Bald geht es los. Am 1. Mai 2015 ziehe ich auf die Burg Sooneck. Und manche fragen mich: „Was ist passiert, seitdem du als Burgenbloggerin ausgewählt wurdest?“. Davon soll dieser erste Blogbeitrag erzählen, mit einem Blick über die Schulter geht es los.
Nachdem ich im November die Nachricht bekam, bin ich erstmal ausgeflippt. Dann wurde mir klar, dass ich nun wohl so langsam meine Wortwalz beenden muss. Ich tippelte mit einer reisenden Wandergesellin zurück nach München (von ihr wird später noch zu sprechen sein…). Zwischen den Jahren ging die Abstimmungarbeit los. Wer macht was, wann geht es los, was ist das Ziel? Solche Fragen habe ich mit meinen Projektpartnern diskutiert. Das Ergebnis habe ich eigens auf einer Transparenz-Seite zusammengefasst. Denn immer wieder fragten mich Leute, wer alles hinter dieser verrückten Idee steckte, mich für ein halbes Jahr auf diese Burg zu setzen…
Nun steht der Umzug kurz bevor. Und jetzt ist tatsächlich die Wandergesellin, mit der ich letztes Jahr unterwegs war, dabei die Burg auszubauen. Die Schreinerin trennt von der Schreiberin nur ein einziger Konsonant. Das ist meiner Reisekameradin und mir schon im vergangenen Jahr auf der Straße aufgefallen. Jetzt ist die Freireisende Schreinerin Hanna gerade in Koblenz und baut einige Möbel für die Bloggerwohnung. Das finde ich entzückend! Die perfekte Vermählung von Wortwalz und Burgenbloggerin. Auch in Zukunft werde ich reisende Wandergesellen herzlich auf der Burg Sooneck willkommen heißen.
Ein weiteres Herzensanliegen: Ich wollte unbedingt die anderen Bewerber mit ins Boot holen. 743 Menschen haben sich mit großartigen Ideen für die Stelle als Burgenblogger beworben. Der furiose Mitbewerber Hagen Graf hat sich sogar hier die Mühe gemacht alle Bewerbungen in einem E-Book zusammen zu fassen. Und Kandidat Jürgen Rink, dem ich seitdem vergnügt auf Twitter folge, hat die Bewerbungsphase in einem amüsanten Live-Ticker zusammen gefasst. All diese Menschen haben das Burgenblogger-Projekt bereichert. Am liebsten würde ich sie hier alle nochmal aufzählen, die kreativen Wahnsinnigen und die wahnsinnig Kreativen. Tatsächlich habe ich mit den Kandidaten, die ebenfalls zur Top10-Runde auf die Burg eingeladen wurden, im Nachgang ein digitales Notizbuch geführt. Von den dort gesammelten Ideen der „Neun Gefährten“ wird hier noch zu lesen sein.
Und neulich, Ende März, war ich übrigens schon mal beim Burgennetzwerk-Treffen auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Das war sozusagen ein Vorabbesuch, die erste Gelegenheit, bei der ich mein Burgenblogger-Namensschildchen ansteckte. Dort traf ich viele Menschen aus dem Mittelrheintal, die etwas mit Burgen am Hut haben. Tourismusmenschen, Burgbesitzer, Verwalter. Die reden dann über Broschüren und Tourismuskonzepte. Ich habe mich brav vorgestellt und musste schmunzeln. Bei solchen Veranstaltungen herrscht manchmal regelrechter Alliterationsalarm. Mit dem Rhein lassen sich ja auch herrliche Wortmonster schaffen: Rheingeblättert, der Rhein-Reisende, Rheinromantik. Der neueste Claim heißt: Sagenhaft! Und ich frage mich: Wie viel Wortwitz kann ein Ort ertragen?
Wie fühlen sich wohl die Leute, die in dieser Region leben, wenn über ihren Lebensraum immer als pittoreske Ritterwelt berichtet wird. Was machen denn die Menschen, die nicht so hübsch auf einer Burg leben wie ich und sich über den Bahnlärm ärgern? Diese Fragen wurden hier nicht verhandelt. Ich habe diese Vorab-Veranstaltung also ein bisschen ratlos wieder verlassen. Aber das ist ja das Schöne: Ich darf mir den Luxus der Ahnungslosigkeit leisten. Ich darf die nächsten sechs Monate durch dieses Tal streunen und gucken, worüber ich stolpere.
Ein Kommentar
>>Der neueste Claim heißt: Sagenhaft!
Gemeint ist wahrscheinlich: „Sagenmahl“, oder? Das soll ein regionaltypisches Gericht sein (mit Lachs).