestes Geburtstagsgeschenk Gutscheine für Maria Ruh. Es geht doch !!

  • Ilona says:

    Ja wir wohnen an einem wundervollen Fleckchen Erde …. und der Gerd und Petra das sind echte fröhliche Rheinläner. Die kann man nur gerne haben.