Die zehn besten Dinge, die allein diese Woche passiert sind? Reichen bis zur Rente! In der Luft, zu Wasser, auf der Straße. Am laufenden Band erlebe ich hier so viel Verrücktes, davon werde ich eines Tages meinen Nachfahren erzählen.
Wenn ich dann in meinem Schaukelstuhl sitze, aufs Wasser schaue (vielleicht auf den Rhein?) und mir das Gebiss zurecht ruckele, werde ich sagen: „Wisst ihr, Kinder, damals hat die Omma für ein halbes Jahr auf einer richtigen Burg gewohnt und da ist Folgendes passiert…
1. … Ich habe eine Gruppe gegründet, die in kürzester Zeit über 1000 Mitglieder gefunden hat. Ich freue mich, dass in der Gruppe „Du weißt, du kommst vom Mittelrhein, wenn…“ jetzt Eissorten und Ortsschilder diskutiert werden. Es werden Fotos von grüßenden Ordensschwestern und platzenden Feuersalamandern geteilt. Es wird erklärt, was Krotze ist. Einer hat jetzt sogar einen Aufkleber entworfen. Das Beste: Ich halte mich da ganz raus. Moderiert wird die Gruppe von lokalen Admins. Die vermehren sich jetzt von alleine. Ich bin Fan!
2. Ich freue mich, dass die Mittelrheiner mir meine Ahnungslosigkeit verzeihen. Neulich twitterte ich mit bebenden Flanken über einen Hubschrauber, der die Weinreben am Steilhang spritzte. Ich fand das aufregend. Offenbar ist das hier aber nichts Besonderes. Was passierte danach? Ein Schreibwarenhändler aus Bacharach schrieb mir, er habe den Helikopterpiloten für mich ausfindig gemacht. Ich könne gerne mal beim nächsten Mal mitfliegen! Ach…
3. Ich bekam eine SMS: „Hey Burgenbloggerin, heute Boot fahren auf dem Rhein! Lust und Zeit, treffen am Strandbad!“ Dort wartete ein Motorschnellboot auf mich am Bacharacherer Fähranleger und eine gut gelaunte vierköpfige Truppe. Sie überreichten mir ein Eis, heizten mit 100 PS eine Runde mit mir über den Rhein und ließen mich dann am Ufer – mit Puddingknie aber lachend – zurück.
4. Ich düse durchs Tal. Eine reizende Oberweselerin nahm mich auf eine Spritztour mit ihrem VW Käfer mit, ich durfte einmal Probesitzen im ausgebauten Deutz-LKW des Gatten und – das Allerbeste: Endlich meine erste Motorradtour durchs Mittelrheintal. Die. Kurven. sind. der. Hammer.
5. Ich bekam Überraschungsbesuch von meiner liebsten Wandergesellin, der Schreinerin, die auch schon die Möbel für die Bloggerwohnung baute. Ich erinnerte mich an meine Vorhaben aus der Bewerbung und gemeinsam machten wir ein Moosgraffiti auf der Burg Sooneck: Aus Joghurt, Bier, Zucker und Moos:
6. Jemand schrieb: „Hallo Burgenbloggerin Jessica, seit einiger Zeit verfolge ich Ihren Blog und erfreue mich an Ihrer lockeren aber auch kritischen Berichterstattung. Als wir heute Abend nun zu einem Schoppen zur Vinothek in Bingen am Rhein gehen wollten, war Ihr Auto zufällig in der Nähe der Wohnung geparkt. Vielleicht haben Sie ja mal Interesse Ihr „Zielgebiet“ von oben anzuschauen. Ich selbst bin Hobbypilot und fliege im Aero-Club Koblenz kleine Sportmaschinen. Sollten Sie also gerne mal das Rheintal zwischen Koblenz und Bingen aus der Luft erkunden, dann lade ich Sie ganz herzlich dazu ein. (Fliegen soll übrigens auch gegen Burgenburnout helfen.)“
7. Fremde Menschen schicken mir Fotos von Rehherden und Füchsen und schreiben: „Hallo, ich glaube das hast du von der Burg noch nicht gesehen! Ein halber Zoo.“
8. Die Nachricht einer Mittelrheinerin, die nach München gezogen ist: „Hallo liebe Frau Burgenbloggerin, wie schlimm ist es eigentlich, in so kurzer Zeit seinen echten Namen zu verlieren? Nennt Sie überhaupt noch jemand Jessica bzw. wissen Sie noch, dass Sie so heißen? :-) Vielen lieben Dank für den tollen Blog“
9. Meine neuen Mitbewohner, die morgen hier ankommen werden… Von denen ich jetzt hier noch nichts verraten werde.
10. Dass ich noch viereinhalb Monate im Mittelrheintal vor mir habe! Auf dieser Burg.
3 Kommentare
Bitte helfen Sie mir – einem alten Mann, der kein Facebook hat, sondern nur das gewöhnliche altmodische Internet anschauen kann. Seit der Mittelrhein-Aufkleber erstmals hier gezeigt wurde, zerbreche ich mir Tag und Nacht den Kopf: Wie soll der Sticker verstanden werden? In der Gem. (Gemeinde) Unesco Welterbe will man zwar nicht einsam vorangehen (denn „einsam“ ist durchgestrichen). Aber eben auch nicht „Gemeinsam“, wegen des durchgestrichenen Wortbestandteils.
Wo liegt mein Denkfehler? Denke ich zu wenig, oder zu viel? Bitte helfen Sie mir.
Jetzt hat es Dich doch erwischt! Aber so ist das nun mal hier: Ist erst mal das negative verdaut überwiegt irgendwann doch das positive hier im Tal. ;-)
Hach!