Asterix vom Mittelrhein

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Was haben Weinberge, Comics und Burgenblogger gemeinsam? Sie alle haben Leser. Eine besonders große lesende Fangemeinschaft fanden im Mittelrheintal stets die Karl-Comics. Getextet von einem heutigen Bürgermeister, der mich kürzlich auf der Burg Sooneck besuchen kam.

Die Karl-Comics sind Kult im Mittelrheintal. Leider werden sie nicht mehr aufgelegt.

Patrick Kunkel ist ein Unikum. In vielerlei Hinsicht. Er wird von einigen Twitter-Bürgermeister genannt, weil er als Stadtoberhaupt von Eltville im Rheingau aktiv ist im Netz wie wenig andere.  Er macht tatsächlich Selfies in alle Himmelsrichtungen. Er ist aber auch ein Unikum, weil er eine legendäre Comicreihe betextet hat, die viele hier im Mittelrheintal kennen. Noch als Student erfand er mit seinem Freund, dem Zeichner Michael Apitz, die Comicfigur „Karl“, die ein wenig an Asterix & Obelix vom Mittelrhein erinnert. Der Spätlesereiter, das Erbe, die Loreley, lauter lokale Themen tauchen in den Heften auf. Sie erzählen Bildergeschichten, die entlang des Rheins vor dem historischen Hintergrund des ausgehenden 18. Jahrhunderts spielen.

Die Hauptpersonen sind Karl, der in seinem Weinbau-Institut von Geisenheim bei Rüdesheim den Spätlesewein entdeckte und sein Hund Grandpatte. Der Held Karl erblickte 1988 das Licht der Comicwelt. Im einem Vorwort heißt es über ihn: „Seine blonde, aufsteigende Haartolle spricht von seinem positiven Charakter.“ Mein Lieblingsheft ist „Das Erbe“, das mir der Bürgermeister bei seinem Besuch signiert da ließ. Darin taucht nicht nur die Burg Sooneck im Hintergrund auf, sondern auch so einige Figuren, die mir schon in echt begegnet sind. Zum Beispiel die wunderbare Wirtin Iris aus der historischen Weinwirtschaft in Oberwesel. Die liebevoll gestalteten Hefte sind voller Anspielungen und Anekdoten. Dass ein hechelnder Hund vor der Burg Rheinstein „Hecher, Hecher“ sagt, ist nur ein putziges Beispiel dafür.

Auch die Burg Sooneck taucht im Comic auf, am Hang neben dem Steinbruch bei Trechtingshausen

Über den Künstler Michael Apitz hat der SWR übrigens neulich in seinem Mittelrhein-Bericht eine schöne Dokumentation gedreht. Apitz macht noch viel mehr als Comics malen, er ist eine Art moderner Rhein-Romantiker. Und auch wenn Patrick Kunkel von seiner Arbeit als Bürgermeister im hessischen Eltville erzählt, fällt auf, wie sehr er den Mittelrhein liebt. Obwohl er ja im Rheingau aktiv ist. Mit seiner Erlaubnis zeige ich hier die ersten drei Seiten, des Erbe-Comics.

Leider gibt es keine Neuauflagen der Karl-Comics mehr. Wer noch ein Heft hat, der hütet die Rarität wie einen Schatz. Auf Facebook erinnerten sich einige Burgenblogleser sofort an die Bände, als ich von dem Besuch erzählte. Einer schrieb gleich: „Leider gibt es nichts neues vom Spätlesereiter, meiner Info nach und das schon seit ein paar Jahren. Ich kenne alle Bände, super gemacht.“ Eine Leserin meinte: „Schade, dass die Karl Bände nicht mehr aufgelegt werden. Hätte sie vor ein paar Jahren gerne im Laden angeboten.“ Das riecht für mich nach Potenzial. Ich frage mich, warum nicht mal jemand ein Crowdfunding startet, um die tollen Karl-Comics nochmal drucken zu lassen? Das wäre doch mal was – Kaboooouuuum!

Eine alte Bekannte: Wirtin Iris aus der historischen Weinwirtschaft ist eine der vielen Figuren, die man aus dem Mitteltheintal kennt. Welcher ist euer Lieblingscharakter?

 

10 Kommentare

  • Johann says:

    Ja, ich fürchte auch, die Comics waren schlicht zu früh dran. Anders als Frankreich und Belgien (die Reihe ist ja im frankobelgischen Funny-Stil gehalten) hatte Deutschland lange eine sehr unterentwickelte Comickultur. Nach 2000 hat sich das geändert. Daher sehe ich heute durchaus Potential für größeren Erfolg, weswegen eine Neuauflage zu begrüßen wäre.

    • Patrick Kunkel says:

      Lieber Johann,
      ich denke, Du hast da völlig recht.
      Michael Apitz und ich haben uns das oft überlegt, wobei wir mit unserem Erfolg ja zufrieden waren und sind.
      Wir denken jetzt ernsthaft über Neuauflagen und eine neue Vermarktungsstrategie nach.
      Unsere Burgenbloggerin hat da einen Kick gegeben…
      Gruß, patrick
      Kontakt gerne unter: kunkel@eltville.de

    • Johann says:

      Ich bin lange ein Leser und Liebhaber von Comics, wobei ich aber auch zugeben muss, dass mir diese Karl-Comics bis vor Kurzem auch völlig unbekannt waren. Ein Erfolgsgarant wäre wohl, mit der Reihe bei einem größeren Verlag, wie Carlsen oder Ehapa, unterzukommen. Egal, ob als Neuauflage der Einzelbände, oder als gebundene Gesamtausgaben, wie sie heute gerne veröffentlicht werden. Dabei wäre ein Vorteil, mit Leseprobe in den Werbebüchern der Verlage zu erscheinen, mit denen Comichändler gerne um sich werfen. Ich bin natürlich nicht in der Materie drin und habe keine Ahnung, wie das rechtlich aussieht, ob die Rechte bei Zeichner und Autor liegen. Eine Neuauflage böte auch die Gelegenheit im Anhang neben den historischen Hintergründen eine Art „Making of“ zu veröffentlichen, wobei auch karikatierte Personen genannt werden können, die heute vielleicht nicht mehr allzu bekannt sind.

    • Johann says:

      Ich sehe gerade, dass die Comics seinerzeit im Eigenverlag erschienen. Daher hat sich meine Frage erübrigt. ;-)

  • Habe gleich gestöbert ob ich eines im Regal habe, leider nicht, ich wäre auch dabei, also geben für ein Crowdfounding, sehr schön gezeichnet!

  • Mona Jung says:

    Ja, die Karlbände neu auflegen, das ist mal eine Superidee !