Loredry Gin: Ein Stückchen Heimat in der Flasche

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Stefan Wanning, Andreas Wanning, Heinz-Uwe Fetz und Markus Wanning (von links). Foto: privat

Kirschen vom Mittelrhein, Quellwasser von der Loreley und eine große Portion Heimatliebe. Das sind nur einige der Zutaten, die sich im Loredry Gin wiederfinden. Der Wacholderschnaps feiert seit einigen Jahren so eine Art Comeback. Vorbei sind die Zeiten, wo Gin Tonic als angestaubtes Lieblingsgetränk von „Queen Mum“ sein Dasein fristete. Drei Brüdern aus Münster-Sarmsheim bei Bingen kam daher die Idee, ihren eigenen Gin herzustellen. Ein Gin aus dem Mittelrheintal. Und für das Mittelrheintal. Gemeinsam mit Heinz-Uwe Fetz aus Dörscheid brennen Stefan (31), Andreas (28) und Markus (26) Wanning den Loredry Gin.

Heiß ist es im Keller von Heinz-Uwe Fetz. Der Geruch von Alkohol liegt in der Luft. In einem großen, kupferfarbenen Kessel tänzelt das Destillat. Durch kleine Bullaugen sind die springenden Tropfen gut zu erkennen. Heute wird Gin gebrannt. Das war nicht geplant, doch die Nachfrage ist groß. Da muss Fetz‘ Weinberg warten. Viel Erfahrung ist herauszuhören, wenn der Dörscheider seine Destille erklärt. „Fürs Brennen habe ich keine Ausbildung gemacht, ich bin absoluter Autodidakt“, erklärt Fetz. Genau wie für die Brüder Wanning, ist Gin für ihn Neuland. Zuerst hat er sich daher mit anderen Brennern ausgetauscht, ist dann aber seinen eigenen Weg gegangen.

Der Loredry Gin ist regional bis ins letzte Detail, das Konzept dahinter ausgeklügelt. Nicht nur das Wasser und die Kirschen stammen aus dem Mittelrheintal. Die Flaschen kommen von Kefla-Glas aus Kempten, die Etiketten von der Druckerei Leindecker in Dietersheim. Die Destillerie von Heinz-Uwe Fetz ist in der Region die am nächsten liegende zur Loreley. 555 Flaschen werden hier pro Batch, also pro Charge, hergestellt. Hintergrund: Der Loreleyfelsen liegt bei Rheinkilometer 555. Und jeder Batch trägt den Namen einer Burg am Mittelrhein. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, finden sich einzelne Blattgoldflocken in jeder Flasche. Sie symbolisieren die Tränen der Loreley. „Eigentlich sollte es ein goldenes Haar der Loreley sein, ein Goldschmied sagte uns aber, dass das nicht möglich sei“, erklärt Markus Wanning.

Während der Brennvorgang in vollem Gange ist, widmet sich Fetz den Flaschen. Jede einzelne wird in Handarbeit befüllt, beklebt, beschriftet und verschlossen. Alles Unikate. Mit einer Pinzette lässt der Brenner das Blattgold in die Flasche rieseln. Da ist ein ruhiges Händchen gefragt. Ebenso beim Bekleben. Nur keine Luftblasen zwischen Glas und Etikett kommen lassen. Hier ist vor allem wieder eines erkennbar: Erfahrung. Zwar ist es der erste Gin für Fetz, nicht aber sein erstes Destillat. Bereits 2004 erhielt er den Staatsehrenpreis „Für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Edelbranderzeugung“. Er ist also ein alter Hase, wenn es ums Schnapsbrennen geht.

Wohl auch deshalb wurde er den Wanning-Brüdern von einem anderen Brenner empfohlen. Rund zwei Jahre haben die drei mit einer kleinen Hobby-Destille herumexperimentiert, bevor sie den Kontakt zu Fetz suchten. Alles neben der Arbeit. Stefan Wanning ist promovierter Apotheker und arbeitet in Freiburg, Andreas ist Ingenieur in Ingelheim und Markus ist Betriebswirt mit IT-Schwerpunkt. Er arbeitet in Stuttgart. Trotz räumlicher Trennung, die Liebe zur Heimat und zu einem guten Gin verbindet sie. Bis zu jener Schnapsidee. Neben der Suche nach Zutaten, beginnen die Brüder, sich mit der Geschichte und der Topografie des Tals zu beschäftigen. Sie machen keine halben Sachen, das soll später noch klarwerden.

Trotz der langjährigen Erfahrung, war Heinz-Uwe Fetz anfangs skeptisch, als die Wannings mit ihrer Idee vor seiner Tür standen. „Ich musste mich ja selbst erst einmal fragen: Kann ich sowas überhaupt?“, erinnert sich der Dörscheider. Nachdem er schließlich einige Gins probiert hatte, war sein Ansporn geweckt. Er wollte es besser machen. Die Brüder waren ihm von Beginn an sympathisch, in kleiner Charge starten sie die Produktion. „Im Notfall hätten wir die Flaschen halt selbst getrunken“, sagt Fetz.

Für die Brüder Wanning war es nicht die erste Idee, die sie in die Tat umsetzten. Bereits vor fünf Jahren haben sie eine portable Seilwinde entwickelt, die beim Wakeboarden und beim Wasserskifahren eingesetzt wird. „Wir betreiben diesen Sport auch selbst, hatten aber kein Geld für ein Boot. Da kam uns die Idee, die Seilwinde zu entwickeln“, erklärt Markus Wanning. Bis heute fertigen und verkaufen sie die im Internet. Mit ihrem zweiten Produkt schließlich schafften sie es 2016 sogar in die TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Mit einem fluoreszierenden Klebestreifen für die Fahrradfelgenflanke, einem Sicherheits-Gadget für Radfahrer, überzeugten sie Unternehmer Ralf Dümmel, der daraufhin in das Produkt investierte.

Und nun also Gin. Ob die drei Brüder sich vorstellen können, jetzt den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen? „Ich glaube, der Loredry Gin wird eher ein Nischenprodukt werden“, sagt Markus Wanning. So ganz abgeneigt von der Idee scheint zumindest er jedoch nicht zu sein. Seine beiden älteren Brüder hingegen sind wohl schon zu fest im Berufsleben verankert. Und selbst wenn der Loredry Gin am Ende den Sprung auf den großen Markt nicht schafft, so ist es doch jetzt schon viel mehr als nur eine Schnapsidee.

 

Drei Fragen an Markus Wanning:

Was bedeutet für dich das Mittelrheintal?

Das Mittelrheintal bedeutet für mich erst einmal Heimat. Da komme ich her, wir sind als Kinder viel auf den Burgen hier unterwegs gewesen. Es ist einfach schön hier.

Was ist für dich typisch Loreley?

Natürlich unser Gin, der Loredry. Typisch Loreley ist aber auch die Nixe, die auf dem Felsen sitzt, so wie man sie aus den Geschichten kennt. Außerdem ein wunderschöner Ausblick über das Tal. Und aktuell ist typisch Loreley auch noch eine Baustelle. Es tut sich viel dort, ein starker Wandel.

Was könnte im Mittelrheintal besser laufen?

Die Infrastruktur im Tal ist immer wieder ein Thema. Ich denke im Zuge der Bundesgartenschau wird sich da etwas tun. Der starke Güterverkehr ist natürlich auch ein Problem im Tal. Wenn man gemütlich im Park am Binger Mäuseturm sitzt, rattern auf einmal die Züge vorbei.

 

Und hier die Fotos zum Durchklicken:

 

 

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